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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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Mit Lillian würde er einen wichtigen Teil seines bisherigen Lebens aufgeben. Nach all dem, was sich geändert hatte, war sie eine seiner letzten Stützen. Wer oder was außer ihr verband ihn noch mit dem Leben, der Existenz, die er geführt hatte, bevor er von Darragh die Wahrheit erfahren hatte? Ein Leben, bei dem er an manchen Tagen froh war, es hinter sich zu haben, und das er an anderen Tagen mehr als alles andere zurückhaben wollte.
    Ohne Lillian würde er die Sicherheit verlieren.
    Und er brauchte wenigstens ein bisschen davon.
    »Jaron«, zog Darragh ihn aus seinen Gedanken. »Du musst es tun.«
    Nun war es an ihm den Kopf zu schütteln. Doch er sah Darragh in die Augen, erwiderte den Blick der Eisaugen, die an Bedrohlichkeit verloren hatten.
    »Was soll das heißen?«, verlangte er zu wissen. Auf sein Gesicht trat eine Mischung aus Wut und Unverständnis – ohne Geduld.
    »Ich werde es tun«, erklärte Jaron. »Aber nicht sofort. Ich denke, ich schulde Lillian Ehrlichkeit. Dafür brauche ich Zeit.«
    »Die hast du nicht«, entgegnete er. »Die Ablenkung ist zu groß, mögl icherweise könnte auch …«
    Jarons Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich sagte, ich werde es tun«, wiederholte er zähneknirschend. »Bald. Ich weiß, was ich tue.«
    Er konnte nur hoffen, dass Darragh nicht hörte, dass er genau das nicht wusste.
    Auch wenn er nicht vorhatte, dass das so blieb.

14. Feuer vollbringt Veränderungen
     
     
    Nr. 14: Kontrolliere deine Gefühle wirklich immer!
     
    Witzbolde!
    Wenn mir das schon nicht mehr gelang , wie sollte irgendjemand sonst damit Erfolg haben?
     
    Nr. 15: Schütze dein Erbe!
     
    Das hing ganz von der genauen Definition ab.
    Denn als ich Jaron das nächste Mal sah, war es als würde ich ihn mit anderen Augen sehen: Arglos stand er vor mir, nur knapp außerhalb meiner Reichweite. Seine Position war dieselbe, wie er sie in seinem Haus angenommen hatte. An etwas gelehnt, ein Bein angewinkelt, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Was auch immer er in diesem Moment dachte, als er mich sah, er schien sich seiner Sache außerordentlich sicher zu sein.
    Die Büsche und das wenige Umkraut, das ihn umgab, begannen zu brennen. Ro t- goldene Flammen stiegen auf. Gleichzeitig knisterten die Pflanzen, sie bildeten eine verdorrte Straße dort, wo sich die Flammen ihren Weg weiter bahnten – hastig und rücksichtslos wie ein Junkie auf dem Weg zu seinen Drogen.
    Das Feuer verschwand so schnell wie es gekommen war. Alles zerfiel in sich.
    Asche zu Asche!
    Jaron reagierte nicht im Mindesten. Er zuckte nicht zurück, hustete nicht, rein gar nichts. Das Feuer hätte ihn erschrecken müssen, ihm zeigen müssen, wie wütend ich auf ihn war. Lediglich als er aufblickte, huschte etwas über seine Züge, das nicht z u dem gelangweilten Blick passte. Er dachte ebenfalls noch an den Kuss.
    Zu meiner Rechten flackerte ein weiterer Fleck auf, es begann zu qualmen. Pechschwarze Rauchschwaden vernebelten ihm die Sicht. Ein beißender Geruch nach Verbranntem stieg mir in die Nase. Auch das hielt nicht lang an.
    »Sind wir heute etwas feurig, liebste Auserwählte?«, Seine Augen funkelten herausfordernd, doch davon ließ ich mich nicht ablenken.
    »Warum hast du mir nichts gesagt?«, blaffte ich ihn an. »Kommst du sonst nicht mit mir klar? Hat es dir Spaß gemacht …?«
    »Was soll ich dir nicht gesagt haben?«, unterbrach er mich scheinbar seelenruhig.
    »Nicht nur, dass du elender Heuchler mich versuchst in eine beschissene Dreiecksbeziehung zu ziehen, es ist sogar eine ganz besondere, nicht wahr? Hat dich der Gedanke, ausgerechnet uns beide zu küssen, angemacht? Ist das irgendein perverser Kick?«
    Zu meinem Entsetzen lachte Jaron.
    In meinem Kopf explodierte etwas, ebenso der Baum neben mir. Pechschwarzer Rauch stieg in den wolkenverhangenen Himmel auf, es regnete glühende Blätter. Zwei brennende Äste, so dick wie ein Arm, schossen auf uns zu. Instinktiv duckte ich mich, gerade rechtzeitig; sie flogen nur Zentimeter an mir vorbei.
    Jaron duckte sich nicht. Die Äste lagen vor ihm, kühlten bereits ab. Sie hatten ihn nicht einmal berührt! Als ob ihn eine unsichtbare Mauer u mgeben würde. Und er lachte weiter.
    »Elender Heuchler«, wiederholte er glucksend. »Von was für einer Dreiecksbeziehung redest du? Ich weiß ja, dass ich durchaus anziehend bin, aber …«
    »Hör auf abzulenken und sag mir die Wahrheit! Oder ich schwöre bei Gott, ich werde deine Haare und deine Haut abfackeln. Und dein Haus

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