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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bekannt gemacht; dann erhielt er seine Anweisungen.
    »Du lernst Englisch«, befahl ihm Drake. »Morgens, mittags und abends. Aus Büchern und von Kassetten, schneller, als du jemals etwas gelernt hast. In der Zwischenzeit besorge ich dir anständige Papiere. Du kannst nicht ewig mit deinem Ausweis vom Roten Kreuz durch die Gegend fahren. Aber bis du einen neuen Paß hast und soviel Englisch kannst, daß du überall durchkommst, bleibst du in der Wohnung.«
    Adam Munro war zehn Tage lang durchs Hochland von Inverness, Ross und Cromarty gewandert und hatte schließlich Sutherland County erreicht. Aus der Kleinstadt Lochinver, die durch den North Minch von der westlich liegenden Insel Lewis getrennt ist, rief er zum sechstenmal Barry Ferndale unter dessen Privatnummer an.
    »Freut mich, daß Sie anrufen«, sagte Ferndale am anderen Ende der Leitung. »Könnten Sie ins Büro zurückkommen? Der Chef möchte Sie sprechen.«
    Munro versprach ihm, innerhalb einer Stunde aufzubrechen, um mit dem Zug nach Inverness zu fahren. Von dort aus konnte er nach London fliegen.
    In seinem Haus in einem Vorort von Sheffield, der großen Stahlstadt in Yorkshire, verabschiedete Norman Pickering sich an diesem herrlichen Morgen Ende Juli mit einem Kuß von seiner Frau und seiner Tochter und fuhr in die Bankfiliale, die er leitete.
    Zwanzig Minuten später hielt ein Transporter mit der Aufschrift einer Elektrogerätefirma vor dem Haus. Zwei Männer in weißen Kitteln stiegen aus. Während der eine einen großen Karton zur Haustür schleppte, ging der andere, einen Schreibblock in der Hand, voraus und klingelte an der Eingangstür. Mrs.   Pickering machte auf, und die beiden Männer betraten das Haus. Keiner der Nachbarn achtete darauf.
    Zehn Minuten später kam der Mann mit dem Schreibblock wieder heraus und fuhr davon. Sein Kollege blieb offenbar da, um das gelieferte Gerät zu installieren und zu testen.
    Dreißig Minuten später parkte der Lieferwagen zwei Ecken von der Bank entfernt. Der Fahrer, der jetzt statt des weißen Kittels einen dunkelgrauen Flanellanzug trug, betrat, einen großen Koffer in der Hand, die Bank. Er gab einer der jungen Damen am Schalter einen Umschlag, den sie, als sie sah, daß er an Mr.   Pickering persönlich adressiert war, in das Zimmer des Filialleiters trug. Der Herr vor dem Schalter wartete geduldig.
    Zwei Minuten später öffnete Mr.   Pickering seine Tür und blickte suchend in die Schalterhalle. Er entdeckte den wartenden Geschäftsmann.
    »Mr.   Partington?« fragte er. »Kommen Sie doch bitte herein.«
    Andrew Drake sprach erst, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. Sein Tonfall verriet nicht mehr, daß er aus Yorkshire stammte, sondern hatte einem gutturalen europäischen Akzent Platz gemacht. Sein Haar war karottenrot, und eine schwere Hornbrille mit getönten Gläsern tarnte seine Augen.
    »Ich möchte ein Konto eröffnen«, sagte er, »und gleich etwas Geld abheben.«
    Pickering war verwirrt; das hätte auch einer seiner Angestellten erledigen können.
    »Es handelt sich um ein großes Konto und eine große Abhebung«, betonte Drake. Er legte einen Scheck auf den Schreibtisch. Es war ein Bankscheck von der Art, wie sie auf den Schaltertischen aufliegen. Er war auf eine Filiale von Pickerings Bank im Londoner Stadtteil Holborn bezogen und lautete auf 30   000Pfund.
    »Aha«, sagte Pickering. Für solche Summen war allerdings der Filialleiter zuständig. »Und die Abhebung?«
    »Zwanzigtausend Pfund in bar.«
    »Zwanzigtausend Pfund in bar?« wiederholte Pickering. Er griff nach dem Telefon. »Ich muß natürlich in Holborn anrufen …«
    »Nein, das dürfte überflüssig sein«, unterbrach Drake ihn und
    schob ihm die neueste Ausgabe der Londoner Times über den Schreibtisch zu. Pickering starrte sie verständnislos an. Was Drake ihm als nächstes gab, ließ den Bankkaufmann noch größere Augen machen. Es war ein mit einer Polaroidkamera aufgenommenes Foto. Er erkannte seine Frau, von der er sich vor einer Stunde verabschiedet hatte: Sie saß mit ängstlich aufgerissenen Augen in seinem Sessel am Kamin. Im Hintergrund war ein Teil des Pickeringschen Wohnzimmers zu erkennen. Seine Frau hielt ihre kleine Tochter mit einem Arm eng an sich gedrückt. Auf ihren Knien lag die gleiche Ausgabe der Times , die er jetzt vor sich auf dem Schreibtisch hatte.
    »Vor einer halben Stunde aufgenommen«, sagte Drake.
    Pickerings Magennerven verkrampften sich. Das Bild war keineswegs ein

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