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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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duckte sich unter den Seilen hindurch, die den Rest des Gebäudes von der Auktionsveranstaltung absperrten, und hastete durch die Flure des südlichen Trakts, wo niemand etwas zu suchen hatte. Nun rannte sie beinahe, ihre Röcke raschelten, die Perlen ihres Rosenkranzes klackerten. Endlich erreichte sie die Tür, hinter der die Treppe zum Keller des Südflügels lag. Ganz darauf konzentriert, den Schlüsselring, den sie über Jahrzehnte aufbewahrt hatte, aus der Tasche zu ziehen, und insgeheim betend, dass niemand die Schlösser ausgetauscht hatte, meinte sie plötzlich, ein Geräusch zu vernehmen.
    Einen Schritt?
    Ein scharfes Luftholen?
    Zögernd blickte sie den dunklen Flur entlang. Hatte sich dort etwas bewegt? Ihr Herz begann heftig zu pochen. Sie kniff die Augen zusammen, doch sie konnte nichts erkennen. Zeit zum Nachsehen hatte sie nicht. Sie konnte der Veranstaltung bloß fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten fernbleiben, bevor jemand ihr Fehlen bemerken und Fragen stellen würde.
    Schwester Charity bekreuzigte sich rasch. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Mit einem verheißungsvollen Klicken sprang das Schloss auf. »Dem Herrn sei Dank«, flüsterte sie in dem Gefühl, dass Gott sie leitete, schlüpfte durch die Tür und schaltete das Licht im Treppenhaus aus. Ihre Schritte klapperten laut auf den Stufen.
    Ist es Gott, der dich leitet, oder ein Dämon, direkt aus dem Heer Satans?
    Sie dachte an all die Fehler, die sie in ihrem Leben gemacht hatte, an die Lügen, die im Namen von Stolz und Überheblichkeit über ihre Lippen gekommen waren. Jahrelang hatte sie dafür Buße getan, hatte sich selbst mit einer schneidenden Reitpeitsche in jenem verspiegelten Zimmer gegeißelt, hatte nach Luft geschnappt, wenn die Lederriemen auf ihr Fleisch trafen, beschämt, dass Vater Paul, der geile alte Spanner, ihr dabei zusah.
    Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als seine Perversion hinzunehmen – hinzunehmen, dass er sich an ihrer Qual erfreute, während er Gott weiß was in seinem Schlupfwinkel mit sich anstellte. Doch dann hatte er mehr gewollt, als »ihre Nacktheit zu bewundern«, wie er es genannt hatte, und ihr war klar gewesen, dass es ihm darum ging, sich an ihrem Schmerz zu weiden, den ihre Selbstgeißelung mit sich brachte – dass es um ihre Demütigung ging.
    Oh, sie war eine solche Närrin gewesen.
    Und nun war sie hier, wieder einmal in der Absicht, etwas zu vertuschen. Plötzlich meinte sie erneut, ein Geräusch zu vernehmen, und machte am nächsten Schalter das Licht aus, doch dann sagte sie sich, dass es sicher von der Auktion in der Turnhalle herrührte, deren mehrere hundert Gäste die Balken des alten Gebäudes zum Knacken brachten.
    Sie drückte auf einen anderen Schalter. Vereinzelte, von der Decke hängende Glühbirnen tauchten die Kellergänge in ein dämmriges Licht. Zielsicher schritt die alte Nonne durch über zweihundert Jahre angesammeltes Gerümpel – hier war einfach alles zu finden, von ausrangierten Stühlen über Bettgestelle, Matratzen, Schreibtische bis hin zu alten Bildern und Kunstgegenständen. Zweifelsohne hausten Ratten in den Nischen, in denen auseinanderfallende Kisten verstaut waren, von Spinnen oder Schlangen ganz zu schweigen. Sie hörte Wasser aus den verrosteten Rohren tropfen, sah Pfützen auf dem Fußboden und verbot sich, an all das Ungeziefer zu denken, das sich im Keller von St. Elsinore tummeln mochte.
    Auch wenn es in ihren Augen eine Schande war, dass die Gebäude des Klosters dem Abriss anheimgegeben wurden, führte sie sich vor Augen, dass alles nur eine gewisse Lebensdauer hatte. Womöglich war es nur richtig, dass St. Elsinore mit all seinen finsteren Geheimnissen zerstört wurde.
    Charity fand den Trakt, den sie suchte. Dieses Areal war mit Hühnerdraht in Verschläge unterteilt, in denen Regale voller Holzkisten, Metallkästen und Plastikbehälter standen, allesamt mit einem Datum versehen.
    Das Zahlenschloss zu dem Verschlag, den Charity suchte, war bereits geöffnet, die Türkette gelöst.
    »Na, so etwas«, flüsterte die Klostervorsteherin. »Das ist merkwürdig.«
    Doch ihr blieb keine Zeit, um lange darüber nachzudenken. Die Sekunden verflogen. Von oben hörte sie Lärm – einen Schrei? Nun, vielleicht hatte jemand vor Freude geschrien. Sie betrat den Drahtverschlag und betrachtete die Kästen, bis sie den gefunden hatte, nach dem sie suchte. Sie zog ihn aus dem mittleren Regal und machte sich eben daran, durch die Akten

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