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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Mecklenburg, Reichsfürst ist er. Was will der mehr? Hat doch alles erreicht. Nur der Kaisertitel, der fehlt ihm noch. Aber daran wird selbst so einer wie der im Traum nicht denken. Ich sage euch, wir müssen uns bald eine andere Bleibe suchen.«
    »Mal redest du so und mal so. Der Krieg dauert ewig, heißt es am einen Tag, und am nächsten jammerst du, dass sie uns morgen schon über den Jordan jagen. Warte doch einfach ab, und mal nicht immer den Teufel an die Wand. Manchmal glaube ich, du willst einfach immer nur das Schlimmste annehmen, weil du dir daraus bessere Geschichten zurechtspinnen kannst.« Liese blieb also optimistisch.
    »Es hat die Irmi erwischt.« Das war alles, was ein junger Bursche der Gruppe im Vorbeilaufen zurief. »Es hat die Irmi erwischt«, rief er auch den nächsten Leuten zu, denen er begegnete.
    »Irmi, das ist doch das leichte Mädchen, dem du kürzlich noch dieses Parföng verkauft hast. Diesen Duft, von dem du sagst, er betört das gesamte Mannsvolk im Umkreis von einer Viertelmeile«, erinnerte sich Mergel.
    »Ach die. Die Blonde, die es mal irgendwann, als sie noch taufrisch war, bis in die Unteroffiziersbetten geschafft hat. Ja, ja, dieser untergehende stern. Kann mich erinnern. Die hat’s erwischt? Heißt das, er hat sie erwischt?«
    »Ich werde mich mal erkundigen gehen«, sagte Mergel kurz, um nach einer halben stunde mit neuen Informationen zurückzukehren.
    »Hing an einem Ast, direkt überm Weg«, berichtete er. »Die Vorhut musste sie abschneiden lassen, sonst wären die ganzen Karren nicht durchgekommen. Direkt vor der Nase soll sie den Reitern gebaumelt haben, als sich das Heer gestern Morgen in Bewegung gesetzt hat. Im Nebel, muss ein grausiges Bild gewesen sein. Ein Hündchen war auch da, ist aber in den Wald gelaufen.«
    »Tja, es geht also fröhlich weiter. Was wollen wir da machen? Können nur hoffen, dass wir nicht die Nächsten sind, Anna. Der macht vor keiner Halt. Ob du zwölf oder achtzig Jahre zählst. Hat’s schon alles gegeben. Hauptsache, du bist eine Frau«, wandte sich Liese an Anna, die dabei war, in einem gro ßen Kessel Wasser zum Kochen zu bringen, um die schmutzigsten Wäschestücke einzuweichen. Morgen wollte sie an die Weser gehen und den ganzen Tag mit Wäschewaschen verbringen.
    »Na, du redest wohl gar nichts mehr«, sagte Liese nur, nachdem sie vergeblich auf eine Reaktion ihrer neuen Hilfskraft gewartet hatte.
    »Ich will davon nichts hören«, sagte Anna leise und widmete sich weiter stillschweigend ihrer Arbeit. Gerade hatte sie begonnen, sich langsam an ein neues Leben zu gewöhnen, sich neuen Aufgaben hinzugeben und ihre Vergangenheit zu vergessen. Von ermordeten Frauen wollte sie nun wirklich nichts wissen. Mine war tot und würde es bleiben. sollte man ihr doch ihren Frieden lassen und nicht weiter an diese teuflischen Ereignisse denken.
    »Ist vielleicht auch das Beste«, meinte Liese kurz. »Was meinst du, Hans, glaubst du, du könntest noch schnell im Wagen ein paar Krüge von dem russischen Teufelszeug zubereiten, auf das sie alle so wild sind? Glaube, vom letzten Mal ist nicht mehr genug übrig geblieben.«
    Seit mittlerweile einem Jahr hatte Liese auch einen kleinen Ausschank, den sie immer dann in Betrieb nahm, wenn sich das Heer für mehr als zwei Nächte an ein und demselben Ort niederließ. Dazu baute Mergel drei Holzbänke auf, und Liese besorgte die notwendigen Getränke sowie weitere, die es nur bei ihr gab, exklusive und gleichzeitig erschwingliche Waren. Ihre neueste Spezialität war Wodka, schwierig zu organisieren, doch mit ein wenig Fantasie und dem nötigen Verkaufstalent ließ es sich immer bewältigen. So hatte Liese sich von einem fahrenden Bader eine riesige Flasche Spiritus besorgt, den sie, zur Hälfte mit Wasser gemischt und mit etwas salz und ein wenig Honig versehen, als Wodka darreichte. Niemandem von ihrer ohnehin betrunkenen Kundschaft war das aufgefallen.
    Auch am heutigen Abend sollte Lieses Schenke geöffnet werden, und da Hans Mergel sich ausgezeichnet darauf verstand, auf der Geige Trinklieder und Tanzmusik zu spielen, waren ihr volle Bänke gewiss. Anna sollte bedienen, und das war ein weiterer Grund dafür, dass die ohnehin ruhige Frau heute besonders schweigsam war. Sie fürchtete sich vor den fremden Männern, die mit großer Wahrscheinlichkeit mehr von ihr verlangen würden als nur das Vorsetzen eines Getränks.
    »Werde mich mal drum kümmern«, murmelte der alte Mergel und begab sich langsam ins

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