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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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Glaubst du im Ernst, ich merke nicht, dass etwas nicht mit dir stimmt, dass du in etwa so emotional bist wie ein Stein?!«
    »Autsch.« Den Sarkasmus konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Genau das meine ich. Ich hab dich ja gelassen, dachte zuerst das liegt an deiner Familie, aber allmählich … Sag mir endlich, was mit dir los ist!«
    »Du weißt rein gar nichts über meine Familie. Und selbst wenn ich dir etwas erzählen würde, würdest du mir ohnehin kein Wort glauben.«
    »Versuch es!« Alice erhob sich und blickte mit ausgestreckter Hand zu mir.
    Ich erwiderte den Blick. »Du würdest mich für verrückt halten«, bedachte ich.
    Alice lachte leise. »Mal abgesehen davon, dass dir das sonst auch nichts ausmacht, ist es dafür schon lange zu spät.«
    »Du musst schwören, nie auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Egal, ob du mir glaubst oder nicht.«
    Alice schwor ohne mit der Wimper zu z ucken.
    »Gut, stehst das Angebot mit dem Frühstück noch? Mein Magen wird rebellieren, wenn ich nicht bald etwas esse. Dann versuche ich es dir zu erzählen.«

4. Schwere Wahrheiten
     
     
    Jaron wartete bereits seit zehn Minuten.
    Er saß auf einem der Holzstühle an dem einfach gehaltenen Esstisch, seine Finger klopften gelangweilt auf das Holz.
    Der Tag hatte nicht anders begonnen als die übrigen.
    Für gewöhnlich wachte er auf, zog sich um und fütterte die Pferde, bevor er sich um sein Frühstück kümmerte. Selten verspürte er Hunger, aber der Geschmack war zu gut, um darauf verzichten zu können.
    Anschließend ging er ins Wohnzimmer und malte oder aber er verließ die Stadt und trainierte mit dem, was sich gerade finden ließ. Einen festen Trainingsplan hatte er genauso wenig wie G eräte oder einen Trainer. Gelegentlich konnte er während seines Trainings aus den Augenwinkeln beobachten, wie Leute ihn beobachteten. Er wusste, dass er die Aufmerksamkeit einiger erregte, er wusste, dass manche von ihnen hinter vorgehaltener Hand tuschelten – es gefiel ihm.
    Die Nachmittage verbrachte er mit seinen Freunden; sie trafen sich in einem ihrer Häuser, ritten aus und ähnliches. Er war gerne bei ihnen, insbesondere bei ihr, es war ihm ein Bedürfnis. Seit er sie kannte, hatte er diese Besuche niemals ausfallen lassen.
    Nur an diesem Tag hatte er mit der Tradition brechen müssen. Heute hatte sein bester Freund ihn nach dem Training abgefangen.
    »Ich muss mit dir reden«, hatte er ihm in einem ungewohnt ernsten Tonfall mitgeteilt. Eigentlich hatte Darragh seinen harschen Ton im Laufe der Zeit abgelegt.
    »O nein, bitte nicht. Wenn du mich verstoßen willst, sag es mir direkt.« Jaron hatte gelacht und seinem besten Freund freundschaftlich auf die Schulter geklopft. Ihm fiel nichts ein, was derart wichtig sein konnte.
    Darragh hatte ärgerlich mit den Zähnen geknirscht. »Ich mein es ernst. Ich muss dir etwas erzählen, aber das kann ich nicht hier. Komm ei nfach gleich zu mir.«
    Schulterzuckend hatte er zugestimmt.
    Nun saß er in seinem Haus am Esstisch und wartete. Darragh hatte ihm die Tür geöffnet, ihm einen Sitzplatz angeboten und war dann mit ein paar gemurmelten Worten verschwunden.
    Auch diese Geheimniskrämerei kannte Jaron nicht.
    Die Hintertür öffnete sich und Darragh betrat den Raum. Jaron sah dabei zu, wie der große, breitschultrige Mann sich eine Strähne des kinnlangen, schwarzen Haares aus dem Gesicht wischte, ehe er seine Schwertscheide vom Gürtel löste und sie zwischen sie auf den Tisch legte. Jaron kannte niemanden außer ihm, der eine Waffe besaß –niemand benötigte eine.
    Dann setzte er sich Jaron gegenüber und schwieg .
    »Okay, was soll das hier? Hab ich deinem Pferd zu wenig Hafer geg eben oder hast du mich dabei erwischt, wie ich heimlich mit deinem Schwert gespielt hab?«, fragte Jaron, verdrehte die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bis er nur noch auf zwei Beinen stand.
    »Ja, weil du ja auch so dumm bist zu vergessen, dass ich dabei gena uso reagiere wie du, wenn jemand Lilli falsch anguckt.«
    Jaron runzelte spöttisch die Stirn. »Vergleichst du meine Freundin g erade mit deinem Pferd? Du legst es wohl darauf an …«
    »Lassen wir das!«, unterbrach Darragh ihn abrupt und legte die Finge rkuppen aneinander. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Lass die Samthandschuhe weg, dann haben wir’s schneller hinter uns.«
    Darragh lächelte müde. Einen Augenblick lang schloss er die Augen. »Wir sind keine echten Menschen. Kaum etwas, was wir

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