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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gebrochenen Knochen abtastete. »Ich schreckte ihn auf. Ich wußte nicht, daß er noch schlief, ich dachte, er käme aus eigenem Willen zu mir herunter…«
    Meriet reagierte nicht und ließ alles mit sich geschehen.
    Anscheinend war nichts gebrochen, doch es mochte einiges verrenkt sein, und seine Kopfwunde blutete beunruhigend stark.
    Um ihn so wenig wie möglich zu bewegen, holten sie seine Liege vom Dachboden herunter und stellten sie neben ihm in der Scheune auf, so daß er vor dem Rest des Haushalts Ruhe hatte. Sie wuschen und verbanden seinen Kopf, hoben ihn sanft auf seine Bettstatt und gaben ihm noch eine Decke, damit er es warm hatte, denn Verletzung und Schock hatten seine Haut spürbar abgekühlt. Die ganze Zeit über blieb sein Gesicht unter dem sauber gewickelten Verband entrückt und friedlich und bleich, wie Mark es noch nie gesehen hatte; die Sorgen der letzten Stunden schienen von ihm gewichen.
    »Geht nun zur Ruhe«, sagte Bruder Mark zu seinen fürsorglichen Helfern. »In diesem Augenblick können wir nichts weiter tun. Ich werde bei ihm wachen. Wenn ich euch brauche, werde ich rufen.«
    Er stellte die Lampe ein, bis sie gleichmäßig brannte, und setzte sich für den Rest der Nacht neben das Lager. Meriet lag stumm und reglos bis nach dem Morgengrauen, wenn sich auch sein Atem deutlich verlangsamte und beruhigte, als er aus der Bewußtlosigkeit in den Schlaf hinüberglitt; doch sein Gesicht blieb blutleer. Nach der Prim begannen seine Lippen zu zittern und die Augenlider zu flattern, als wollte er sie öffnen, fände jedoch nicht die Kraft dazu. Mark wusch sein Gesicht und befeuchtete die sich abmühenden Lippen mit Wasser und Wein.
    »Lieg still«, sagte er, indem er eine Hand auf Meriets Wange legte. »Ich bin hier – Mark. Mach dir keine Sorgen, du bist hier bei mir sicher.« Er hatte sich die Worte nicht vorher zurechtgelegt. Er versprach den ewigen Segen, doch welches Recht hatte er, eine solche Macht für sich zu beanspruchen?
    Und doch waren die Worte ungebeten zu ihm gekommen.
    Die schweren Augenlider hoben sich, kämpften einen Augenblick mit dem ungewohnten Gewicht, das sie geschlossen hielt, und teilten sich über dem Reflex der Flamme in den verzweifelten grünen Augen. Ein Schaudern lief durch Meriets Körper. Er bewegte den trockenen Mund und sagte schwach: »Ich muß gehen – ich muß ihnen sagen… laßt mich aufstehen!«
    Sein Versuch, sich aufzurichten, wurde durch eine leichte Hand auf seiner Brust vereitelt; er blieb hilflos zitternd liegen.
    »Ich muß gehen! Helft mir!«
    »Du mußt nirgends hingehen«, sagte Mark, indem er sich über ihn beugte. »Wenn du irgend jemand eine Botschaft schicken willst, dann lieg still und sage es mir. Du weißt, daß ich sie wortgetreu übermitteln werde. Du bist gestürzt; du mußt still liegen und ruhen.«
    »Mark… seid Ihr es?« Er tastete blind umher, und Mark nahm seine irrende Hand und hielt sie; »Ihr seid es«, sagte Meriet seufzend. »Mark – der Mann, den sie gefaßt haben… weil er angeblich den Schreiber des Bischofs getötet hat… ich muß ihnen sagen… ich muß zu Hugh Beringar…«
    »Sag es mir«, sagte Mark, »und damit soll es für dich erledigt sein. Ich will dafür sorgen, daß alles getan wird, was du für nötig hältst, und du kannst ruhen. Was soll ich nun Hugh Beringar sagen?« Doch im Herzen wußte er es bereits.
    »Sagt ihm, daß er diese arme Seele freigeben muß… sagt ihm, er hat diese Untat nicht begangen. Sagt ihm, daß ich es weiß ! Sagt ihm«, sagte Meriet, dessen geweitete Augen hungrig und smaragdgrün an Marks aufmerksamem Gesicht hingen, »daß ich meine Todsünde gestehe… daß ich es war, der Peter Clemence tötete. Ich schoß ihn im Wald nieder, drei Meilen oder weiter von Aspley entfernt. Sagt, daß es mir leid tut, dem Haus meines Vaters solche Schande gemacht zu haben.«
    Er war schwach und benommen und zitterte unter dem verspäteten Schock; Tränen rannen aus seinen Augen und überraschten ihn mit ihrer unerwarteten Flut. Er packte und rang die Hand, die er hielt. »Versprecht es mir! Versprecht, daß Ihr es ihm erzählt…«
    »Das tue ich, und ich selbst und kein anderer soll der Bote sein«, sagte Mark, der sich dicht über die angestrengten, blinden Augen beugte, damit Meriet ihn sah und ihm glaubte.
    »Jedes Wort, das du mir sagst, will ich übermitteln. Und du kannst, bevor ich gehe, ebenfalls ein gutes und nützliches Werk für dich selbst und mich tun. Dann magst du wieder

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