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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kopf.
    »Wer ist das?« fragte er und nickte zu dem grauen Schiff mit dem Sternenbanner am Heck hinüber.
    »Die amerikanische Marine hat einen Beobachter entsandt«, antwortete Preston. »Die ›Moran‹ soll zwischen uns und der ›Montcalm‹ ankern.« Er sah auf seine Uhr.
    »Sieben Uhr dreißig. In der Offiziersmesse wird jetzt das Frühstück serviert. Es würde uns freuen, wenn Sie uns Gesellschaft leisten wollten.«
    Um 7   Uhr   50 wurde an die Kabinentür des Kommandanten der Moran , Kapitän zur See Mike Manning, geklopft.
    Die Moran lag nach ihrer nächtlichen Gewalttour vor Anker, und Manning, der die ganze Strecke über auf der Brücke gestanden hatte, war eben dabei, sich zu rasieren. Als der Matrose hereinkam, nahm ihm der Kapitän den Funkspruch ab, ohne seine Rasur zu unterbrechen. Er warf einen Blick darauf, schaltete den Apparat ab und drehte sich nach dem jungen Mann um.
    »Der Spruch ist noch verschlüsselt.«
    »Ja, Sir. Er ist streng vertraulich, Sir.«
    Manning schickte den Funker weg, trat an den Wandsafe und holte seine Entschlüsselungsmaschine heraus. Diese Sache mit dem Funkspruch war ungewöhnlich, aber nicht besorgniserregend. Der Kapitän stellte den Tagescode ein und begann den Text zu entschlüsseln. Als er damit fertig war, blieb er an seinem Tisch sitzen und starrte fassungslos auf das Papier vor sich. Er überprüfte noch einmal die ersten Sätze in der Hoffnung, daß sich das Ganze als schlechter Scherz erweisen würde. Aber es war kein Scherz. Der Funkspruch war über das Marineministerium und STANFORLANT an die Moran gegangen. Er war an Kapitän zur See Mike Manning persönlich gerichtet und enthielt einen Befehl des Präsidenten, des Oberbefehlshabers der US-Streitkräfte.
    »Das kann er nicht von mir verlangen!« flüsterte Manning betroffen. »Das kann kein Mensch von einem Seemann verlangen.«
    Aber der Befehl war eindeutig:
    »Läßt die westdeutsche Regierung ohne vorherige Absprache mit dem amerikanischen Präsidenten die in Berlin inhaftierten Flugzeugentführer frei, ist der Tanker ›Freya‹ von der ›USS Moran‹ durch Artilleriebeschuß zu versenken, wobei im Hinblick auf die zu erwartenden Umweltschäden die Ölladung in Brand zu setzen ist. Der Befehl ist nach Empfang des Codeworts ›Donnerkeil‹, wiederhole ›Donnerkeil‹, auszuführen. Dieser Funkspruch ist zu vernichten.«
    Mike Manning war 44   Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Seine Familie lebte bei Norfolk, Virginia. Er war seit 21   Jahren Marineoffizier und hatte noch nie auch nur im Traum daran gedacht, einen Befehl zu verweigern.
    Jetzt trat er ans Bullauge und sah zu der fünf Seemeilen entfernten Tankersilhouette vor der höhersteigenden Sonne hinüber. Er stellte sich vor, wie seine Leuchtgranaten in den ungepanzerten Rumpf schlugen und die Ölladung in Brand setzten. Er stellte sich die 29 Männer vor, die tief unter der Wasserlinie in einem Stahlsarg zusammengedrängt waren, auf ihre Rettung warteten und an ihre Familien dachten. Er zerknüllte das Blatt in seiner Hand.
    »Ich weiß nicht, ob ich das fertigbringe, Mr.   President«, murmelte er.

Kapitel 16
    08.00 bis 15.00   Uhr
    Djetski Mir bedeutet »Kinderwelt« und ist der Name des größten Spielwarengeschäfts in Moskau: vier Geschosse voller Puppen und Eisenbahnen, Plüschtiere und Spiele. Im Vergleich zu Spielwarengeschäften im Westen ist seine Einrichtung trist und das Angebot kümmerlich, aber es ist das beste Geschäft dieser Art, das die sowjetische Hauptstadt zu bieten hat – außer den Berioska-Läden, in denen mit Devisen bezahlt werden muß und wo hauptsächlich Ausländer einkaufen.
    Die Ironie des Schicksals wollte es, daß Djetski Mir am Dserschinskiplatz genau gegenüber dem KGB-Hauptquartier liegt, das ganz entschieden keine Kinderwelt ist. Adam Munro stand kurz vor 20   Uhr im Erdgeschoß an dem Verkaufstisch mit Plüschtieren. Wie ein Vater, der seinem Jüngsten eine Freude bereiten will, griff er nach einem Teddybären und betrachtete ihn kritisch.
    Nach zwei Minuten blieb jemand neben ihm stehen. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte Munro Walentina. Sie war auffällig blaß, und ihre vollen Lippen waren zusammengepreßt.
    Sie nickte ihm zu. Als sie leise zu sprechen begann, klang ihre Stimme ruhig, fast gleichgültig.
    »Wirklich hübsch, der kleine Bär. Ja, ich hab’s geschafft. Es ist äußerst ernst.«
    Walentina griff nach einer kleinen Handpuppe, die ein Äffchen darstellte, studierte

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