Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
auf.
»Ich sollte gehen.«
Ich stand auch auf. »Ja. Willst du das Essen mitnehmen?«
»Das kannst du haben. Mir ist auch der Appetit vergangen«, sagte er traurig.
»Iss es zum Frühstück morgen«, bot ich an. »Nimm wenigstens das Kung Pao – das ist doch dein Lieblingsessen.«
Er schaute mich an und ein Lächeln entwich ihm, gefolgt von einem Lächeln von mir, und dann umarmten wir uns. Es war ein Moment von aufrichtiger Fürsorge und dem Wissen, dass wir beide in Ordnung sein würden.
»Danke, Eva«, flüsterte er fast.
Ich flüsterte zurück: »Du hast mir genau das gegeben, was ich gebraucht habe. Hast du wirklich. Ich habe es nur nicht für so lange gebraucht.«
Wir hielten uns immer noch im Arm.
»Heißt das, dass ich jetzt nicht mehr ins Grounds gehen kann?«, fragte er. Er klang fast wie ein kleiner Junge. »Bitte sag das nicht. Ich will nicht enden wie Jan und Dean.«
Ich drückte ihn fester. »Natürlich nicht – da sind schließlich deine Freunde.«
Er ließ mich los und sah mir direkt in die Augen. »Bist du einer von ihnen?«
Ich konnte nicht anders und schaute weg. Ich bereute sofort, was ich gesagt hatte. Er schaute nach unten, ganz und gar niedergeschlagen, während mich Schuldgefühle überkamen.
Ich dachte an das Affentheater mit Shaun – wie viele Monate ich unter selbst gemachter Vorspiegelung falscher Tatsachen, dass ich mehr bekommen würde, an einer unechten Freundschaft festhielt. Shaun musste auf irgendeine Art gewusst haben, dass ich ihn immer noch liebte, musste die Verzweiflung und Sehnsucht nach ihm gespürt haben, die ich erfolglos versteckt hatte – wenigstens wusste es jeder sonst –, und tat so, als wüsste er nichts. Nein. So was wollte ich Scott nicht antun. Zum Teufel, so was wünschte ich nicht mal meinem ärgsten Feind.
Ich schaute ihm in die Augen. »Ich würde wirklich gerne«, fing ich an. »Aber ich weiß nicht, was das eigentlich bedeutet.«
Meine Antwort überraschte mich.
»Es bedeutet, dass wir uns nicht hassen«, sagte er, »und wir verbiegen uns auch nicht, um uns aus dem Weg zu gehen.«
»Es sollte aber auch bedeuten, dass wir nicht so tun, als wäre es nicht eine Zeit lang seltsam zwischen uns«, sagte ich, »oder dass es jemals wieder so werden könnte, wie es mal war, so als hätten wir niemals eine sexuelle Beziehung gehabt.«
»Eine verdammt gute sexuelle Beziehung«, betonte er.
Ich stimmte ihm mit einem leisen Glucksen zu. »Ja, in der Tat.«
Er atmete kurz und tief ein. »Alles klar dann. Ich werde nurmeinen Kram holen, den ich hier habe, und dann verschwinde ich.«
Er drehte sich um, um ins Haus zurückzugehen, hielt dann aber plötzlich inne und wirbelte wieder herum.
»Das hört sich vielleicht total doof an, aber das war wahrscheinlich das beste Schlussmachen, das ich jemals hatte. Danke.«
Ich gab ein verzerrtes Lachen von mir, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. »Bitte schön«, sagte ich.
Er nahm seine Schlüssel aus der Vordertasche seiner Jeans, entfernte einen von dem Ring und gab ihn mir. Ich nahm ihn und blieb draußen auf der Terrasse, den Schlüssel fest in meiner Faust, bis ich die Vordertür sich schließen und sein Auto aus der Auffahrt wegfahren hörte.
Auf welcher Seite der Tür stehst du?
Ich habe mal den Ausdruck gehört: Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er ein Fenster. Aber was, wenn es keinen Gott oder keine Fenster gibt? Wenn da einfach nur eine Tür ist, auf welcher Seite würdest du stehen?
Die eine Seite schickt dich in die weite Welt, den Ort voller Möglichkeiten – neue Gesichter, neue Orte, neue Ideen und Erfahrungen direkt vor der Nase. Im Angesicht einer Trennung ist diese Welt ein angsteinflößender Ort – so überwältigend, so unerforscht, so weit entfernt von deinem kleinen Fleckchen Erde, wo du jede Ecke und jede tiefe Spalte kennst und deinen Weg drumherum mit geschlossenen Augen. Und es ist so einfach, für immer dort zu bleiben, in der Nähe zu sein, beim Zaun rumzuhängen, in der Hoffnung, dass du wieder hineinkommen wirst. Ich kenne das, ich bin da gewesen.
Oder du kannst auf der anderen Seite der Tür sein – die Seite, die dich im Inneren des Kartons festhält, ein Gefängnis, das du dir selbst geschaffen hast. Eines ohne Schlösser, aber wehe, du gehst nach draußen. Da bin ich auch gewesen.
Ich habe heute eine Beziehung beendet und obwohl ich diejenige war, die die Tür geschlossen hat, kann ich doch nicht anders als zu glauben, dass ich
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