Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Bube seinem Gotte / seinem Bruder und ihm selbst anlegete / zu so heftigem Zorn bewäget / daß ihm das Blut vor die Augen schoß / daher er ihn alsbald schweigen hieß / und die andern fünft Pfaffen fragete / ob diesem ihren Worthalter ausdrüklich befohlen währe / ihn dergestalt absonderlich vorzunehmen; welches sie aus furcht weder mit ja noch nein beantworte durften / biß endlich dieser freche sich vernehmen ließ / ob ihm solches gleich so eben nie währe aufgetragen / so hätte er doch gnugsame Volmacht / die Warheit zu reden / und die Fürsten im nahmen des ganzen Volkes ihrer Schuldigkeit zuerinnern. Baldrich ergriff sich inzwischen in etwas /und antwortete ihm: Wolan / ich bin mit dieser dir gegebenen Volmacht zu frieden / daß du die Warheit reden solt; aber Lügen vorbringen / und deiner Obrigkeit selbe auffbürden stehet dir nicht frey. Also mustu nun deine ausgespeiete Reden wahr mache / oder als ein frevelmühtiger Lugener und Verleumder deiner angebohrnen Obrigkeit / die Straffe leiden. Sol ich aber deine Rede vor wahr halten / so mustu anfangs Sonnenklar darlegen / daß mein Gott ein falscher und verfürischer Gott sey; hernach daß mein Glaube ein Lasterreicher sey / und endlich wie du vor diesem meinen Herr Bruder zu verleumden pflagest / daß derselbe in allerhand Unzucht und Unflätereyen sich mit andern Schand-ergebenen wälzete; und werde ich willig seyn / deinen dreyfachen Beweißtuhm anzuhören /aber auch / wann dirs daran fehlen wird / soltu mit mir in Unglüks Küche kommen. Dieser beantwortete es mit einem kaltsinnigen einwenden; was öffentlich am Tage läge / bedürffte keines grossen Beweißtuhms / dañ es währe schon Sonnen-klar; so währe er auch vor dißmahl nicht abgeschicket / sich in solche weitläufftigkeit hinein führen zulassen. Pfaffe Bertram /bedenke dich ja bald einer bessern Antwort / sagte Baldrich; ich sage / daß du alles dreyes schändlich gelogen hast; wiltu nun dein Leben retten / so führe Beweißtuhm / oder bekenne dem gottloses Verbrechen; dann bistu nicht ausgeschikt / dich in Weitläufftigkeit einzulassen / so wirstu viel weniger ausgeschikt seyn / meinen Herr Bruder und mich mit falschem lügenhafftem Maule zuverleumden. Der Pfaffe fing darauff an: Gn. König / dräuet mir und meinem Leben nicht / auff daß ihr euer eigenes nicht in gefahr setzet; was ich geredet habe / wil ich zu seiner zeit gnugsam verantworte. Da kunte nun Baldrich seinen Zorn länger nicht einzwingen / sondern griff ihn mit dieser Rede an: Je du gottloser ehrvergessener Schelm und Verleumer; wer hat dir dann die Kühnheit und Gewalt erteilet / meinen Gott in meiner Gegenwart zuschmähen / meinen Herrn Bruder vor einen Abtrünnigen / und mich / einen herschenden König /vor einen Meinåidigen auszuschelten? ist dirs nicht gnug / was du vorhin schon gelogen / und bey meinem gn. Herr Vater hochgedachten meinen preißwirdigen Herr Bruder / als einen Tugend Feind und der abscheulichsten Laster ergebenen angetragen hast? Dieser wolte noch nicht zum Kreuz kriechen / sondern blieb steiff dabey / er wolte die Warheit zu seiner Zeit vorstellen; welches dem erzürneten Fürsten zuverschmerzen unmöglich wahr / zog sein Schwert aus /und schlug ihm mit einem Hiebe den Schedel reine hinweg / sagend: Du wirst mir forthin die Auffruhr wol nicht weiter schüren. Die übrigen Pfaffen erschraken dermassen / daß sie kein Wort sprechen kunten; so wahr auch der GroßFürst selbst nicht allerdinge damit zufrieden / meinete / man hätte ihn allemahl noch finden können. Doch die Taht wahr geschehen /und numehr zubedenken / wie sie eine zeitlang vertuschet bliebe; wurden also die fünff übrige Pfaffen fleissig bewachet / und setzete Baldrich sich alsbald zu Pferde / ritte in Geselschafft 50 Friesischer Reuter zurücke / umb zubefodern / daß die begehrete Mannschafft aus seinem neuen Königreiche herzu eilete. Den abgeordenten Reutern und Pfaffen aber ließ der Großfürst andeuten / sie solten sich straks angesichts nach den ihrigen machen / und ihnen seine getahne GroßFürstliche Erklärung vortragen; die 6 Pfaffen müsten bey ihm in freier Hafft bleiben / biß man sich erkündigen würde / ob ihre hochmuhtige frevelhaffte Anwerbung nebest angefügeten gräulichen Schmach reden wider die jungen Fürsten / ihnen von seinen Untertahnen einhellig auffgetragen währe oder nicht. Zwar die annoch übrige Pfaffen durfften trotzig anhalten / daß sie ihre Amts Brüder auff freyen Füssen haben / und das Fürstliche
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