Des widerspanstigen Zaehmung
wanderte über ihr Gesicht, und sie fragte sich, was er wohl sah. „Rückblickend sind wir immer klüger."
„Nein, nicht rückblickend", fügte sie rasch an. „Es ist die Wahrheit. Ich glaube nicht, dass ich ihn je geliebt habe, außer als einen guten Freund."
Grayson dachte über ihre Worte nach, während er die Karten gab. Sein knappes Lächeln war vielleicht das einzig äußerlich erkennbare Zeichen dafür, dass ihm ihr Eingeständnis gefiel, doch in seinem Inneren empfand er eine unbeschreibliche Erleichterung. „Ich würde sagen, das macht es für jeden von uns deutlich leichter, nicht wahr?", erwiderte er ruhig.
Es'?"
„Nun ja, eine neue Liebe. Keine Trauer um das, was man verloren hat. Du sollst wissen, dass ich genauso empfinde, wenn es um Helene geht. Wenn ich sie heute sehe, frage ich mich wirklich, was ich an ihr überhaupt so anziehend fand. Aber die einzige wichtige Frage ist die, was du tun wirst, wenn Nigel zurückkehrt und dir sein Herz schenken will."
„Ich weiß nicht." Sie musterte die Karten, die vor ihr auf dem Tisch lagen. „Nichts. Was ..."
„Bist du bereit, ihm zu vergeben?" Seine Miene wurde ernster.
Jane versuchte, die Kraft aufzubringen, um ihr Gewissen endlich zu entlasten. „Wir wissen noch gar nicht, ob es überhaupt etwas gibt, was ihm vergeben werden müsste", antwortete sie nach langem Zögern.
„Ach, du bist immer so besonnen, meine liebe Jane", sagte Grayson und lachte von Herzen. „Und - wie ich zuvor schon angemerkt habe - außergewöhnlich ehrlich."
„Hör bitte auf, mich zum Musterbeispiel der Tugendhaftigkeit zu machen", entgegnete sie mit einem Anflug von Verärgerung. „Ich bin eine Frau mit Fehlern und Schwächen, wenn du es wissen willst. Aber das musst du inzwischen ja längst wissen."
„Fehler habe ich auch."
„Nein", rief sie. „Diese Fehler zählen nicht. Du bist kein schrecklicher Mensch."
Mit einem Lächeln versuchte er, ihre Sorge beiseite zu wischen. „Das kann ich aber sein, wenn ich hintergangen werde. Davon wirst du aber am eigenen Leib wahrscheinlich nichts erfahren, es sei denn, ich erwische dich beim Falschspielen am Kartentisch."
Sie nahm das Blatt auf, das er ihr gegeben hatte. Ihre Laune war auf einem Tiefpunkt angelangt. Dass sie ihm die Wahrheit sagen musste, und nicht nur zaghafte Andeutungen machen durfte, war ihr klar. Allerdings änderte diese Einsicht nichts an ihrer Angst vor den Folgen eines Geständnisses. Sie befürchtete, er könnte sie verachten, aus dem Zimmer stürmen und nie wiederkehren. Vielleicht hatte ihre Beziehung aber auch bereits einen Punkt erreicht, an dem er ihr nicht mehr würde vergeben können, wenn er die Wahrheit erfuhr.
„Grayson, es tut mir leid, aber ich kann mich im Moment nicht auf das Spiel konzentrieren."
„Mir tut es leid, Jane. Ich weiß, ich wäre besser gegangen." „Nein, das ist es nicht."
„Was ist es dann?" Seine blauen Augen betrachteten aufmerksam ihr Gesicht. „Kommt es dir vor, als hättest du Nigel verraten?"
„Du stellst mich als einen viel netteren Menschen hin, als ich es in Wahrheit bin. Bitte, Grayson, mir ist nicht nach einem Kartenspiel."
„Wir könnten stattdessen ... "
Geräusche aus dem Flur ließen ihn mitten im Satz abbrechen. Er stand auf und schloss die Tür auf, dann setzte er sich wieder hin und nahm eine lässige Position ein. Für die drei Personen, die einen Moment später ins Zimmer kamen und erstaunte Mienen machten, sah es so aus, als würden er und Jane sich auf eine völlig unschuldige Weise die Zeit vertreiben.
„Sedgecroft." Simon richtete den Blick auf seine Schwester und sah sie von oben bis unten an. Zufrieden stellte er fest, dass mit ihr alles in Ordnung war, wenn man davon absah, dass sie ihre Schuhe ausgezogen und unter den Tisch geschoben hatte. „Ich dachte, Sie würden Jane und meine Eltern ins Theater begleiten."
„Das war auch der Fall." Grayson war aufgestanden, um Caroline und Miranda mit einer leichten Verbeugung zu begrüßen. „Und anschließend habe ich mich angeboten, Ihrer Schwester Gesellschaft zu leisten, nachdem wir festgestellt hatten, dass Sie noch nicht zu Hause sind."
Caroline warf Grayson einen Blick zu, als sei ihr jedes Detail dessen bekannt, was sich vor wenigen Minuten in diesem Raum abgespielt hatte. „Sie sind ein wahrer Gentleman, dass Sie Jane beschützt haben."
„Ja, nicht wahr?", warf Jane in einem Tonfall ein, der als Warnung an Caroline gedacht war, das Thema nicht weiterzuverfolgen.
Simon
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