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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Freunde und ich auch mal mitspielen dürfen.«
    Anna versuchte zu schrumpfen, sich so klein wie möglich zu machen, sich hinter dem Rücken ihres Begleiters zu verstecken und gegen die brennende Röte in ihrem Gesicht anzukämpfen. Sie kannte diese Art von Spelunken, die, meist abgelegen von den Dörfern, ausschließlich von zweifelhaftem Mannsvolk aufgesucht wurden. Man spielte dort und trank, und Frauen hatten nur Zutritt, wenn sie unter bestimmten Umständen geduldet wurden. Jede Frau jedoch, die im Ruf stand, dort hin und wieder Einlass zu erhalten, war auf Lebzeiten verschrien. Anna selbst hatte eine solche Wirtschaft noch nie von innen gesehen.
    »Du bekommst sechs, wenn du uns noch eine Flasche Korn gibst«, sagte der blonde Edelmann ruhig, ohne auf die Ausfälligkeiten der betrunkenen Kerle zu reagieren.
    »Gut«, der Wirt stand auf und kletterte mühsam eine knarrende Stiege empor. Er blieb eine halbe Ewigkeit dort oben, rückte offensichtlich Möbel und machte einen Höllenlärm. Anna und ihr Begleiter setzten sich derweil an den freien Tisch.
    »Glotz nicht, sondern bring mir lieber eine Flasche schnaps«, rief der Reiter einem der beiden Kerle zu. Dieser, ein magerer junger Mann mit derart schiefen Zähnen, dass sie kreuz und quer aus dem geschlossenen Mund hervorragten, stand auf und begab sich zum Ausschank, einer hohen, seit Jahrzehnten immer wieder von Bier und Schnaps durchtränkten Holzbank. Von einem Regal nahm er eine Flasche, und aus den schmutzigen Tiefen des Tresens kramte er zwei geflickte Holzbecher hervor. All das brachte er zum Tisch der Gäste, den der Edelmann bereits mit einem Streich seines Unterarms vorläufig von sämtlichem Krabbelgetier befreit hatte.
    Für einen Edelmann pflegte er sehr raue Sitten, dachte Anna und musterte ihn heimlich. Er gefiel ihr. Etwas anderes konnte sie sich beim besten Willen nicht eingestehen.
    Er öffnete die Flasche, roch an ihr, verzog das Gesicht, murmelte nur »sei’s drum« und nahm einen ordentlichen Schluck.
    »Wollte nicht unhöflich sein«, sagte er, an Anna gewandt. »Aber so einen Fusel sollte man vorkosten, bevor man ihn einer Dame reicht. Wie ist eigentlich dein Name?«
    »Anna Pippel.«
    Er schaute sie an. Den Ellbogen auf den Tisch gestützt und mit den Fingern an seinem blonden Bart spielend, schaute er sie an und sagte nichts. Seine Augen hatten dabei einen ganz besonderen Ausdruck – einen Ausdruck, den Anna nicht erwartet hätte, der sie irritierte und noch verlegener machte. Sie senkte den Blick und schaute auf ihre Hände.
    »Anna. Sehr schön.« Er war aus seiner seltsamen Erstarrung erwacht. »Trink, Anna, das tut gut nach solch einem Schreck.«
    Nun nahm auch Anna einen Schluck, und dann noch einen, und schließlich einen dritten. Sie wusste, dass Alkohol eine verheerende Wirkung auf sie hatte, doch unter diesen Umständen war das genau das Richtige. Es war besser, wenn sie nicht mehr bemerkte, was da alles um sie herum geschah.
    Sie war schon recht betäubt, als der Wirt endlich die Stiege herunterkam.
    »Das Zimmer ist fertig. War schon lange keiner mehr drin. seit meine Alte letzten Winter das Zeitliche gesegnet hat, ist da nicht mehr aufgeräumt worden. Na ja, was schert es mich, was anderes hab ich nicht, und was Besseres kriegt ihr hier in der Gegend auch nicht. Gezahlt wird im Voraus.«
    Der Reitersmann gab dem Wirt das versprochene Geld und reichte Anna noch einmal die Flasche. Diese trank, vergrub dann das Gesicht hinter den Händen und kicherte immerzu. Aus welchem Grund, wusste sie selbst nicht. Ihr Begleiter schaute sie lächelnd an und griff dann nach ihren Händen, um sie ihr aus dem Gesicht zu nehmen.
    Sie war hübsch, wenn sie lachte. Sehr hübsch. Ihre Augen strahlten, sie hatte schöne, weiße Zähne und ein kleines Grübchen in der rechten Wange. Sie sah tatsächlich aus wie das Stanzerl. So, wie das Stanzerl jetzt aussehen würde, wenn sie länger hätte leben dürfen.
    Das Gesicht des blonden Edelmanns wurde mit einem Mal traurig und ernst. Anna bemerkte es und hörte auf zu kichern.
    »Du bist betrunken. Zeit, schlafen zu gehen«, sagte er und half der wankenden Anna die steile Stiege hinauf.
    Die Männer hatten derweil mit dem Würfelspiel aufgehört, grinsten breit und machten derbe Sprüche, als sich das Paar in sein schlafgemach zurückzog.
    Dort angekommen, konnte von Gemach kaum die Rede sein. In einer Ecke stand ein uraltes, aus schiefen Brettern zusammengenageltes Bett. Gefüllt war es mit stroh,

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