Des widerspanstigen Zaehmung
was er zu sehen bekam. Dieser Anblick war das lange Warten mehr als wert. Janes Kurven machten wirklich Appetit auf mehr - ihre vollen Brüste, die schwungvollen Hüften, die schlanken Beine. Ihm blieb kurz die Luft weg, während er sich lässig gegen die Mauer lehnte und sie betrachtete. Sie hätte Nigel vor dem Altar stehen lassen sollen, nicht umgekehrt.
Insgeheim war ihm längst bewusst geworden, dass es nicht nur eine rein edelmütige Absicht war, die ihn zu diesem Plan veranlasst hatte. Zwar könnte er seinen niederen Motiven niemals freien Lauf lassen, doch es war sinnlos, sich als Boscastle etwas vorzumachen. Jane war eine attraktive Frau, die ihn zudem faszinierte, obwohl ihm der Grund dafür nicht klar war. Auf jeden Fall machte diese Anziehungskraft es für ihn leichter, ihr zu helfen - und es verlieh ihrer Beziehung einen Hauch von Gefahr.
„Das ist schon deutlich besser", erklärte er höflich, während er einen Tonfall wahrte, der nicht verriet, dass er sie in Gedanken bereits entkleidet und in sein Bett entführt hatte. Einen Augenblick lang war er ihrem Zauber erlegen, der ihn hilflos gegenüber ihrer Schönheit machte, und Grayson wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Wirklich?"
Ihr verärgertes Stirnrunzeln konnte nicht die lustvollen Bilder zerstören, die ihm durch den Kopf gingen. Ein wenig erschreckte ihn seine Reaktion, doch er hatte vor langer Zeit gelernt, seine Gefühle nach außen hin zu verbergen, sonst hätte er Jane noch zu Tode erschreckt.
„Ich würde niemals lügen", versicherte er und hielt ihr seinen Arm hin.
Widerstrebend hakte sie sich bei ihm unter. „Es mag sein, dass Sie nicht lügen, aber Sie setzen ganz ohne Zweifel stets Ihren Willen durch."
„Das stimmt auch", murmelte er und zog sie an sich, damit er das in die Mauer eingelassene Tor öffnen konnte.
Ihre Körper berührten sich, und Jane schaffte es nur mit Mühe, einen genießerischen Seufzer zu unterdrücken. Sie atmete seinen Duft ein, eine Mischung aus Wolle und spanischer Seife, dem warmen Geruch seiner Haut und einer so reinen Männlichkeit, dass sie sich behütet und verwundbar zugleich fühlte. Ein Teil von ihr wollte sich noch enger an ihn drücken, um die Lust zu stillen. Gleichzeitig war ein anderer Teil ihres Ichs darauf bedacht, möglichst viel Abstand zu wahren. Nur weil sie eine ungeheure Sünde begangen hatte, musste das doch nicht bedeuten, dass sie nun dazu bestimmt war, in Dekadenz abzugleiten, oder etwa doch?
Tief in ihrem Inneren fühlte sie sich wie Kerzenwachs, das man an eine lodernde Flamme hielt. Die Hitze, die Grayson ausstrahlte, reichte, um sie verglühen zu lassen. Sie hob den Blick und sah in seine Augen, die sie verführerisch musterten und dabei unverhohlene Sinnlichkeit ausstrahlten. Dann klappte er wie beiläufig den Riegel hoch, zog die Tür auf und führte Jane auf dem schmalen gepflasterten Weg in Richtung Straße. Sie atmete heftig aus. Der Himmel allein wusste, was er in diesem Moment dachte und warum sie sich überhaupt auf diesen Plan einließ, in den er sie noch gar nicht eingeweiht hatte.
Erst da wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich von ihm hatte betören lassen, sodass ihr zunächst nicht einmal aufgefallen war, auf welchem Weg sie das Anwesen verließen. Sie blieb stehen und fragte: „Warum nehmen wir nicht den Vordereingang? Ich dachte, wir wollen gesehen werden."
„Das wollen wir auch." Er zog sein weißes Halstuch gerade und meinte verschwörerisch: „Aber da vorn wartet ein besonders abscheulicher Reporter auf Sie, den ich wohl eines Tages noch umbringen werde, weil er so lästig ist. Sie, meine Liebe, sollten nicht ihm und Leuten von seiner Art zum Fraß vorgeworfen werden."
„Oh." Sie hatte gar keinen Gedanken daran verschwendet, die Morgenausgaben der Gazetten zu lesen. „ Sind die Meldungen sehr gehässig?", fragte sie zaghaft.
Seine harte Miene nahm nun einen etwas sanfteren Zug an. „Brutal."
„Dann weigere ich mich, dies hier zu tun."
Mit seiner freien Hand gab er dem Diener ein Zeichen, der an der Bordsteinkante wartete, mit der anderen hielt er Jane davon ab, sich davonzumachen. „Sie müssen wieder aufsitzen, Jane."
„Ich soll ... was?", rief sie aufgebracht. „Lassen Sie mich los, Sedgecroft, sonst werde ich Sie schlagen."
„Ich tue das für Sie", sagte er und führte sie an den Schaulustigen vorbei, die darauf gehofft hatten, einen Blick auf die sitzengelassene Braut und ihren berüchtigten Begleiter zu werfen.
Sie
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