Des widerspanstigen Zaehmung
Bekanntschaft zu erneuern. Angehörige alter Aristokratenfamilien wechselten einige Worte mit ihm, da sie sich in den gleichen exklusiven Kreisen bewegten. Grayson schien sich in dieser Welt des Reichtums und der Eleganz so wohlzufühlen, dass Jane sich fragte, ob es überhaupt möglich war, ihn die Fassung verlieren zu lassen. Ihre Wangen glühten, als sie sich ihm näherte, während junge Männer ringsum in ehrfürchtiges Schweigen versanken, weil sie diesen neuen Stern in ihrer schillernden Galaxis erblickten.
Einer der Männer pfiff anerkennend, ein zweiter drückte dem Zeremonienmeister eine Banknote in die Hand, damit der ihm ihre Identität verriet. Wieder ein anderer legte eine Hand auf sein Herz und erklärte ihr seine unsterbliche Liebe. Grayson drehte sich mitten im Gespräch halb zu ihr um, war einen Moment lang amüsiert, bis er dann erkannte, wer für eine solche Unruhe sorgte. Ihre Blicke trafen sich, dann betrachtete er mit eisiger Miene ihren verlockend enthüllten Körper, bevor er wieder in ihr Gesicht schaute. Der Schock, den seine Augen verrieten, war zwar beherrscht, aber vielsagend, und er sorgte dafür, dass sie sich wünschte, ihren Plan rückgängig zu machen.
In ihrem angefeuchteten Gazekleid fühlte sie sich nackt wie ein Pfirsich, zumal nur eine hauchdünne, fleischfarbene Lage Stoff ihren Körper vor den lüsternen Blicken schützte. Ihre Brüste drückten so kraftvoll gegen das dünne Mieder, dass sie kaum zu atmen wagte.
„Jane." Sein Lächeln verriet nichts von seinem Missfallen, dafür aber sprach der feste Griff um ihre Finger Bände. „Das gehört nicht zu den Kleidern, die ich dir ausgesucht hatte. Woher stammt es?"
„Ich habe es mir von einer Freundin ausgeliehen, Grayson. Gefällt es dir?"
„Es gefällt jedem Mann hier im Raum", raunte er ihr zu. „Mach so etwas nicht noch einmal in aller Öffentlichkeit."
„Was meinst du denn?", erwiderte sie nüchtern.
„Mit anderen zu teilen, was nur mir gehört."
„Und ich dachte, es sei das angemessene Kleid für mein Debüt als angehende Kurtisane."
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „So, so. Das hast du also gedacht."
„Immerhin, Liebster, kann es sich eine Geliebte nicht erlauben, so auszusehen wie eine graue Maus."
Grayson zog sie hinter sich her und fort von den Gästen, mit denen er zusammengestanden hatte. „Vielleicht sollten wir tanzen", meinte er unwirsch, während er entschuldigend über die Schulter schaute.
„Wie du wünschst, Liebster."
„Ich wünschte, du würdest aufhören so zu reden", herrschte er sie an.
Sie tat so, als hätten seine Worte sie verletzt. „Ich kann ganz aufhören zu reden, wenn dir das lieber ist. Allerdings ist da noch die Frage meiner finanziellen Entschädigung. Ich finde, das sollten wir besprechen, bevor wir weitermachen."
„Meinst du, weitermachen mit unserem Tanz?"
„Sollen wir unsere Unterhandlungen in einer Gazette veröffentlichen?", fragte sie ihn, als sie am Rand der Tanzfläche standen.
„Das dürfte wohl kaum nötig sein."
Sie biss sich auf die Lippe und überlegte, wie weit sie es wohl noch treiben konnte, ehe er die Beherrschung verlor. Nachdem sie nun einmal angefangen hatte, schien sie nicht mehr aufhören zu können. „Aber wenn ich mir in der Gesellschaft einen Namen machen soll ... " Sie zögerte, während er auf dem Parkett seine Position einnahm. „Ich kann wohl nicht annehmen, dass du Stift und Papier zur Hand hast, oder?"
„Stift und Papier?" Er sah sie verständnislos an. „Für unseren Tanz?"
„Nein, Dummerchen, für meine Memoiren. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass du mein einziger Beschützer sein wirst, Grayson. Für die Zukunft brauche ich eine zusätzliche Einnahmequelle. Eine Frau muss praktisch denken."
„Verzeihen Sie", mischte sich eine zaghafte Stimme hinter ihnen ein. „Aber dürfte ich die Unterhaltung stören, damit ich die reizende Dame um einen Tanz bitten kann?"
„Sicher", fauchte Grayson den jungen Mann an. „Falls Sie noch zum Tanzen in der Lage sein werden, nachdem Ihr Gesicht mit meiner Faust Bekanntschaft gemacht hat."
„Mein Gesicht... ?" Mit aufgerissenen Augen wich der Mann entsetzt zurück und tauchte in der Menge unter.
Grayson und Jane nahmen ihre Position auf der Tanzfläche ein. Das Orchester spielte schwungvoll auf. Er verbeugte sich, sie machte einen Knicks, doch keiner von ihnen war mit den Gedanken wirklich bei diesem Tanz. Grayson hatte genug damit zu tun, jedem einen vernichtenden
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