Des widerspanstigen Zaehmung
georgianischen Stil am Berkeley Square an, dessen Fassade Reihe um Reihe mit spiegelnden Fenstern gesäumt war. Fröhliche Musik drang aus den schräg abfallenden Gärten zu ihnen, die von Platanen begrenzt wurden.
Eine Gruppe junger Kerle lungerte an den Stufen zum Eingang herum. Die Gespräche verstummten, als sie die elegante schwarze Kutsche bemerkten, die von schneeweißen Pferden gezogen wurde.
„Das ist Sedgecroft", rief einer von ihnen.
„Da ist eine Frau bei ihm", stellte ein anderer fest und reckte den Hals, um besser sehen zu können.
„Natürlich", gab sein Freund zurück und griff nach seinem Monokel. „Was denkst du denn?" „Wer ist sie?"
„Sie trägt Rosa, mehr kann ich nicht erkennen."
„Mein Bruder sah heute Morgen, wie Sedgecrofts Sekretär am Ludgate Hill Perlen ausgesucht hat."
„Ah, dann muss es etwas Ernstes sein. Ich frage mich, ob sie schon in Verhandlungen getreten sind."
„In den Gazetten stand nichts darüber. Da ging es nur um die Belshire-Braut, die gestern von Nigel Boscastle am Altar im Stich gelassen wurde."
„Wer ist denn Nigel Boscastle?"
„Sedgecrofts dämlicher Cousin. Glaubst du ..."
Die Gruppe eilte die Stufen hinunter, um die mysteriöse Frau in der Kutsche besser sehen zu können. Der Marquess of Sedgecroft hatte einen Maßstab gesetzt, den viele junge Männer zu erreichen versuchten. Es galt mittlerweile als Coup, wenn man auf einer Party dabei gesehen wurde, wie man sich mit einer seiner früheren Geliebten unterhielt.
Dieser auserwählte Kreis von Frauen blieb allerdings ihrem edlen Geliebten gegenüber bemerkenswert loyal und schwieg sich über frühere Beziehungen aus. Die Gründe für diese anhaltende Treue waren immer wieder Gegenstand von Spekulationen.
Bezahlte Sedgecroft sie für ihr Schweigen? War er ein so geschickter Liebhaber, dass die in ihn vernarrten Geliebten darauf hofften, er würde die Beziehung zu ihnen wieder aufnehmen? Oder war das in aller Heimlichkeit bereits geschehen? Teilte sich der Mann das Bett mit drei oder vier heißblütigen Schönheiten, ohne dass die eine etwas von der anderen wusste?
Seine Erfolge auf sexuellem Gebiet wurden von jüngeren Männern bewundert, die sich nicht darum scherten, ob es sich um Tatsachen oder Fantasien handelte.
„Was glaubt ihr, warum er Rosa so bevorzugt?", fragte ein ungestümer Gentleman. „Weil es ihn an die Farbe nackter Haut erinnert?"
Sein Bruder lachte herablassend. „Nein, sondern weil es ihn an Gartennelken erinnert, du Idiot!"
In der Kutsche saß Jane und errötete vor Wut, obwohl sie nur ein paar Wortfetzen dieser Unterhaltung mitbekam. „Ist Ihnen klar", wandte sie sich in resignierend gedämpftem Tonfall an Grayson, „dass diese jungen Männer über mich reden, und das auf eine alles andere als schmeichelhafte Weise?" Nach dem, was sie und Nigel gestern veranstaltet hatten, sollte sie sich aber wohl besser an solchen Klatsch gewöhnen. Sie hätte allerdings niemals erwartet, für die feine Gesellschaft interessant zu sein. Der arme Nigel hatte genau diese Gesellschaft mit seiner Vorliebe für Hunde und alte französische Literatur stets zu Tode gelangweilt.
Grayson sah aus dem Fenster und betrachtete die Gruppe genauer. „Überlassen Sie das ruhig mir, Jane. Ich werde mich ihrer annehmen."
Sie schluckte, da ihre Kehle vor Nervosität wie ausgedörrt war. „Ich habe beschlossen, dass ich nicht aus dieser Kutsche aussteigen werde."
Sein Lächeln war das eines Mannes, der noch nie im Leben einen Finger hatte rühren müssen, um eine Frau für sieh zu interessieren, und den es nicht kümmerte, für wie viele Skandale er sorgte. „Soll ich dann das Frühstück an die Kutsche bringen lassen? Und ein Streicherquartett bestellen, während wir essen?"
Statt einer Antwort lächelte Jane nur. Die Belustigung, die seine Augen widerspiegelten, sorgte dafür, dass ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. Freudige Erwartung lief ihr wie eine Gänsehaut über den Rücken, während er ihre Hand nahm und ihre Innenfläche durch das butterweiche Ziegenleder des Handschuhs hindurch streichelte. „Ich habe noch nie einer Menschenmenge gegenübertreten müssen, die sich ausschließlich für mich interessiert", sagte sie leise.
„Sind Sie bereit, es jetzt zu tun?" Seine Frage klang wie eine Herausforderung.
„Bereit? Bereit, mich dem Skandal zu stellen und dem mitleidigen Lächeln der Leute?" Sie drehte ihre Schulter zur Tür hin und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Wenn es denn
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