Des Todes Liebste Beute
Tisch seiner Mutter zu sehen. Nein, das war ein durchaus reizvoller Gedanke. Was ihm schlechte Laune verursachte, war das Wissen, dass sie rundheraus ablehnen würde. »Vergiss es einfach.«
Rachel sah enttäuscht aus. »Na ja, dann frag sie bitte nach dem Interview. Dafür kriege ich bestimmt ein A.«
»Ich frage sie.«
»Und du musst jetzt ganz dringend wieder ins Bett, Schätzchen«, sagte Becca. Rachel zog die Nase kraus, gehorchte aber. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um Abes Wange zu küssen. »Es ist schön, dass du hergekommen bist«, flüsterte sie. »Auch wenn du mir kein Date mit ihr verschaffen kannst.«
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie war ein klasse Mädchen – trotz allem. »Find ich auch, Küken. Jetzt verschwinde ins Bett. Sonst schläfst du morgen in der Schule ein.«
Sobald Rachel wieder verschwunden war, legte seine Mutter ihm einen Arm um die Taille. »Sie war vollkommen aus dem Häuschen, als ich ihr erzählt habe, dass du Kristen Mayhew kennst. Ich habe ihr gesagt, dass sie dich nicht gleich fragen soll, aber du weißt ja, wie sie ist. Das Bett in deinem alten Zimmer ist gemacht, Abe. Wenn du hier schlafen willst, gibt es morgen früh Waffeln. Und zwar selbst gemachte, nicht dieses scheußliche tiefgefrorene Zeug.«
»Für mich gibt es nie selbst gemachte Waffeln«, beschwerte sich Kyle aus der Küche.
»Du brauchst auch keine Waffeln«, feuerte sie zurück. »Du bist auf Diät.«
Abe grinste, als er das unterdrückte Gebrummel seines Vaters hörte. »Nein, Mom, ich muss morgen sehr früh ins Büro. Ich wollte euch nur heute Abend noch einmal sehen.«
Mit einem Seufzer brachte sie ihn zur Tür. »Bleibt es bei Sonntag zum Essen?«
»Falls nicht etwas wirklich Wichtiges in diesem Fall geschieht, ganz bestimmt.«
Freitag, 20. Februar, 1.00 Uhr
»Warum?«
Der Schrei war gequält, und nichts weniger verdiente dieser Kerl. Er bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Renee Dexter.«
Skinner reckte den Hals, um ihn sehen zu können, während er seine Werkzeuge aufsammelte. Die Augen waren vor Entsetzen geweitet. »Wer?«
Er blieb stehen. Wandte seine volle Aufmerksamkeit der Gestalt zu, die noch immer angeschnallt am Boden lag. Die Blutung war schwächer geworden, aber der Armani-Anzug war bereits vollkommen durchweicht. Es würde die teuerste Kleidung sein, die er bisher in eine Kiste gepackt hatte. Skinner befand sich am Rand der Ohnmacht, kämpfte jedoch dagegen an. »Sie können sich wirklich nicht erinnern, was?«
»Nein, verdammt noch mal. Wo … wo bin ich? Und wer sind Sie?«
Er wandte sich ab und ignorierte Skinners Fragen. »Renee Dexter war eine Studentin, die in der Campus-Bibliothek arbeitete und auf dem Heimweg war.« Er zog eine Schublade auf und studierte deren Inhalt. »Sie hatte Probleme mit dem Wagen und kein Handy, mit dem sie Hilfe holen konnte.« Er traf eine Wahl und hielt den Gegenstand hoch, damit Skinner ihn sehen konnte, dann legte er ihn auf den Tisch. In Skinners Augen stand blankes Entsetzen. »Können Sie sich immer noch nicht erinnern?«
»Oh, Gott«, stöhnte der Mann. Er wand sich, versuchte zu entkommen. »Sie sind doch krank. Total krank.«
Er dachte einen Moment nach. »Vielleicht. Aber darüber wird letztendlich Gott zu befinden haben.« Er rollte einen Wagen mit einer Schraubzwinge heran, positionierte sie hinter Skinners Kopf, legte die beiden Backen der Zange links und rechts an Skinners Schädel und drehte am Knopf. Skinner stöhnte.
»Renee Dexter hatte furchtbare Angst.« Seine Stimme wurde hart. »Neunzehn Jahre alt und voller Angst. Ein Wagen hielt an und zwei gepflegt aussehende Männer stiegen aus, und sie atmete erleichtert auf. Sie hatte vor Räubern und Dieben Angst gehabt, aber das Schicksal hatte es gut gemeint und zwei nette junge Männer geschickt.« Er drehte wieder an den Knöpfen, und Skinner begann zu schluchzen. »Leider Gottes waren es doch keine netten jungen Männer, Mr. Skinner. Als die Polizei Renee Dexter am nächsten Morgen aufgriff, taumelte sie zu Fuß durch dichten Verkehr, die Kleider hingen ihr in Fetzen am Körper. Zuerst glaubte man, sie sei betrunken, aber dem war nicht so. Kommt die Erinnerung jetzt wieder, Mr. Skinner?«
»Warum?«, schluchzte Skinner. »Warum tun Sie mir das an?«
Seine Lippen verzogen sich grimmig. »Was für eine Ironie. Renee Dexter stellte dieselbe Frage, während sie sie festhielten und die ganze Nacht abwechselnd vergewaltigten. Sie sagte aus, sie hätten
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