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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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machte, ohne die auf der gegenüberliegenden Stra-
    ßenseite aufragenden unbeleuchteten Apartmentgebäude aus den Augen zu lassen, und in der Dunkelheit verschwand. Adrianna warf einen Blick auf die schwach orangerot leuchtende Borduhr und fragte sich, wie lange sie gedöst haben mochte.
    2.17 Uhr
    Eaton kam zurück und glitt auf den Fahrersitz neben ihr.
    »Ist Scala noch da?« fragte sie.
    »Er sitzt im Auto und raucht.«
    »Im Gebäude brennt kein Licht?«
    »Kein Licht.« Eaton sah zu ihr hinüber. »Du kannst ruhig weiter-schlafen. Ich wecke dich, falls was passiert.«
    Adrianna lächelte schwach. »Ich habe lange geglaubt, dich zu lieben, James Eaton.«
    »Du hast die Position und nicht den Mann geliebt.« Eaton sah wieder zu dem Apartmentgebäude hinüber.
    »Eine Zeitlang auch den Mann.« Adrianna hüllte sich enger in ihre Jeansjacke, zog die Beine hoch und kuschelte sich in ihren Sitz. Sie beobachtete, wie Eaton das Gebäude anstarrte, bevor sie endlich wieder in unruhigen Halbschlaf versank.

    459
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    Peking.
    Freitag, 17. Juli, 9.40 Uhr
    »James Hawley, ein Hydrobiologe«, stammelte Li Wen heiser. Sein Mund war ausgetrocknet, trotzdem war er in Schweiß gebadet. »Er…
    er lebt in Kalifornien, in Walnut Creek. Das Verfahren stammt von ihm. Ich… ich habe nicht gewußt, wie es wirkt. Ich… habe geglaubt, es sei ein neuer Test… auf Giftstoffe im Trinkwasser…«
    Der Offizier, der Li Wen über den blanken Holztisch hinweg anstarrte, war derselbe Mann, der von ihm verlangt hatte, er solle gestehen, was er vor sechs Stunden in Wuxi getan hatte. Es war derselbe Mann, der ihm Handschellen angelegt hatte und in der Militärmaschine mitgeflogen war, die ihn nach Peking gebracht hatte, wo er jetzt auf einem Luftwaffenstützpunkt in einem hell erleuchteten Zel-lenblock verhört wurde.
    »Es gibt keinen James Hawley aus Walnut Creek in Kalifornien«, sagte der Uniformierte ruhig.
    »Doch, es gibt ihn! Es muß ihn geben. Ich habe die Formel nicht gehabt, sie stammt von ihm.«
    »Ich wiederhole: Es gibt keinen James Hawley. Das haben wir auf-grund der bei Ihnen gefundenen Unterlagen bereits festgestellt.«
    Li Wen spürte, wie diese Feststellung ihm den Atem verschlug, als er merkte, wie töricht sein Verhalten gewesen war. Falls irgend etwas schiefging, würde er allein dafür büßen müssen.
    »Gestehe!«
    Li Wen hob langsam den Kopf. Unmittelbar hinter dem Offizier war eine Videokamera aufgebaut, deren rotes Licht zeigte, daß sie jedes Wort, jede Bewegung aufzeichnete. Hinter der Kamera sah er fünf oder sechs weitere Uniformierte stehen, Militärpolizisten oder gar, wie der Vernehmungsbeamte, Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit.
    Schließlich nickte Li Wen, sah direkt in die Kamera und schilderte, wie er seine »Schneebälle« aus nicht nachweisbarem, hochgiftigem, polyzyklischem, ungesättigtem Alkohol in die Wasseraufbereitungs-460
    anlage geworfen hatte. Und er erläuterte eingehend die Bestandteile der Formel, was sie hatte bewirken sollen und wie viele Todesfälle die eingebrachte Dosis voraussichtlich verursachen würde.
    Als Li Wen sein Geständnis abgelegt hatte und sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte, sah er zwei der Uniformierten auf sich zukommen. Sie rissen ihn hoch und führten ihn durch die Tür hinaus und einen schwach beleuchteten Betonkorridor entlang. Nach ungefähr zehn Metern sah er vor ihnen einen Mann aus einer Tür auf den Gang treten. Die Soldaten blieben überrascht stehen. Der Mann hielt eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer in der rechten Hand. Li Wen starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Der Mann war Chen Yin. Jetzt drückte er ab und schoß aus kürzester Entfernung.
    Li Wen wurde zurückgeworfen, sein Körper drehte sich von den Soldaten weg, sein Blut bespritzte die Wand hinter ihm.
    Chen Yin nickte den Soldaten befriedigt grinsend zu und wollte sich abwenden. Plötzlich wurde sein Grinsen zu einer entsetzten Grimasse. Der erste Soldat riß seine Maschinenpistole hoch, Chen Yin wich erschrocken zurück.
    »Nein!« kreischte er. »Nein, nicht schießen! Ich…«
    Er machte abrupt kehrt und wollte durch die Tür flüchten. Da hämmerte die Maschinenpistole los. Die ersten Schüsse warfen Chen Yin herum, der letzte Feuerstoß riß ihm die Schädeldecke über dem rechten Auge weg. Wie Li Wen war er tot, bevor er auf dem Beton-boden zusammensackte.

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    Rom.
    4.15 Uhr
    Harry stand im Bad und rasierte sich seinen Bart

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