Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Stad Prag ersteigen / und das Fräulein davon führen könten. Niemand gefiel dieser Anschlag besser / als dem jungen Fürsten Markomir / welcher emsig wahr / daß in wenig Wochen 40000 zu Roß / uñ 80000 wolversuchte Fußknechte / welche mañichen Sieg von den Römern und Galliern erhalten hatten / zusammen gebracht und auß Gallien nach dem alten Frankenlande geschikt wurden. Der König hätte zwar gerne gesehen / daß der junge Fürst daheim blieben währe / aber derselbe hielt so inständig umb erläubnis an / als ein Unbekanter und Auffwarter des Gesanten mit zuzihen / daß der Vater ihm solches nicht wegern kunte; jedoch ihm und allen hohen Kriegs Beamten ganz ernstlich einband / keine Gewalt zugebrauchen / wann keine Hoffnung währe / das Fräulein dadurch zuerlangen; solten auch keinen Inwohner deßselben Landes beleidigen / als die sich ihnen tähtlich wiedersetzen /und ihr Vorhaben zuhindern sich unterstehen würden. Mit dem obgedachten starken und wolgewapneten Heer ging nun beydes der junge Fürst Markomir /doch in unbekanter Gestalt / und des Königes Gesanter / nahmens Herr Dagobert fort / nahmen auch 1600 Pferde mit sich biß nach Prag / und hatten auff dem ganzen Wege / biß an den Ort / da ihr Heer liegen blieb / etliche hundert einzelne Reüter verleget / welche mit schnellen Pferden (die stets gesattelt stehen musten) einer zum andern rennen / und auff den Fal /das Heer herzu fodern solten; welcher Anschlag dann so weißlich angelegt wahr / daß wann das Fräulein daheim währe gewesen / würde sie unmöglich ihren Händen entgangen seyn. Der Gesanter wahr vor sich selbst so unvernünfftig nicht / als er obgedachter Art sich vor dem Tohr zu Prag anmeldete / sondern der junge Fürst / welcher als sein Ritterlicher Diener hinter ihm her ritte / ordente es so / wieder dessen Willen und gutheissen / daher er ihm auch hernach solches in der Herberge verweißlich vorhielt / mit Bitte hinfüro solcher anschläge müssig zugehen / durch welche man dem Könige böse Nachrede / und ihm selbst einen schlimmen Nahmen zuzöge; welches er ihm auch angelobete. Auff Befehl der Königin ward dieser Gesanter in der Herberge wolgehalten / und musten ihm Stanisla und Krokus Geselschafft leisten / welche dann auß seinen Reden befunden / daß er verständiger wahr / als sie ihn anfangs geschätzet hatten; sie hüteten sich aber / ihn zu fragen / was seine Anwerbung währe /gedachten auch der verlohrnen Fräulein mit keinem Worte / sondern erbohten sich / da es ihm also gefallen würde / bey der Königin anzuhalten / daß er des folgenden Tages vor ihre Hocheit zutreten Freyheit haben solte. Herr Krokus Sohn / ein tapfer Ritter /und neulich bestelleter Hauptman über die Schloß-besatzung / auch Verweser der Königlichen Rüstkammer / nahmens Neda / ward mit 60 Reutern hinaus geschikt / die mitgebrachten Reuter auff die umbliegende Dörffer zuverlegen / welcher solches fleissig verrichtete. Er traff unter diesen Franken einen Ritter an /welcher ein gebohrner Dähne wahr / und vor dreyen Jahren mit ihm / da er in Dännemark Ritterschafft übete / gute Kundschafft gemacht hatte / derselbe gab ihm in geheim vertraulich zu vernehmen / was vor eine grosse Macht die Franken in bereitschafft hätten /und daß wol gnug gefährliche Anschläge möchten obhanden seyn / denen man nicht als durch Macht würde begegnen können. Neda dankete ihm im Nahmen seiner Königin vor solche Warnung / hinterbrachte es alsbald und ward darauff in beyseyn der Königin geheimer Raht gehalten / auch nach kurzer Unterredung den Außreitern schrifftlicher Befehl erteilet / durch das ganze Königreich die Ritterschafft auffzumahnen / welche sich nach den Grenzen / daher die Franken kommen wahren erheben / und auff alles gute acht haben / auch die außgesetzeten Postreuter (dann von denen hatte der Dähne auch meldung getahn) ohn unfreundligkeit auffhalten / und sie nicht allein fortreiten lassen solten. Uberdaß ward in Prage diese Nacht eine solche Menge wolgewapneter Völker eingelegt / daß sie nicht alle Raum darinnen hatten / sondern ein Lager vor der Stad vor 6000 Mann abstechen / und darinnen wol verschanzet sich auffhalten musten. Der Frankische Gesanter drang nicht auff eine schleunige Verhörung / sondern meinete / noch etliche Tage es auffzuschieben / und alle Gelegenheit / wie man die Stad am besten überrumpeln könte / abzusehen / welcher Vorsaz ihm aber des folgenden Morgens aus zweien Ursachen verging; erstlich / weil die seinen ihm
Weitere Kostenlose Bücher