Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
suchete nur einig / da er sterben solte / sie mit sich in den Tod zunehmen /solte er auch selbst den Mord an ihr volbringen; Weil ihm nun die Hände auf den Rücke gebunden wahren /rief er sie zu sich / vorgebend / er hätte ihr in geheim etwas zusagen; Und als sie ihm gehorsamete / und auff nichts widriges gedachte / stieß er mit dem Fusse nach ihr / in Meynung / sie tödlich zubeschädigen; weil aber ein Kriegsknecht dessen zeitig wahr nam /bauete derselbe vor / daß der Stoß seine volle Wirkung nicht erreichete / ob sie wol zimlich hart getroffen ward. Die Frau zürnete darüber gar nicht / sondern fragete mit trauriger Rede / warumb er doch so grosses Verlangen nach ihrem Tode hätte / da sie /wañs möglich währe / ihm das Leben gerne erhalten wolte. Darumb / sagete er / daß du deinen schönen Leib nicht etwa einem andern williger gönnen mögest / als mir mag geschehen seyn; und wer weiß / ob du nicht noch heute den gemeinen Knechten zu teile wirst? Davor wird mich der Tod befreyen / antwortete sie. Leches hörete solches / und sagte zu ihr: Fürchtet euch dessen nicht / geliebte Freundin / und versichert euch nur / daß man eure / dem unschuldigen fremden Herren erteilete Redligkeit mit besserem Dank belohnen werde; auch daß unter uns durchaus keine Ehrenkränker redlicher Weiber sind / noch die eure die allergeringste Gefahr hat / dessen gebe ich euch meine Träue zum Pfande. Geliebete Frau? Träue? sagte Charidemus zu unterschiedlichen mahlen; ists mit euch beyden schon so weit kommen / da ich noch im Leben bin? In meinem Herzen bistu Bösewicht schon tod /sagte Leches; und wann wir beyde von den Göttern einander sonst versehen währen / würdestu es wol nicht gar lange hindern können. Dieser stellete sich hierüber sehr zornig / und foderte ihn aus zum Kampffe auff Leib und Leben. Er aber antwortete ihm: Ja wie so herzlich gerne wolte sich diese meine Hand / wegen deines / an meinem gnädigsten Herrn begangenen Frevels / an dir rächen / wann du nicht ein Römischer Gefangener / und zum Tode verurteileter währest / da nicht ein Ritter / sondern der Henker die Urtel an dir volstrecken muß. Die gute Frau wahr überaus betrübet / fiel Leches zu fusse / und baht durch alle Götter / ihrem Eheherrn das Leben zuschencken / weil ja der junge Herr mit dem Leben davon kommen währe; sie wolte gerne sich aller ihrer Güter begeben / und mit ihm / da er sie bey sich leiden könte / das Elend baue / oder sich bey ihren Freunden auffhalten. Leches hub sie freundlich auf /und sagete: Ein solches müste nicht bey ihm gesucht werden / weil er nicht der Römische Gesanter währe; wolte ihr doch gerne allen möglichen Vorschub tuhn /wañ er einige Mögligkeit sähe. Er keñete aber des Herrn Gesanten Eifer / insonderheit / weil der so hoch beschimpffete junge Herr ihm lieber als seine eigene Seele währe. Fabius kam darzu / und befahl die Urtel zu volzihen / wobey er sich selbst wolte finden lassen. Der Gefangene aber bedingete sich nochmals wegen der unbefugeten Gewalt / und als er sahe / daß alles nichts helffen wolte; begehrete er so viel Zeit / daß er seinen lezten Willen auffsetzen / und gebührlich bekräfftigen könte / wie ers nach seinem Tode mit seiner zeitlichen Verlassenschafft wolte gehalten haben. Aber Fabius antwortete ihm: Ein Ubeltähter / der schon unter Büttels Händen ist / hat keinen letzten Willen mehr / noch einige Freyheit über seine gewesene ehmahlige Güter zubestelle / sondern dieselben stehen in seines Richters Händen / insonderheit / da man an der höchsten Obrigkeit sich versündiget hat. Also besetzete er das Schloß mit 50 Mann / unter Markus Befehl; die übrigen 50 nam er zu sich / ließ den Gefangenen / weil er nicht hinaus gehe wolte /auff einer Karre hinschleppen / und musten seine obgedachten beyden Diener samt seinem Schiffs-Nachrichter neben her gehen. Die ganze Menge des Flecken kahmen zusammen / und schrihen Ach und Rache über Charidemus: Er hätte diese Straffe längst wol verdienet / weil er sie mit Schatzungen und Frohndiensten unbarmherzig gedrücket / und solchen Muhtwillen an den ihren verübet / daß keines redlichen Mannes Weib oder mañbahre Tochter vor ihm sicher seyn können / ungeachtet er so ein schönes und Tugendreiches Gemahl / so wol vor diesem als jetzo gehabt. Fabius redete ihnen tröstlich zu / es solte ihm diese Boßheit anff einmahl bezahlet / und hingegen sie von aller ungebührlichen Beschwerung befreyet werden. Als sie auff den Richtplatz
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