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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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durch.
Diary of a Nobody, Three Men in a Boat
 … aber er wusste, dass er nichts Komisches wollte, und am Ende zog er einen Hornblower-Roman heraus, den er seit ein paar Jahren nicht mehr gelesen hatte.
    Bevor er aß, rief er auf dem Revier an. »Ist Nathan noch da?«
    »Gerade gegangen, Sir.«
    »Hat sich was getan?«
    »Leider nicht … Die meisten sind nach Hause gegangen … sind ein bisschen entmutigt.«
    »Ich weiß. Wir brauchen alle erst mal richtig Schlaf.«
    Außer den Menschen, die ihn am meisten brauchen, dachte er, als er auflegte – die Angus. Die Verbindungsbeamtin hatte ihm erzählt, dass Marilyn Angus nur schlafen konnte, wenn sie eine der Tabletten nahm, die Chris ihr verschrieben hatte, aber das tat sie nur ungern, falls es etwas Neues gab und sie dafür wach sein musste.
    Und David? Schlief er? Oder war er tot?
    Ein paar Zeilen schossen Simon durch den Kopf.
    Aus der Küche kam der Geruch nach erwärmtem Papier. Er öffnete die Ofentür und wollte den Teller mit dem Fisch und den Pommes frites gerade herausnehmen, als es an der Tür klingelte. Ihm fiel ein, dass Chris gesagt hatte, er käme vielleicht auf dem Nachhauseweg vorbei, daher drückte Simon auf die Sprechanlage.
    »Hallo, Chris, komm rauf.«
    Er öffnete die Wohnungstür, um seinen Schwager zu begrüßen. »Hallo …«
    Doch es war nicht Chris Deerborn, der die letzten Stufen zu ihm heraufkam.
    »Hallo, Simon. Ich hab die Gelegenheit ergriffen … Mir ist klar, dass du nicht mich erwartet hast.«
     
    Der letzte Mensch, dachte Simon, der letzte Mensch auf Erden.
    »Diana.«
    Er stand in der Tür, sah sie an, und sie war eine völlig Fremde, diese hochgewachsene, rothaarige, schlanke Frau, schick, duftend, gut geschminkt. Er kannte sie nicht. Hatte er sie je gekannt? Ja, in einem anderen Leben, als er ein anderer Mensch gewesen war.
    »Was machst du hier?«
    Er wollte sie nicht hereinlassen. Die Wohnung, sein geheiligter Ort, war für sie tabu. Sie hatte sie noch nie betreten. Sie hatten sich nie in Lafferton getroffen.
    »Du bist schwer zu erreichen.«
    Er antwortete nicht.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich sofort wieder verschwinde?«
    »Tut mir leid … Natürlich nicht.« Er hielt ihr die Tür auf.
    »Wenn ich ungelegen komme …«
    Verdammt, ja, du kommst ungelegen – dein Besuch wird mir immer ungelegen kommen.
    »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin mit dem Auto da. Also kommt es darauf an, wie lange ich bleibe, ob ich etwas trinke – oder nicht.«
    »Ich wollte gerade Kaffee kochen. Setz dich. Bin gleich wieder da.«
    Simon ging in seine makellose Pantryküche, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Verdammt. Verdammt, verdammt.
    Er füllte die Kaffeemaschine mit Wasser und öffnete die Tür des Hängeschranks zu heftig. Auf einem Teller vor ihm stand das Paket mit Fisch und Pommes frites und kühlte ab. Er riss es auf, stopfte sich eine Handvoll Pommes und ein Stück Fisch mit Panade in den Mund. Er war völlig ausgehungert. Wut auf Diana, weil sie es gewagt hatte, hier aufzutauchen, formte einen Knoten in seiner Brust. Er hatte sie im Ausland kennengelernt und ein paar Jahre lang eine lockere Beziehung mit ihr gehabt, unbelastet, zumindest seinerseits, von zu vielen Gefühlen. Sie waren ins Theater oder ins Kino gegangen und oft zum Essen. Danach gingen sie für gewöhnlich zusammen ins Bett, in Simons Hotel oder in Dianas Londoner Haus. Sie hatte ihn immer gebeten, dort bei ihr zu bleiben. Darauf hatte er sich nie eingelassen. Er hatte ihre Gesellschaft genossen … sie war attraktiv, intelligent, gut informiert, zehn Jahre älter als er und Witwe, praktisch veranlagte Besitzerin einer äußerst erfolgreichen Brasseriekette.
    Und das war alles. Oder, eher, das war alles für ihn.
    Diana hatte ihn im vergangenen Jahr zweimal angerufen, einmal kurz nach dem Mord an Freya Graffham, einmal ein paar Wochen später, hatte aber stets nur seinen Anrufbeantworter erreicht. Er hatte nicht zurückgerufen. Er war davon ausgegangen, dass sie verstand, was sein Schweigen bedeutete, und hatte bisher kaum mehr an sie gedacht.
    Es gab keine Ungewissheit, was er tun würde, wenn sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte. Er nahm das Tablett und öffnete die Tür.
    Sie trug ein cremefarbenes Strickkostüm und Smaragdohrringe, teure Schuhe, und sie kehrte ihm den Rücken zu, während sie eine seiner Zeichnungen an der Wand betrachtete.
    »Tut mir leid, ich habe keine Kekse …

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