Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Königinnen /Durchleuchtigste Fürstin; weil der almächtige Gott mir diese Barmherzigkeit erzeiget / uñ ihrer sehr angenehmen Kundschaft mich gewirdiget hat / als bitte ihre Liebden ich demuhtig / sie wollen meine gering-schätzige Gegenwart ihnen nicht lassen verdrießlich seyn / sondern sich versichern / daß denen samt und sonders aufzuwarten ich begierig bin / wie dann in meiner sieben Wöchigen Magdschaft ich viel geringern Leuten habe müssen die Hände küssen / daß mich das Angesicht davon geschmerzet hat. Die lezten Worte bewägeten die ganze Geselschaft zuweinen / so daß die Königinnen ihr kein Wort antworten kunten / sondern an Stat der Rede ihr um den Hals fielen /uñ noch endlich Fr. Sophia zu diesen kurzen Worten sich zwang: Durchleuchtigstes Königliches Fräulein /herzallerliebste Frl. Schwester; unserm Heilande JEsus Christ sey Lob und Preiß vor ihre Beschütz-und Erhaltung; wir unsers teils freuen uns dessen von ganzem Herzen / freundschwesterlich bittend / ihre Liebe wolle mit so tiefen Ehrerbietungen uns nicht beschämen / sondern die Freyheit uns gönnen / daß wir derselben als einer hochbegabten Königlichen Fräulein mögliche schwesterliche Dienste / Freundschaft und Liebe erzeigen können. Valiska hatte sich zu ihr noch nicht genahet / dann sie wolte unter dem FrauenZimmer die letze seyn / trat demnach zu ihr /küssete sie zum offtern auff ihr annoch bleiches Mündlein / und sagte: O ihr mein tausend Schätzichen und herzallerliebstes Schwesterchen / warum habe ich nicht das Gluk haben sollen / ihr grosses Unglük zu wissen / auff daß ich ein so tugendreiches Herz und volkommenes Muster der auffrichtigen Frömmigkeit und Demuht loßwirken / und mich ihrer Schwesterlich annehmen mögen. Nun / ich habe auch Noht und Angst versuchet und geschmecket / aber ich dancke meinem Gott noch darzu / das er mir solches zugeschicket hat / dann sonst würde ich weder eure Liebe noch mich selbst / noch einigen andern Menschen haben erkennen können. Zweifele auch nicht / mein allerliebstes Seelichen werde dereins sich nicht weniger über diese Väterliche Züchtigung Gottes Kindlich erfreuen / weil solche viel böses aus unserm Herzen hinweg schaffet / und die kindliche Furcht gegen Gott in uns wirket / daß wir im guten Glük nicht auffgeblasen werden / noch uns selbst zukennen auffhören /sondern stets gedenken / daß der Allmächtige welcher uns ehmahls gestäupet / uns allemahl wieder finden könne / auch viel schärffer angreiffen / als zuvor geschehen. Ist also / mein herzen Schwesterchen diese RuhteGottes nichts anders / als ein kräfftiger Teriak und Seelen Arzney / welche die hefftigen Zufälle der angebohrnen Boßheit abhält / daß sie nicht das Herz gar einnehmen / sondern wañ sie auffsteigen / vor ihren volkommenen Wirkungen abgeleitet werden. Ach wie ergetze ich mich / wann meine Seele es bey mir überleget / wie oft ich in Noht / Gefahr und Angst gestecket / und dannoch allemahl meines Gottes und Heilandes Hülffe und Rettung genossen / auch da ich sein Feind noch wahr! wir wollen aber vordismahl keines ausgestandenen Unglüks mehr gedenken / sondern uns miteinander über unser Erlösung herzlich ergetzen. Das liebe Fräulein hörete ihren andächtigen Reden fleissig zu / und antwortete ihr: Unvergleichliche Konigin / und wahres Ebenbild der Gottseligkeit und volkommenen Tugend; wie grosse Hoffnung mache zu ihrer Hocheit ich mir wegen zukünftiger träu fleissiger Unterrichtung zum wahren ungefärbeten Christentuhm / weil schon zum aller erstenmahle ich eine so köstliche Herz Stärkung von ihrer hochgelehrten Zunge einnehme / daß dieselbe wol nimmermehr aus meinem Herzen komen wird / auch solche heilsame geistliche Erquickung lieber in steter Betrachtung erhalten / als mit meinen ungeschickten Reden beantworten wil; nur allein bedanke ich mich vor dismahl sehr dienstlich uñ von ganzem Herzen /daß meine höchst gepreisete Fr. Königin / Wase und Schwester sich um meine Wolfahrt so heftig hat bemühen wollen; bitte solche hohe Gewogenheit in steter Blüte zuerhalten / und an meiner Unvolkomenheit kein Mißfallen zutragen / weil mein Herz und Seele /ungeachtet die Folge nicht dabey seyn kan / sich stets bemühen wird / meiner Gn. Fr. Königin und Schwester nach äusserster Mögligkeit auffwärtig zusein. Ja mein Schwesterchen / antwortete Valiska / sie herzlich küssend / wir wollen diese Höfligkeiten den fremden überlassen / würde mich auch sehr schmerzen /wañ mein Schätzichen
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