Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vorbey streichen lasset; Trotzet ist aber etwa auff eure auffrührischen Landsleute / die sich ohn alle ursach wider ihre Obrigkeit setzen dürffen? Oder machet ihr euch Gedanken / euer Großfürst werde von allen Menschen verlassen seyn / weil seine Untertahnen ihn höhnen dürffen? O weit gefehlet! Ganz Frießland ist schon im Harnisch; der Schwedische Fürst ist mit seinem Heer zurük gefodert; nach Böhmen gehen meine Bohten Tag und Nacht ohn Ruhe fort / darinnen ich keinen wehrhafften Mann sitzen lassen wil / er sol auff das ungehorsame Teutschland angehen / wo sie sich nicht in kurzem eines bessern bedenken werden; alsdann werdet ihr aber gar zu späte beklagen / daß ihr meinen wolgemeineten Raht so unsinnig verachtet habet; wiewol / wo ihr eure Vernunfft nicht gar gefressen / ihr leicht euch die Rechnung machen werdet / daß man euren Muhtwillen die längste zeit schon geduldet habe. So höret nun meinen geträuen Raht / und folget demselben erstes Augenbliks; sendet etliche eures Mittels an eure annoch gutherzige Obrigkeit ab / welche euren Frevel verbitten / und umb Barmherzigkeit und Gnade anhalten; was ich zu eurem besten werde tuhn können / sol euch hiemit versprochen seyn; bleibet ihr aber aufrührisch nach wie vor / so wil ich unter euch hauen und stechen helffen / biß mir der Arm erstarret / und ihr alle werdet vertilget seyn. Hiedurch ward ihnen eine solche Furcht eingejaget / daß sie sich auff ihren Pferden nicht halten kunten / wurffen das Gewehr von sich / fielen auff die Erde nider / rieffen nur umb Barmherzigkeit und Gnade / und daß der König ihr kräfftiger Vorbitter bey dem Großfürsten seyn wolte. Ladisla sendete seinen Prinsla geschwinde nach dem Großfürsten / mit Bitte / samt Herkules dem Heere zu nahen / stellete doch inzwischen seine Böhmen zum Schrecken in Schlachtordnung / und kahmen die Fürsten mit allen Parthischen und Wendischen Völkern darzu / nicht anders / als wolten sie gleich auff die Teutsche hinein setzen / und alles nidermachen. Ladisla rennete ihnen mit wenig Reutern entgegen / und nach kurzer Beredung kehrete er wieder umb nach dem Heer / da der alte Großfürst in vollem Harnische / und das Schwert in der Faust haltend / sie auff seinem Pferde also anredete: O ihr Unbesonnene / hätte schier gesagt / Ungetråue / welches der Teutschen Redligkeit gar zu unerträglich währe; ich meyne ja /ich euer herschender Großfürst habe mich gnug vor euch gedemühtiget / mein Schwert abgegürtet / und mich gar auff die Erde geleget; und dannoch kuntet ihr weder mein Vaterherz sehen / noch eure Sünde erkennen. Würde ich euch nun ungleich tuhn / wann mit diesem entblösseten (sein Schwert zeigend) ich euch niderschlüge / welches ihr in der Scheide so liederlich geschätzet habet? Sehet / diese redliche Böhmen /welche ihr schändlich verleitet hattet / finden sich alsbald wieder zu ihrem Könige / da sie sein Angesicht sehen / und seine Stimme hören / und ihr liesset mich in Ungewißheit von euch / da auff den fal meines Verbrechens ich mich euch zur Straffe dargestellt hatte. O ihr Undankbahren! betrachtet euer Verbrechen / und lasst hören / welches die geringste Straffe sey / die ihr verdienet. Sehet diese redliche und ehrliche Wenden an; die wahren anfangs meine Räuber / und nun sind sie mein geträuer Beystand worden wider meine Untertahnen / welche kommen wahren / mich aus Räubers Händen loßzureissen. Was sol ich aus euch machen? Wie sol ich euch nennen? Schåmet euch in euer Herz und Blut / daß ihr eurem ehrlichen Nahmen einen solchen schlimmen Schandflecken anhånget; schämet euch ihr äidvergessene / daß ihr von eurem Landes Fürsten abtretet / ohn alle gegebene ursach. Hier fing das Volk an / sich so jämmerlich zugeberden / daß dem Groß-Fürsten selbst die Augen übergingen / dann er sahe / daß etliche / die ihm nahe wehren / sich fertig macheten / sich selbst zuentleiben / welches er ihnen ganz ernstlich verboht. Herkules aber / der sich beliebt zumachen / gefliessen wahr /fing also an: Gnädigster Herr und Vater / ich bitte untertähnigst / mir zuverzeihen / daß ich die Kühnheit fasse / mich als ein Vorsprach dieser eurer Untertahnen anzugeben. Als sie dieses erbieten höreten / ging das algemeine Geschrey an: O GroßFürst Herkules tretet zu uns in dieser Roht / und erlanget uns Gnade; davor wollen wir euch unser Blut verpflichten. Herkules winkete ihnen / stille zu seyn / und fuhr in seiner Rede fort: Höret doch mein Herr Vater; ja hörets als
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