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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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vorsah, sondern auch den Tod unzähliger Chinesen in Kauf nahm.
    Mit seiner Beichte hatte er unwissentlich Pater Daniels Todesurteil gesprochen. Beim ersten Anschlag hatte Gott oder vielleicht das Schicksal interveniert. Aber sobald feststand, daß Pater Daniel noch lebte, würde Thomas Kind auf ihn angesetzt werden. Und einem Berufskiller wie ihm konnte niemand entkommen. Palestrina würde keinen zweiten Fehlschlag tolerieren.

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    Pescara, Via Arapietra.
    Samstag, den 11. Juli, 7.10 Uhr
    Thomas Kind saß am Steuer seines gemieteten weißen Lancias und wartete darauf, daß jemand die Eingangstür des privaten Kranken-transportdienstes auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufschloß.
    Er warf einen Blick in den Rückspiegel, strich sein Haar glatt und sah wieder zu dem Gebäude hinüber. Das Büro war ab sieben Uhr dreißig besetzt. Wie konnte er erwarten, daß es heute, ausgerechnet an einem Samstag, früher geöffnet sein würde, nur weil er vorzeitig da war? Also mußte er warten. Geduld war alles.
    Kind lehnte sich in den Ledersitz zurück und ging noch einmal durch, was er bisher wußte: daß ein beiger Iveco-Krankenwagen neuester Bauart mit dem Kennzeichen PE 343.552 das hiesige St.-
    Cäcilien-Krankenhaus am Donnerstag abend um zweiundzwanzig Uhr achtzehn verlassen hatte. Befördert hatte er einen Patienten, eine Nonne, die offenbar zugleich Krankenschwester war, und zwei Männer, die Krankenpfleger zu sein schienen.
    Nach Informationen, die er von Farel angefordert hatte, gehörte das St.-Cäcilien-Krankenhaus zu den nur acht italienischen Krankenhäusern, die letzte Woche einen anonymen Patienten aufgenommen hatten. Darüber hinaus war es das einzige Krankenhaus, dessen Patient Anfang bis Mitte Dreißig gewesen war. Und dieser Patient war am Donnerstag abend kurz nach zweiundzwanzig Uhr entlassen worden.
    Thomas Kind war gestern mittag in Pescara angekommen und gleich zum St.-Cäcilien-Krankenhaus gefahren. Ein Rundgang hatte ihm gezeigt, was er vermutet hatte: Das Krankenhaus war durch Überwachungskameras gesichert, die nicht nur die Flure und Wartezimmer, sondern auch alle Ein- und Ausgänge im Blick behielten.
    In der Krankenhausverwaltung legte er eine Geschäftskarte vor, die ihn als Vertreter einer Mailänder Firma für Überwachungssysteme auswies, und verlangte den Chef des Sicherheitsdiensts zu sprechen.

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    Der Chef des Sicherheitsdiensts sei unterwegs, wurde ihm erklärt, und werde nicht vor zwanzig Uhr zurückerwartet. Thomas Kind nickte nur und sagte, er werde dann wiederkommen.
    Um zwanzig Uhr fünfzehn unterhielten die beiden Männer sich freundschaftlich im Büro des Chefs des Sicherheitsdiensts. Um auf das Geschäft zu sprechen zu kommen, fragte Thomas Kind, ob das Krankenhaus angesichts der Ermordung des Kardinalvikars von Rom und des Busattentats, die nach Befürchtungen der Regierung die Vorboten einer neuen Terrorismuswelle sein konnten, seine Sicher-heitsmaßnahmen verstärkt habe.
    Das sei gar nicht nötig, versicherte ihm der selbstbewußte und überraschend junge Chef des Sicherheitsdiensts. Wenig später betraten die beiden die Überwachungszentrale des St.-Cäcilien-Krankenhauses und setzten sich vor die sechzehn Monitore, die mit jeweils einer Kamera verbunden waren. Vor allem der Bildschirm, dessen Kamera die Krankenwagenzufahrt überwachte, erregte Thomas Kinds Aufmerksamkeit.
    »Ihre Kameras sind Tag und Nacht in Betrieb?« erkundigte er sich.
    »Ja.«
    »Zeichnen Sie alles auf Band auf?«
    »Dort drinnen.« Der Chef des Sicherheitsdiensts zeigte in einen kleinen Nebenraum, in dem die roten Kontrolleuchten eingeschalteter Videorecorder in der Dunkelheit blinkten.
    »Alle Bänder werden sechs Monate lang aufbewahrt, bevor sie ge-löscht und wiederverwendet werden. Ich habe dieses System selbst entwickelt.«
    Thomas Kind sah, wie stolz der andere auf seine Leistung war. Da konnte man einhaken, indem man sie lobte und gleich weiterfragte.
    Und das tat Kind. Er äußerte sich anerkennend über dieses System, rückte begeistert seinen Stuhl näher heran und bat um eine Demonstration, wie gespeicherte Videobilder vorgeführt werden konnten.
    War es möglich, beliebige Videoaufnahmen aufzurufen, die zeigten, wie jemand an einem bestimmten Tag mit einem Krankenwagen eingeliefert oder abgeholt wurde? Zum Beispiel vorgestern gegen zweiundzwanzig Uhr?

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    Der Chef des Sicherheitsdiensts grinste geschmeichelt und gab über seine Tastatur einige Zahlen ein. Der Bildschirm

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