Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
Blicke, die Scham in den Mienen der vergewaltigten Frauen. Sie hatten niemandem in die Augen sehen können. Niemandem … außer ihr, Kristen. Die Frauen hatten immer wieder ihren Blick gesucht, als sei sie ihr Anker in einer stürmischen See.
    Wie tapfer sie gewesen waren. Selbst als der Verteidiger ihre Zeugenaussage auseinander genommen und den Rest ihres Selbstwertgefühls zu vernichten versucht hatte, waren sie standhaft geblieben. Nicht zusammengebrochen. Hatten Haltung bewahrt. Sie hatten Haltung bewahrt, bis die Jury Ramey freigesprochen hatte und er als freier Mann aus dem Gerichtssaal gegangen war. Erst da hatten sie die Fassung verloren.
    Kristen sog bebend die Luft ein. Und sie auch. Wie es beinahe heute Morgen wieder geschehen war, als sie Rameys Leiche mit den zerschossenen Weichteilen betrachtet hatte.
    Was sie empfunden hatte, war keinesfalls Empörung über diese Form der Selbstjustiz gewesen oder Mitleid mit der Familie dieses Opfers. Sie hatte versucht, das Gefühl zu unterdrücken, solange die Detectives neben ihr standen, aber sobald sie allein war, gestand sie es sich zu. Es war schlicht … Befriedigung gewesen. Und Dankbarkeit!
    Ihr ergebener Diener hatte einen Mann getötet, der nicht zu leben verdiente, und sie würde seinen Tod nicht betrauern. Es war falsch, aber menschlich. Und sie war schließlich immer noch ein Mensch. Trotz allem.
    Mitchells dunkle Limousine fuhr vor ihr rechts an den Bürgersteig, und Kristen beobachtete, wie Reagan auf der Beifahrerseite ausstieg, sich streckte und seine Krawatte zurechtrückte. Ihre Kehle verengte sich, als sie seine breiten Schultern musterte, seinen durchtrainierten Körper, den schwachen Bartschatten auf seinen Wangen, und sie schluckte unwillkürlich. O ja, sie war immer noch ein Mensch.
    Reagan schaute den Hügel hinauf zu dem Haus und drehte sich dann ohne Vorwarnung zu ihr um. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als der Wind ihm sein Haar aus dem Gesicht wehte und den nicht zugeknöpften Mantel flattern ließ. Er war wirklich ein attraktiver Mann, das musste sie zugeben.
    Und wenn sie schon dabei war, konnte sie gleich noch etwas anderes zugeben. Es war offenbar nicht nur Angst, die ihren Puls beschleunigen konnte. Sein Anblick brachte ihr Blut in Wallung. Aber natürlich war das absolut lächerlich. Genauso lächerlich wie die Tatsache, dass sie ihren Blick nie von seinem lösen konnte, wenn er sie einmal ansah. Nun, dann musste sie eben seinen Blick meiden, ganz einfach. Also konzentrierte sie sich auf die Fahrertür, öffnete sie und stieg aus, als er gerade herankam, um ihr behilflich zu sein. Sie schüttelte den Kopf, als er seine Hand ausstreckte. »Danke, es geht ganz gut«, sagte sie. »Was gibt es Neues?«
    Mia wartete auf dem Gehweg. »Wir haben die Angehörigen informiert, und sie werden in den nächsten Stunden eintreffen, um die Leichen zu identifizieren. Kings Mutter hat ein Geheul angestimmt, das mir das Trommelfell zerlegt hat, und Rameys Freundin hätte mit ihren Krallennägeln beinahe Abes hübsches Gesicht ruiniert.«
    Abe verdrehte die Augen. Dabei hatte er nun wirklich ein hübsches Gesicht, wie Kristen erneut feststellen musste.
    »Und die Blade-Jungs?«, fragte sie.
    »Wir haben von zwei der Toten Angehörige ausfindig gemacht. Was den dritten angeht, scheint keiner etwas zu wissen.« Mia zog die Stirn in Falten. »Die Freundin von einem der drei sagte, dass sie am 12. Januar noch mit ihm zusammen war, er aber am nächsten Tag verschwunden ist. Der andere hat einen Bruder, der beschwört, dass er ihn am 20. zum letzten Mal gesehen hat. Das wäre eine ganze Woche Differenz.«
    Abe zuckte die Achseln. »Warten wir auf die Laboruntersuchung. Die sollte uns eigentlich mehr über den jeweiligen Zeitpunkt des Todes sagen können.« Er blickte hinauf zum Haus. »Sind wir so weit?«
    »Was wollen Sie Mrs. Whitman fragen?«, wollte Kristen wissen. »Da wir noch nicht wissen, wann genau die Männer getötet wurden, geht es ja nicht um ein Alibi.«
    »Noch nicht, richtig«, antwortete Reagan. »Ich bin eher an ihrer Reaktion auf den Todesfall interessiert.«
    »Tränen würde ich nicht erwarten«, sagte Kristen tonlos.
    »Tränen der Trauer?«
    »Was auch immer für Tränen. Sylvia Whitman ist nicht der Typ Frau, der weint.« Kristen straffte die Schultern. »Bringen wir es hinter uns.«
    Mia und Abe ließen ihr den Vortritt, und Kristen klingelte. Sylvia Whitman öffnete die Tür. Sie musterte Kristen abschätzend, aber nicht

Weitere Kostenlose Bücher