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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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dabei. Gestern aber nicht.«
    »Wo hat er gewohnt?«
    »In dem Hof auf der anderen Seite von der straße. Ist der Hof vom Röser. Der ist aber schon lange tot, der Bauer Röser, da ist jetzt nur noch seine älteste Tochter da. Und die hat sich freiwillig mit dem ganzen Kroppzeug eingelassen, die alte Funzel, ist auch schon bald fünfunddreißig.«
    Anna lief, ohne sich zu verabschieden, hinaus und eilte zu dem Röser-Hof, doch auch dort suchte sie vergeblich nach dem vermeintlichen Herrn von Brunnthal. Er war tatsächlich fortgeritten.
    Verzweiflung machte sich in Anna breit. In ihrem Kopf begann es wild zu pochen. Orientierungslos stand sie auf dem Vorhof des Bauernhauses und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Du bist doch die Freundin von der Hexe.«
    Blitzschnell drehte Anna sich um. Hinter ihr stand eine Frau. Ein Weib, bei dem man nicht sicher sein konnte, ob es eine Bäuerin oder eine Lagerhure war. Um ihr einfaches, graues Lodenkleid hatte sie einen grasgrün gefärbten Pelz gelegt, und ihre Augen waren geschminkt. Das wollte gar nicht zu dem vergilbten Kopftuch passen, das sie, trotz ihres Alters, so trug, wie es sich für ein unverheiratetes Bauernmädchen gehörte.
    Anna starrte sie an, und die Frau wiederholte noch einmal ihre Worte: »Du bist doch die Freundin von der Hexe. Hab dich gesehen, gestern vor Gericht.«
    Kaum war das gesagt, war Anna auch schon fort. Sie musste hier verschwinden, es war zu gefährlich.
    Die Frau verfolgte sie nicht und unterließ es auch, hinter ihr herzurufen. Dennoch beeilte sich Anna, das Dorf zu verlassen. sie musste Bracht finden. Er wäre der Einzige, der jetzt noch helfen könnte. Doch wo sollte sie nach jemandem suchen, der immerzu überall und nirgends zu sein schien? Im Tross. Dort hielt er sich die meiste Zeit auf.
    Wieder müsste sie jemanden fragen, anders würde sie ihn niemals finden. Und Anna fragte, sie lief durch das Trosslager und fragte einen jeden, von dem sie sicher war, dass er sie nicht kannte und nicht mit Liese Kroll in Verbindung bringen würde. Sie fragte eine halbblinde alte Frau, die vor ihrem Zelt saß und döste, sie fragte eine junge Mutter, die gerade dabei war, ihren Säugling zu wickeln, sie fragte zwei Halbwüchsige, welche beieinandersaßen und Uniformknöpfe tauschten, sie fragte außerdem drei verschiedene Lagerhuren, einen jüdischen Marketender, ein dickes Waschweib und sogar eine Gruppe spielender Kinder. Fast alle kannten Bracht, doch niemand hatte ihn an diesem Tag gesehen.
    Und dann geschah es, dass sich die Masse in Bewegung setzte. Wie auf ein heimliches Zeichen hin gingen sie los. Hunderte, ja Tausende machten sich auf den Weg zu dem Spektakel, das in Kürze auf dem nur wenige Gehminuten entfernten Dorfplatz stattfinden würde. Anna stand in der Mitte dieses Menschenstromes und wurde schließlich ein Stück weit von ihm mitgerissen. Man achtete nicht auf die verhüllte Gestalt, sondern war vielmehr damit beschäftigt, über die bevorstehende Hinrichtung zu reden. So etwas sah man nicht alle Tage, selbst in Kriegszeiten nicht.
    Eine ungeheure Angst erfasste Anna. Sie wollte es nicht sehen, um keinen Preis wollte sie es sehen. Mit Händen und Fü ßen um sich schlagend und tretend, bahnte sie sich ihren Weg dem Strom entgegen, kämpfte sich hindurch, hindurch bis zu seinem Ende.
    Anna hatte bereits eine halbe Meile zurückgelegt, als sie zum ersten Mal nach hinten blickte. Sie hatte sich nicht beeilt, war nur Schritt für Schritt, in wirre Gedanken versunken, sehr langsam vorwärtsgegangen. Doch auf einer kleinen Anhöhe, kurz bevor der Weg in einen Wald abbog, sah sie sich um und blickte auf das Lager. Dort, unter ihr, konnte sie die Dörfer sehen, auf die sich der große Wurm verteilt hatte, und in einem der Dörfer brannten zwei große Feuer. Ihr schwarzer Qualm stieg weit in den Himmel.
    Mit einem stechenden Schmerz im Herzen wandte sie sich wieder ihrem Weg zu, verdeckte ihre Augen mit beiden Händen und rannte, schreiend und blind, davon, bis sie stolperte und im Graben liegen blieb, wo sie, ohne die Zeit zu spüren, in den grauen Himmel starrte.
    Gegen Abend kam sie zurück zu Hans Mergel und dem jungen Balthasar. Auch die beiden hatten von ihrer Lagerstätte aus die Scheiterhaufen brennen sehen. Der Junge schwieg, und Hans Mergel saß wie versteinert in seinem Eselskarren, als Anna sich mühselig den Berg hinaufschleppte. Wieder verging ein langer Abend, an dem kein Wort gewechselt wurde.
    Als der nächste Morgen

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