Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nennet / zum Ochsen umb Frl. Europen willen machet? O du blinde Vernunft / lerne doch erkennen / daß Gott ein reines keusches unverendertes ewiges Wesen sey / dem kein Abzug kein Zufal / kein Muhtwille / keine Frecheit /aber auch keine Schwach- und Unvolkommenheit kan noch muß zugeleget werden; dann wie könte Gott alle dinge ordnen / schaffen und erhalten / wann einiger Gebrech an ihm währe? wie könte er das höchste Gut sein / wann einige zuneigung zum Bösen bey ihm währe? Ich rede kühnlich / weil ich einen gnädigsten Käyser habe / und umb so viel kühner / weil ich dem wahren Gott nichts unbilliches / nichts vorwerfliches /nichts gebrechliches antichte; weiß auch / daß die Grosmächtige Käyserliche Fr. Mutter mit mir allerdinge einig ist. Dann warumb solte ich leugnen / daß ich eine Christin bin? so weiß ich ja auch / daß mannicher Christ bey meinem Gnädigsten Käyser wol gelitten ist / und dessen Hocheit meinem HErrn und Heiland Jesus Christ selbst nicht verachtet (dieses sagte sie / weil der Käyser denselbe auch mit unter seine andere HausGötter rechnete). Weil dann die Christen / fuhr sie fort / den Tichtungen von den falschen Göttern und Göttinnen hertzlich feind sind / hat der heutige schändliche Lugen Tichter keine andere Belohnung bey mir zu hoffen / als verachtung / Feindschaft / Haß / Schmach und Straffe / dafern ich seiner nur mächtig werden kan. Alle Anwesende höreten ihr fleissig zu / sahen ihr die Augen im Kopfe vor Zorn fünkeln / und sprach der Käyser sie zufrieden; sie möchte diesen Närrischen Tichter ihres ädlen Eifers unwirdig halten; könte er ihn in erfahrung bringen /solte es ihm ungestraffet nicht hingehe. Worauf sie sich dann zufrieden gab / und bey dem Kåyser bitlich erhielt / daß aufgeruffen ward / da iemand dergleichen Zettel gefunden / solte er sie straks Angesichts einliefern / dere 25 eines Inhalts herzugebracht und mit Feur verbrennet wurden. Es wahr dieses der Sechste Tag der Hochzeit / an welchem Herkules und Ladisla allen Römischen Herren / Frauen und Fräulein köstliche Kleinot und Ringe / teils aus der Räuber Höhle /teils aus Asten mitgebracht / austeileten / ihrer Freund- und Kundschaft dabey zudenken; insonderheit bestelleten sie bey Herr M. Fabius / daß dem Käyser in der Stad Rom / nicht weit von ihren aufgerichteten Bildnissen / ein Siegesbogen / und eine hohe Spitze solte aufgebauet werden / dero behuef sie ihm dann 4 Tonnen Goldes einlieferten; Welches er dem Käyser unangezeigt nicht lassen durfte / der ihre Gewogenheit daraus erkennend / hinwiederum jedem einen güldenen KönigsStab / als freien Bundgenossen / und des Römischen Reichs Freunden / schenkete.
Des nähstfolgenden Tages zimlich früh / ward dem Käyser angemeldet; es hielte ein sehr grosser starker Ritter / scheußliches Angesichts mit 12 Gewapneten /und 10 Leibdienern vor dem StadTohr / gäbe sich an vor einen Pannonischen Herren und Gesanten seines Königes / und begehrete vor den Römischen Käyser gelassen zuwerden / als welchen er wegen seines Königes und des Pañonischen Reichs etwas vorzutragen hätte. Vielleicht / antwortete Dio / wil Pañonien sich dereins bequemen / nachdem es uns etliche Jahr aneinander manniche Ungelegenheit verursachet hat /und verlanget mich zuwissen / was dieser guts neues bringen wird. Der Käyser befahl / man solte ihn neben den seinen in die Stad lassen / und in eine gute Herberge legen / biß er nach gehaltenem Frühstücke (dann sie wahren willens auf die Jagt zureiten / welches hiedurch auffgeschoben ward) vorgefodert wurde; Wie dann nach verlauf einer guten Stunde geschahe / und der Käyser mit Herkules / Ladisla / und den gesamten Römischen Herren sich in ein grosses Gemach begab / da Herkules ihm zur Rechten / Ladisla zur Linken / und die Römer gegen uber sitzen musten. Bald trat dieses erschrökliche Ungeheur /welches einem wilden / als vernünfftigen Menschen ähnlicher sahe / mit ungewischeten Stiefeln und Sporen hinein / und ohn einige Ehrerbietung hielt er diese Rede mit grausamer Stimme; Es ist durch die Welt bekant / daß der bißher zwischen euch Römern und uns Pannoniern geführte Krieg an beyden seiten gute Stösse und wenig Nutzen abgeben hat / uñ wir allerseits lieber den Frieden als Krieg haben möchten. Wer unter uns die wichtigste ursach habe / das Schwert zugebrauchen / wird ein unverdächtiger Richter leicht finden / weil wir unsere Freiheit / in welcher wir ehmahls gelebet / wieder suchen / ihr aber ein
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