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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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er nicht aufgetaut, und nun, in der Abenddämmerung, war es für die Frauen sehr beschwerlich, ein Loch zu graben. Sie versuchten es vergeblich an verschiedenen Stellen und gerieten, in der Hoffnung, einen geeigneten Platz zu finden, immer tiefer in den Wald hinein.
    »Sieh mal, Anna, da hinten ist ein Sumpf, da ist im Morast bestimmt noch was zu machen.« Liese deutete auf eine lichte Stelle, die die Finsternis des Waldes durchbrach und den Blick auf einen von Schilf umgebenen kleinen See freigab. Noch war es nicht ganz dunkel, und die beiden machten sich schnell an die Arbeit, im immer noch feuchten und nur halbgefrorenen Morast ein Loch zu buddeln, das tief genug war, um wilde Tiere in jedem Fall davon abhalten zu können, sich an dem verstorbenen Säugling gütlich zu tun.
    Mit einem Mal – sie waren gerade fertig mit dem Graben – hörten sie ein lautes Knacken und Rascheln im Gebüsch. Sie hatten keine Zeit mehr, schreckliches zu ahnen oder in Angst auszubrechen, als plötzlich ein Reiter auf sie zusprengte.
    Augenscheinlich handelte es sich nicht um einen gewöhnlichen Kürassier, der hier sein Pferd vor ihnen bändigte. Angetan mit ledernen Stulpenstiefeln, einer prächtigen Seidenschärpe, einem blütenweißen Spitzenkragen und einem wunderschönen Federhut, war dieser Mann mit seinem gepflegten blonden Bart sicherlich ein Kriegsmann hohen Ranges.
    »Was macht ihr hier, Weibsvolk?«, fragte er in harschem Ton.
    »Wir begraben ein totes Kindelein«, antwortete Liese unverzüglich und selbstbewusst.
    »Hier, im sumpf? Warum bringt ihr es nicht auf den Kirchhof?«
    »Weil wir keinen Kirchhof haben, mein Herr, wir sind Trossweiber.«
    »Nun, dann gehört ihr wohl zu dem kaiserlichen Heer, das sich im Lipper Land herumtreibt?«
    »So ist es.«
    »Lass mich sehen, was ihr da habt? Vielleicht führt ihr mich auch nur an der Nase herum, und ihr verbuddelt hier Diebesgut.«
    »Und wenn es so wäre, wüsste ich nicht, weshalb das von Eurem Interesse wäre, mein Herr. Zwei einfache Weiber wie wir könnten doch niemals etwas besitzen, das einen Edelmann, wie Ihr es seid, bekümmert.«
    »Sei nicht frech, Weib, und zeig mir, was du da hast! Oder soll ich dir erst mit der Pistole drohen?«
    Liese reichte ihm das Bündel, welches der Mann öffnete und mit angewidertem Blick wieder in ihre Hände legte.
    Weiter konnte er nichts sagen, denn just im selben Moment fielen mehrere Schüsse aus dem dichten Wald, und es erhob sich plötzlich ein jämmerliches Geschrei. Die entsetzlichen Laute stammten von dem Schimmel des Mannes. Das Pferd, von mehreren Kugeln getroffen, sank zusammen und vergrub dabei seinen Reiter halb unter sich. Auch dieser begann nun zu brüllen, denn das Pferd wälzte sich im Todeskampf auf dem eingeklemmten Bein des Mannes herum. Blitzschnell zog Liese im rechten Moment, als das Tier gerade verzweifelt versuchte, sich mit letzter Kraft aufzurichten, den halb Gequetschten hervor und bewies dabei eine körperliche stärke, die man einer hageren Frau wie ihr niemals zugetraut hätte.
    »schnell, in den Wald«, rief sie, und zusammen mit dem hinkenden Mann jagten sie blindlings auf die dunklen Bäume zu. Was zurückblieb, waren das tote Kind und das Pferd, welches nach wenigen Augenblicken ebenfalls vom Tod erlöst wurde.
    Derweil hatten sich die drei Flüchtenden offenbar in völlig unterschiedliche Richtungen verteilt. Denn als Anna nach einigen hundert Schritten pechschwarzen Irrwegs über Wurzeln, Äste und steine mit aufgeschlagenen Knien und Ellenbogen stehen blieb, konnte sie keinen Laut mehr vernehmen, der von einem menschlichen Wesen herrührte. Weder die Verfolger noch Liese oder der junge Edelmann waren zu hören. Sollte sie nach ihrer Begleiterin rufen? Anna war sich nicht sicher, konnten doch die Spitzbuben ganz in der Nähe sein.
    »Liese! Liese!«, rief sie fast im Flüsterton. Doch eine Antwort blieb aus.
    »Liese, wo bist du?« Auf dieses lautere Rufen hin hörte Anna plötzlich Schritte, die sich ihr näherten.
    »Bist du das, Liese?«, fragte sie mit zitternder, aber dennoch fordernder stimme.
    »Nein, ich bin es. Verdammte Dunkelheit, hab mir das ganze Wams zerrissen an diesen verflixten Ästen.« Es war eindeutig die Stimme des Reiters, der sich da auf Anna zubewegte. Ihr wurde ein wenig unbehaglich, doch andererseits war sie froh, in dieser Finsternis nicht mehr allein zu sein.
    »Welche von den beiden Weibern bist du? Die alte Vettel oder das jüngere Ding?«, fragte der Mann, dessen

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