Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Herkules / wann ich diese Gedanken von euch hätte / würde ich euch so ledig und loß neben mir nicht reiten lassen / drumb lasset hören was euch dünket. Gn. Herr / sagte er / so bitte ich untertähnig / mir zu verzeihen / wann irgend mein Vorschlag nicht beliebet seyn könte / ausser dem wir aber unser Vorhaben schwerlich erreichen werden / dann die außspehung eurer Reuter hat mir die Sache sehr verwirret / und die Räuber aus der nähe in ihre heimliche Gewahrsam getrieben; dahin /währe ich der Meynung / mich zu begeben / und einen geträuen Menschen eures mittels zu mir zunehmen /welcher sichs nicht würde müssen verdriessen lassen /mit mir durch Hecken und Püsche zu fusse zu krichen / und sich zu stellen / als währe er von mir vor einen Räuber-Landsknecht geworben; solte man dann nach seinem zustande fragen / könte er irgend vorgeben / er hätte einen Todschlag hie oder da begangen / daß er flüchtig seyn müste / und sich im verborgenen zuhalten gezwungen würde; währe uns dann Gott beyständig / wie ich gänzlich hoffe / daß wir den geraubeten Jüngling anträffen / solte er euch Zeit / Ort / und Weise eurer Ankunfft und überfals berichten / wie ichs finden würde / am sichersten und bequemesten zu seyn / im falle ich sie in der Güte nicht bereden könte / die Gefangenen neben der Beute von sich zugeben. Sie hielten diesen Raht alle vor gut / lobeten seine vernünfftigen Anschläge / und reizeten ihn mit grossen verheissungen zur bestendigkeit. Und als man darüber rahtschlagete / wer Gallus zugegeben werden solte / schlug Ladisla seinen Leches vor / Fabius stimmete auff Klodius; Herkules aber baht / man möchte ihm die Wahl gönnen / welchen er darzu würde düchtig erachten / und nach bewilligung stieg er vom Pferde / sprechend: Ich werde mich zu dieser Abenteur selbst gebrauchen lassen / und traue meinem Gott ungezweiffelt / er werde mir Glük und guten fortgang verleyhen. Ladisla und Fabius bahten ihn sehr / von solchem Vorhaben abzustehen / angesehen der grossen Gefahr / wann er erkennet würde. Gallus selbst riet ihn träulich ab / allermeist / daß die andern nicht in ungleiche Gedanken gerahten möchten / ob suchete er an diesem Herren einige Verrähterey zu üben. Herkules aber fragete ihn / ob neulich etliche von den Räubern zu Padua gewesen / und als er dz Wiederspiel vernam / sagte er; so bringet mich niemand als Gottes Gewalt von diesem Vorsatze; legte sein Harnisch abe / ging mit Klodius hinter eine Hecke und nam dessen ledernes Kleid vor sein Scharlaken / suchte die kostbahren Kleinot / die darin vermacht wahren / zusammen / und nach kurz genommener Abrede / lies er sich als einen geworbenen Räuber hinleiten. Ladisla aber kehrete mit der Geselschafft umb nach dem Flecken / da das Unglük sich zugetragen hatte / und erwartete daselbst seines lieben Herkules Wiederkunfft. Derselbe nun eilete geschwinde fort / damit er sein geliebtes Fräulein schier aus Räuberhänden frey machen möchte / so dz Gallus kaum mit ihm fortkommen kunte / welcher ihn aber baht / er möchte gemachsam fahren / es währe das Schlupffloch nicht so nahe / daß mans mit einem lauffe erreichen würde / hielte auch vor sicherer / späte als früh bey ihnen anzulangen / dann sie würden ohn zweiffel sehr verschüchtert seyn / und wegen seiner unvermuhtlichen Ankunfft sich nicht ein geringes verwundern / welches er ihnen doch bald benehmen wolte. Herkules lies sich weisen / befahl sich Gott seinem Erlöser in grosser Andacht / und lies Gallus vorhin gehen / weil er seiner Träue noch nicht aller dinge versichert wahr / ob er ihm gleich zimlichen Glauben zustellete. Sie kahmen an eine Bach / bey welcher ein dickes Gesträuche stund / in welches Gallus ohn Verzug hinein kroch / und bey einer Viertelstunde darinnen verzog / daß Herkules nicht wuste / ob er verrahten oder verlassen wahr; als er nun wieder hervor kam / hatte er sein Angesicht dermassen unkäntlich gemacht / daß Herkules anfangs meynete / es währe ein ander. Gallus merkete solches / und sagte zu ihm: Gnädiger Herr / Eure Gn. kennen mich zweiffels ohn wegen dieser Verstellung nicht mehr. Die Kleider /antwortete er / sind mir neben der Rede nicht unbekant / aber seyd jhr der vorige Gallus / so werdet ihr etwa euren Kopff in diesem Pusche vertauschet haben. Dieses sagte er nicht ohn ursach / dann er wahr ganz anders gestalt als vorhin; Sein Haar und Bart wahren sonst gelbröhtlich / das Angesicht weißroht und wol gebildet; jezt aber wahr sein ganzes
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