Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
miteinander die Räuber-Bahn fort / da sie offt durch verwachsene Hecken kriechen musten / welche Zeit über Herkules ohn unterlaß mit seinem Gott redete / und mit vielen Seuffzen baht / ihm die Gnade zu verleihen / dz er sein geliebtes Fräulein zum Christlichen Glauben bringen möchte. Gallus sahe ihm unvermerket fleissig zu / und spürete / daß er in seiner Andacht den Nahmen Jesus offters nennete / woraus er erkennete / daß er ein Christ wahr / seuffzete daher inniglich und sagete: O mein Herr / es stosset mir gleich jezo meine allergröbeste Sünde ans Herz / die ich ehmal begangen / und fürchte sehr / sie werde mir nimmermehr vergeben werden. Herkules antwortete: ist sie euch von Herzen leid / so bittet den wahren Gott um Verzeihung / und hütet euch hinfüro vor dergleichen. Wie gerne tähte ich solches / sagte er / wañ ich nur wüste /wie ichs anfahen solte. Dafern ihr nicht beschweret seyd / mir die Sünde wissen zu lassen / sagte Herkules / wil ich euch meinen geträuen Raht gerne mitteilen. Ach mein Herr / antwortete er / ich bin in der Jugend von meinen Eltern fleissig zur Schuel gehalten /und habe einen frommen Lehrmeister gehabt / der mich träulich in der Gottesfurcht unterwiese / unter andern mich einen Gott anbehten lehrete / welcher JEsus Christus heisset / und vor der Welt Sünde im Judischen Lande sol gestorben seyn; in dem Glauben blieb ich etliche Zeit / biß Käyser Septimius Severus vor XXIV Jahren die grausame Verfolgung wider die Christen anstellete / und alles was diesen Glauben bekennete / peinigen und tödten ließ: Ich wahr dazumahl von ungefehr XIV Jahren / und verrieten mich meine gewesene Mitschüler / daß ich ein Christ währe /ward deßwegen hingeführet / entweder lebendig verbrennet zu werden / oder den heydnischen Göttern zu opffern / und den Christen Gott zu verleugnen. Zwar eines gelindern Todes währe ich umb des Christlichen Glaubens willen gerne gestorben / aber vor des Feuers Hitze erschrak ich so hefftig / daß ich mich durch Fleisch und Blut verführen ließ / den HErrn JEsus verleugnete / und dem heydnischen Gott Jupiter Weyr auch auff die Kohlen schüttete. Dieses halte ich vor die einzige Ursach alles meines Unglüks / und peniget mein erschrockenes Gewissen so hefftig / daß ichs keinem Menschen klagen kan. O wolte Gott / ich hätte meines Heylandes Gnade wieder / welchen ich bößlich verleugnet habe / wie gerne wolte ich mich zehn und mehr mahl verbrennen lassen. Dieses / mein Herr / habe zu offenbahren ich nicht umhin köñ n /weil aus seiner Andacht ich gespüret / daß er ein Christ seyn muß / dann wir elende Heyden haben ein solches Vertrauen nicht zu Gott / daß wir in Nöhten uns solcher gestalt begreiffen / und mit GOttes Barmhertzigkeit uns trösten könten. Herkules sahe ihn freundlich an / und sagte zu ihm: Mein Gallus / ist diese Busse euch ein rechter Ernst / und gedenket ihr euch wieder zu dem Heylande der sundlichen Welt zubekehren / so danket vor erst Gott / daß ihr anfangs in meine Hafft / hernach in meine Gesellschafft kommen seyd / dann ich bin ein Christ / und gehe gleich jetzo in meiner Andacht / welche ich zu diesem meinem Heylande gerichtet. Ich habe solches dabey vermerket / sagte Gallus / daß mein Herr den süssen Nahmen JEsus so offt nennete / vor welchen ich mich bißher ungleich mehr / als vor alle Waffen gefürchtet habe; dann mein Herr weiß und muß gestehen / daß er der warhafftige Gottes Sohn ist; Was mir nun dasselbe vor eine Seelen-Angst gebieret / so offt ich dran gedenke / ist der Zunge unmöglich auszusprechen. Ja mein Gallus / sagte er / ihr habt in Warheit eine erschrekliche Sünde begangen / nicht allein / in dem ihr euren Heyland verleugnet / welcher euch zu gute Mensch worden / und umb eurer Seligkeit willen sein heiliges unschuldiges Blut am Stamme des Kreuzes vergossen hat / und ihr habt euch gescheuhet / umb seines Nahmens willen das eure wieder zu vergiessen / oder im Feur verzehren zu lassen; Dieses / sage ich /ist nicht allein eine überaus schwere Sünde / sondern daß ihr überdas noch eine so geraume Zeit / XXIV Jahr lang in solcher Gottlosigkeit verblieben / und euch nicht wieder durch herzliche Reu angemeldet /und zur Christlichen Kirchen begeben habt; trauet mir / daß alle eure Boßheit / die ihr mit Stehlen / Rauben /Morden oder sonsten begangen / gegen diese Sünde nicht eins zurechnen sey / dann jenes beleidiget eigentlich die Menschen / dieses aber ist schnuhr gerade wieder GOtt im Himmel selbst
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