Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
willen werden sie bestellet / so gar /daß wann die hohe Obrigkeit sich denen unmilde und grausam bezeigen wolte / sie gehalten sind / ihnen einzureden / und alles verderbliche von dem Lande abzuwenden. Und wie hochnöhtig dieses mannichmahl bey Fürsten und Königen sey / lasset uns die Erfahrung auff beyden Blättern lesen. Massen / wann die hohe Obrigkeit mehr auff ihren nutzen / als des Landes Wolfahrt sihet / und die hohen Rähte / umb Gunst zuverdienen / oder des Vortels mit zugeniessen / nicht allein gar nicht wiederrahten / sondern noch wol mit zustimmen / und / welches so viel schänd-und schädlicher / der Obrigkeit solche Landes-verderbliche Vorschläge tuhn; O so weh den armen Untertahnen! bey wem sollen sie sich Rahts erhohlen? wem sollen sie ihre noht klagen / und nur erinnerung tuhn / was vor Unheil solches nach sich zihe? Wolte Gott! daß die hohen Häupter und Könige ihnen nur dieses stets liessen vor ihrem Gedächtnis schweben /daß nicht die Untertahnen umb des Königes willen /sondern der König umb der Untertahnen willen gesetzt ist. Weil ja Untertahnen noch wol seyn können /ob sie gleich keinen König haben; dann sie können ihnen eine wilkührliche Obrigkeit wählen. Aber was ist ein König ohn Untertahnen anders / als ein Bild ohn Leib? Nun achte ichs aber einem Könige gleiche verweißlich / ob er gar keine Untertahnen / oder aber solche Untertahnen habe / die wegen seiner Grausamkeit und ungerechten Verfahrungen ihn im Herzen verfluchen. Dann jenes Römischen Käysers Sprichwort: O derint dum metuant:
Laß die Untertahnen mich nur immerhin hassen und im Herzen anfeinden /wann sie mich nur fürchten; halte ich vor das allergewisseste Kennezeichen eines allerdinge volkommenen Wüterichs. Gleichwol müssen die Rähte der Untertahnen bestes also befodern / daß sie zugleich auch ihrem Herrn / der sie bestellet hat / geträu seyn; welches sie alsdann leisten / wann sie dessen fürstliche Ehre und guten Nahmen zuerhalten bemühet sind; auch demselben / da er etwa unrecht vornehmen / oder ein unfürstliches Leben führen wolte / geherzt / wiewol mit gebührlicher Ehrerbietung einreden / und sonsten seine Wolfahrt nach vermögen fortzusetzen / seinen Schaden aber abzuwenden / nimmer aus der Acht lassen; ist auch nicht ihre geringste Schuldigkeit / daß bey den Untertahnen sie ihren Fürsten in gutem vertrauen erhalten. Wann mirs nun nicht möchte verarget werden / sagte alhie König Hilderich / könte ich hiebey mit wenigen anführen; wie dann ein ruhmwirdiger Fürst vor sich selbst / gegen seine Untertahnen sich müsse verhalten / daß er in deren Liebe verbleiben möge / als welches ich vor die gröste Kunst / und vornehmstes Stük einer löblichen Herschaft achte. Und als Valiska mit wenigen zuvernehmen gab / wie sehr angenehm ihnen allen solche zwischen eingeschlossene Lehre seyn würde / fuhr er also fort: Ihr setze dieses zum grunde / daß ein jeder Fürst oder König /krafft seines Amts und Gewissens gehalten sey / sich dessen allemahl zuerinnern / daß alle seine Untertahnen / auch die allergeringsten / ja so wol Menschen sind / als er selbst; dann wird er sich schon zugleich mit erinnern / daß er sie auch menschlich handeln und ansehen müsse. Hierbey sol er bedenken / was ein Haußvater in seiner engen Wohnung bey seinen Kindern ist / eben daß sey ein Fürst oder König in seinem grossen Hause bey seinen Untertahnen. Darumb so mus er auch seine Untertahnen wie ein Vater seine Kinder / lieben / und deren Heyl und Wolfahrt ihm lassen angelegen seyn. Ist er dann seiner Untertahnen Vater / so mus er ihnen auch freundlich seyn; doch also / das sein Ansehen nicht geschmälert werde /sondern die kindliche Furcht jene in stetem untertähnigen Gehorsam erhalte. Und weil unter so grosser menge Volks sich viel mutwillige befinden / wie dann wol eines Vaters Kinder nicht alle gleiche from sind /so erfodert es des Landes Wolfahrt / daß solche frevelmühtige durch scharffe Gesetze von der Bosheit abgeschrecket / uñ durch Furcht der Straffe in den Schranken des Gehorsams gehalten werden: wiewol eine Obrigkeit billich dahin zusehen hat / daß der Gesetze anzahl nicht überhäuffet / noch den Untertahnen der Gehorsam unmöglich gemacht werde. Zu wünschen währe es / daß die Obrigkeit allemahl mit dem Gehorsam könte zufrieden und vergnüget seyn / welchen die Götter im Himmel / und die Ehrbarkeit auff Erden erfodert; aber weil ein König und Fürst so wol wegen des gemeinen besten / als seines
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