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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Jack.
    Kristens Lippen pressten sich zu einem Strich zusammen. »Gestern Nacht habe ich angefangen, Vorhänge für die verdammten Fenster zu nähen.«
    Jacks Lippen zuckten. Er begann zu lachen, und nach einem kurzen Moment fiel sie ein. Sie hatte ein wunderbares Lachen, dachte Abe, und wieder war ihm, als hätte man ihm einen Schlag in die Eingeweide verpasst. Sein Gesicht musste Bände gesprochen haben, denn sie wurde rasch wieder ernst und sah schuldbewusst zu Boden.
    »Es tut mir Leid, wirklich. Es war bloß … ein sehr langer Tag.«
    »Und er ist allem Anschein nach noch lange nicht vorbei«, sagte Spinelli, der im Türrahmen erschienen war. »Haben Sie die Nachrichten gesehen?«
    »Wir hatten einiges zu tun, Marc«, sagte Kristen trocken. »Wir waren ja alle bei der Pressekonferenz. Was für eine Katastrophe kann sie seitdem denn noch ausgelöst haben?«
    Spinelli holte ein Videoband aus seiner Tasche. »Wo ist Ihr Rekorder?«
    »Im Wohnzimmer.« Sie stand besorgt auf.
    Spinelli warf einen Blick auf den Karton. »Wer ist es diesmal?«
    »Trevor Skinner«, antwortete Abe, und Spinellis Gesicht wurde genauso bleich wie die Gesichter der anderen.
    »Und ich hatte geglaubt, dass der Tag nicht noch schlimmer werden könnte.«

Samstag, 21. Februar, 2.00 Uhr
    »Sie sollten sich endlich schlafen legen.«
    Beim Klang von Abe Reagans Stimme auf der Treppe zum Souterrain fuhr sie zusammen. Kristen hatte den Kamin abgeschmirgelt und dabei in einer Fantasie geschwelgt, in der eine in Honig getauchte Zoe Richardson gefesselt auf einem Ameisenhügel lag, und sie ließ nur ungern davon ab. Selbst Stunden nachdem sie das Video gesehen hatte, war sie noch immer wütend. Wütend, dass Richardson angedeutet hatte, sie könnte einen Killer bezahlt haben. Wütend, dass die platinblonde Kuh der Verbrechergemeinde Chicagos einen weiteren Grund geliefert hatte, ihr mit Messern aufzulauern. Wütend, dass Angelo Conti wieder eine Gelegenheit bekommen hatte, sich vor der Kamera zu produzieren. Und nun war sie auch noch wütend, dass allein Reagans Stimme ihren Puls beschleunigte.
    Aber er konnte wirklich nichts für ihren Zorn. Er war so nett zu ihr gewesen, hatte sich zum Bleiben entschlossen, als Jack und Spinelli sich verabschiedeten, damit sie nicht allein war, falls die Kerle, die sie angegriffen hatten, zurückkamen. »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich wollte Sie nicht wecken. Ich habe mir richtig Mühe gegeben, leise zu sein.«
    »Ich habe gar nicht geschlafen.« Sie sah zu, wie er langsam die Treppe hinunterkam. Er trug immer noch seine Schuhe, als rechnete er damit, jeden Moment hinter einem Eindringling herjagen zu müssen. Seine Hose war zerknittert, und das einzige Anzeichen, dass er es sich etwas bequemer gemacht hatte, war die fehlende Krawatte und das Hemd, das er aus der Hose gezogen und oben am Hals aufgeknöpft hatte. Ihr Blick blieb einen Moment an der kleinen Kuhle unter seinem Kehlkopf hängen, dann wanderte er aufwärts. Ein Bartschatten bedeckte seine Wangen, und seine Augen waren dunkel vor Mitgefühl.
Er sorgt sich um mich,
dachte sie und versuchte, dem nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. »Tut das nicht Ihrer Schulter weh?«, fragte er, und sie sah auf das Sandpapier in ihrer Hand herab.
    »Das geht schon. Es ist ja die linke Schulter, und ich bin Rechtshänderin.«
    »Oh. Ich dachte, Sie nähen Vorhänge.«
    »Die Nähmaschine macht zu viel Krach, und ich wollte –«
    »Sie wollten mich nicht wecken. Schon verstanden.« Er trat zu den kleinen Fenstern, die in die Außenmauer eingelassen waren. Anders als sie war Reagan groß genug, um hindurchsehen zu können, ohne sich auf einen Stuhl stellen zu müssen. Irgendwie war seine Größe und seine Kraft beruhigend. »Wo ist denn Ihre Nähmaschine?«
    »Oben in meinem Gästezimmer.«
    »Dann hätte er sie von draußen sehen können.«
    Kristen ließ das Sandpapier fallen, ihre Hände waren plötzlich feucht. Sie wischte sie sich an der Sweathose ab. »Ja.« Sie stand auf und schnitt eine Grimasse, als sie ihr Knie spürte. »Hören Sie, ich weiß, dass es jämmerlich klingt, aber könnten wir vielleicht über etwas anderes reden? Es macht mich wahnsinnig, wenn ich daran denke, dass er irgendwo da draußen lauert und mich anstarrt.« Sie rieb sich die Oberarme, als sei ihr mit einem Mal kalt. »Mich beobachtet. Mein Gott, ich komme mir vor wie in einem Hitchcock-Film. Ich traue mich schon nicht mehr, in die Dusche zu gehen.«
    Seine Lippen zogen sich nach

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