Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
ein leeres Wageninneres. Nun endlich sah er auf die Uhr, damit er den Rest der Aktion planen konnte.
    Er holte aus dem Wagen das Brett auf Rollen, das er eigens für diesen Anlass gemacht hatte. Ließ die Rampe herab. Schob das Brett zu Skinner, zerrte den sich windenden Körper hinauf, schnallte ihn fest, klick, klick. Sicherheitsgurte retteten Leben, dachte er, wobei er hartnäckig Skinners stöhnende Fragen, wer er sei, ignorierte. Er musste lächeln, als er ihn schwach zu beschimpfen begann und ihm androhte, dass er es büßen würde.
    Nun, wenn jemand etwas büßen würde, dann garantiert nicht er. Sondern Skinner. Für die Vergewaltigung einer jungen Frau, der man Gerechtigkeit verweigert hatte. Renee Dexter.
    Und natürlich für Leah.
    Er schob das Brett die Rampe hinauf und auf die dicke Plastikfolie, mit der die Ladefläche ausgeschlagen war. Blutflecken ließen sich so schlecht aus Teppichen entfernen, und die Polizei hatte Möglichkeiten, Reste selbst dann noch zu entdecken, wenn der Teppich gründlich gereinigt worden war.
    Zuletzt klopfte er auf Skinners Taschen und holte einen Schlüsselbund, einen elektronischen Organizer und eine Waffe hervor, die mehr nach Wasserpistole als nach einer echten aussah.
    »Warum … warum tun … Sie das?«, presste Skinner mühsam unter Schmerzen hervor. »Nehmen Sie mein Geld, aber … lassen Sie mich … bitte … gehen.«
    Er lachte leise, schloss die Wagentüren, steckte den Organizer ein und warf Skinners Schlüssel auf den Sitz des Cadillacs. Bei solch einer Einladung würde der Wagen spätestens morgen früh verschwunden sein.
    Er sah zum letzten Mal auf die Uhr. Nicht einmal sieben Minuten für die ganze Operation. Bei King hatte es acht Minuten, zwanzig Sekunden gedauert. Er bekam Übung.

Donnerstag, 19. Februar, 22.30 Uhr
    Abe saß in seinem Auto und starrte auf das Betongebäude, das in den Himmel hineinzuragen schien. In Wirklichkeit hatte das Haus nur zwanzig Stockwerke. Seine Wohnung war im siebzehnten Stock. Darin befand sich ein Bett, ein Sessel und ein Fernseher. Er hatte Kabel – zweihundertfünfzig Programme. Aber er hatte die Kiste seit sechs Monaten nicht mehr eingeschaltet.
    Die Wohnung war eine Räumlichkeit, in die er zum Schlafen kam.
    Er seufzte frustriert. Auch er hatte keine Bilder von Angehörigen in seiner Wohnung hängen. Sie befanden sich alle noch in Kisten und Kartons. Er hatte sie an jenem Tag darin verstaut, als er die Schlüssel seines ehemaligen Hauses den neuen Besitzern übergeben hatte. Das Haus, das er mit Debra gekauft hatte. Das Haus mit den Gartenstühlen auf der Terrasse und dem Kinderzimmer, das Debra einzurichten begonnen hatte.
    Kristen Mayhew hatte ihren Schuppen im Garten.
    Er hatte einen Platz im
Chicagoland U-Store-It
in Melrose Park.
Du bist ein Erste-Klasse-Heuchler.
    Er blickte auf die Uhr im Armaturenbrett, dann auf die leeren Schüsseln auf dem Beifahrersitz. Seine Mutter war manchmal lange auf, insbesondere wenn Aidan oder sein Vater auf Nachtstreife waren.
Oder ich damals,
dachte er und erinnerte sich an die vielen Male, die er nach einer arbeitsreichen Nacht zum Frühstück zu Hause eingefallen war und sie in ihrem Sessel vor dem laufenden Fernseher schlummernd vorgefunden hatte.
    Ohne einen zweiten Blick hinauf zu seiner Wohnung zu werfen, setzte er rückwärts aus dem Parkplatz. Zwanzig Minuten später parkte er in der Auffahrt seiner Eltern. Zum Glück war das Licht noch an, und seine Schlüssel passten auch noch immer in die Eingangstür. Es war lange her, dass er sich nachts selbst hereingelassen hatte – seit Debras und seiner Hochzeit nicht mehr.
    Als er eintrat, fand er seine Mutter schlummernd in ihrem Lieblingssessel vor. Wie schön, dass sich manche Dinge niemals zu ändern schienen. Er stellte die leeren Schüsseln in die Spüle in der Küche, dann deckte er seine Mutter mit einer gehäkelten Decke zu. Sie regte sich, wachte dann schlagartig auf und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Was ist passiert?«
    Er ging neben ihr in die Hocke. »Nichts. Ich habe nur die Schüsseln zurückgebracht.«
    Ihre Augen verengten sich. »Das hätte bis Sonntag Zeit gehabt. Was ist passiert?«
    Er nahm ihre Hand und schob seine Finger durch ihre. »Nichts, wirklich. Ihr habt mir gefehlt.«
    Sie lächelte und drückte seine Hand. »Du uns auch. Wie war euer Meeting?«
    »Anstrengend. Dein Eintopf war der Renner.«
    »Schön. Und hat dich niemand aufgezogen, weil deine Mom dir Essen gebracht

Weitere Kostenlose Bücher