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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verraten.«
    »Aber mein Volk wird meine Beweggründe niemals verstehen, und es wird mir niemals verzeihen«, sagte sie. In ihre dunklen Augen schienen Tränen aufsteigen zu wollen. »Alle werden mich als Verräterin bezeichnen. ich werde im Exil leben müssen.«
    »Vielleicht ist all dieser Wahnsinn eines Tages zu Ende. Vielleicht kannst du eines Tages in deine Heimat zurück. Hör zu, Liebling, wir dürfen jetzt nicht länger hier zusammenbleiben. Nur noch eines: Ich brauche deine private Telefonnummer. Ja, ich weiß, daß wir vereinbart haben, daß ich dich nie anrufen werde. Aber ich sehe dich erst wieder, wenn du im Westen in Sicherheit bist. Sollte der Fluchtplan jedoch aus irgendeinem Grund geändert werden – was allerdings unwahrscheinlich ist –, müßte ich dich notfalls verständigen. Ich würde mich am Telefon als ein Freund namens Gregor ausgeben, der dich wissen läßt, daß er deine Einladung zum Abendessen leider nicht annehmen kann. Falls dieser Anruf kommt, fährst du sofort zum Hotel ›Mojarski‹ am Ende des Kutusow-Prospekts, wo ich auf dem Parkplatz auf dich warte.«
    Sie nickte gehorsam und gab ihm ihre Nummer. Er küßte sie auf die Wange.
    »Auf Wiedersehen in London, Walentina«, sagte Munro und verschwand zwischen den Bäumen. Er war sich darüber im klaren, daß er aus der Firma ausscheiden und Sir Nigel Irvines äußerste Mißbilligung seines dienstwidrigen Verhaltens hinnehmen mußte, wenn sich herausstellte, daß sich unter dem Decknamen Nachtigall nicht Anatoli Kriwoi, sondern eine Frau verbarg, die bald Mrs.   Munro sein würde. Aber dann waren bereits vollendete Tatsachen geschaffen, an denen nicht einmal der SIS-Generaldirektor mehr etwas ändern konnte.
    Ludwig Jahn sah die zwei Männer, die in seiner ordentlichen Junggesellenwohnung im Westberliner Arbeiterviertel Wedding in den beiden einzigen Sesseln saßen, mit wachsender Angst an. Sie erinnerten ihn an Männer, mit denen er vor vielen Jahren einmal zu tun gehabt hatte und die er nie im Leben hatte Wiedersehen wollen.
    Der eine, der das Wort führte, war unzweifelhaft ein Deutscher-, das stand für Jahn fest. Nicht wissen konnte er jedoch, daß dieser Mann, Major Schulz, dem SSD, dem gefürchteten Staatssicherheitsdienst der DDR, angehörte. Jahn würde den Namen nie erfahren, aber er konnte sich denken, was das Amt dieses Mannes war.
    Jahn konnte sich auch vorstellen, daß der SSD umfassende Unterlagen über jeden DDR-Bürger besaß, der in den Westen geflüchtet war – und er wußte, was das in seinem Fall hieß. Vor 30   Jahren hatte er als 18jähriger an den Bauarbeiterunruhen in Ostberlin teilgenommen, die zum Aufstand am 17.   Juni 1953 geführt hatten. Jahn hatte noch Glück gehabt. Man hatte ihn zwar bei einer Massenverhaftung festgenommen, doch bald wieder nach Hause geschickt. Aber er erinnerte sich nur zu gut an den Gestank in den überfüllten Zellen und an die Gesichter der Männer, die dort herrschten. Die beiden Männer, die ihn drei Jahrzehnte später an diesem 22.   März unangemeldet besuchten, hatten die gleichen Gesichter.
    Nach dem 17.   Juni 1953war Jahn acht Jahre lang nicht mehr aufgefallen. Kurz vor dem Bau der Berliner Mauer, 1961, war er in den Westen geflüchtet. Seit 15   Jahren gehörte er in Westberlin dem Öffentlichen Dienst an. Er hatte als Vollzugsbeamter angefangen und war inzwischen zum Oberwachtmeister aufgestiegen, als der er für den Block zwei im Gefängnis Tegel verantwortlich war.
    Der zweite Mann, der in seinem Wohnzimmer saß, beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Jahn sollte nie erfahren, daß es sich um den sowjetischen Oberst Kukuschkin handelte, der im Auftrag der KGB-Abteilung »Nasse Angelegenheiten« nach Westberlin gekommen war.
    Jahn starrte erschrocken die Fotos an, die der Deutsche aus einem großen Umschlag zog und ihm langsam nacheinander vorlegte. Eines zeigte seine verwitwete 80jährige Mutter in einer Gefängniszelle: verwirrt, entsetzt, ergeben in die Kamera blickend, auf Entlassung hoffend. Auf zwei weiteren Bildern waren seine beiden jüngeren- Brüder zu sehen – mit Handschellen gefesselt in kahlen Einzelzellen, deren Mauerwerk im Hintergrund deutlich zu erkennen war.
    »Außerdem gibt’s natürlich noch Ihre Schwägerinnen und Ihre drei niedlichen Nichten. O ja, wir wissen, daß Sie ihnen immer großzügige Weihnachtsgeschenke machen! Wie sagen die Mädchen zu Ihnen? Onkel Ludo? Reizend! Hier, sehen Sie sich das an, Herr Jahn. Haben Sie solche

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