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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beispiel. Manchmal ist sie herrisch und aufbrausend, nimmt es mit Gott und der Welt auf, dann wieder ist sie still und fromm. Diese Irene ist merkwürdig.«
    Cammie dachte einen Augenblick lang nach. »Und erst Schwester Zita! Sie ist so … ruhig. Ständig beobachtet sie einen, was mitunter fast ein wenig unheimlich ist. Sagt kein Wort, es sei denn, es geht darum, sich bei der Mutter Oberin beliebt zu machen. Man bekommt fast den Eindruck, sie würde versuchen, bei Schwester Charity oder den Priestern Punkte zu sammeln, wenn nicht gleich beim lieben Gott. Wer weiß? Sie wirkt einfach nicht authentisch, aber das muss gerade ich sagen!« Sie war zu einem der Vogelhäuschen hinübergegangen und hatte durch das Loch gespäht. »Jemand zu Hause?«
    »Noch nicht. Also, hast du schon irgendwelche Freundinnen?«, fragte Valerie.
    »Im Konvent? Nur Lucia, und das vermutlich nur deswegen, weil wir auf dieselbe Highschool gegangen sind, ›gemeinsame Vergangenheit‹« – sie malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft –, »auch wenn wir uns damals gar nicht richtig gekannt haben. Ich komme zudem ganz gut mit Angela zurecht«, fügte sie hinzu. »Sie ist einfach nur nett, finde ich. Es ist nahezu unmöglich, sie nicht zu mögen.«
    »Die Tugendhafte?«
    »Ja. Nun, ich schätze, ich war wohl ein bisschen gehässig.«
    »Gehässig? Du?«, neckte Val ihre Schwester.
    »Ja,
moi,
ob du es glaubst oder nicht. Aber Angela wirkt aufrichtig. Ungekünstelt. Bei Maura bin ich mir nicht so sicher.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht recht, das ist bloß ein Gefühl. Maura ist ein Bücherwurm. Still. Trägt eine dicke Brille und lächelt nie, und das meine ich im Ernst: wirklich niemals.« Sie warf Val einen Blick zu. »Manchmal frage ich mich, ob sie tatsächlich vom Heiligen Geist erfüllt ist. Scheint nicht gerade viel Freude in ihrem Leben zu haben.«
    »Vielleicht ist sie einfach nur introvertiert.«
    »Gut möglich«, erwiderte Camille leise. »Aber wen ich echt nicht ausstehen kann, ist Asteria. Sie kommt mir vor wie ein Dummchen – eine Träumerin, die an Märchen glaubt und an Frösche, die sich in Prinzen verwandeln, und all dieses romantische Zeug.«
    »Und ausgerechnet sie ist Nonne geworden?« Das klang seltsam.
    »Stell dir das mal vor! Schwester Edwina hat mir erzählt, Asteria sei mit einem jungen Mann verlobt gewesen, der Selbstmord begangen hat, deshalb ist Asteria dem Orden beigetreten. Edwina sagte, sie habe sich entweder in die Hände Gottes begeben oder sich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen müssen.«
    »Klingt ein bisschen zu dramatisch.«
    »Das tut es bei jeder von uns Nonnen, mit Ausnahme von Schwester Charity, die behauptet, sie habe seit ihrer Erstkommunion gewusst, dass sie Nonne werden will. Kannst du dir das vorstellen?« Camille hielt inne und seufzte. »Vermutlich sollte ich nicht darüber tratschen. Es würde mir schließlich auch gar nicht gefallen, wenn ich mitbekäme, was sie über mich erzählen.«
    »Es hört sich für mich immer mehr so an, als sei St. Marguerite eher eine Highschool als ein Kloster«, stellte Val fest.
    Cammie hatte ohne jeden Funken von Humor gelacht und gesagt: »Du kapierst es nicht, oder? Natürlich ist der Konvent wie die Highschool. Die ganze Welt ist wie die Highschool. Sieh dich doch nur mal um!«
    Wie bitte?
»Vielleicht in deiner Welt.«
    »In jedermanns Welt«, hatte Cammie beharrt, »und glaub mir, der Konvent ist nicht anders. Dort herrscht dieselbe Hackordnung, es gibt dieselben Autoritätspersonen, dieselben Cliquen. Es ist wie auf einer Mädchenschule.« Dann hatte sie mit gerunzelter Stirn zur Seite geblickt.
    Val konnte ihre Schwester noch sehen, wie sie an jenem Tag vor ihr gestanden hatte: mit schlichter Straßenkleidung, in einfacher grauer Hose und weißer Bluse, ohne jedes Make-up, das schwarze Haar, das in der Sonne bläulich glänzte, zu einem dicken Zopf zusammengebunden. Camille war zu einer Bank geschlendert und hatte sich hingesetzt. Sie wirkte unglaublich traurig.
    »Du musst das nicht durchziehen«, hatte Val gesagt. »Vielleicht bist du nicht zur Nonne gemacht.«
    »Ich weiß.« Cammies Mundwinkel hatten sich zu einem unglücklichen, selbstironischen Lächeln verzogen. »Aber wer A sagt, muss auch B sagen.«
    »Das passt nicht zu dir.«
    »Mir ist schon klar, dass ich aus den völlig falschen Gründen in den Orden eingetreten bin.« Sie hob ihren Pferdeschwanz hoch und richtete das Band, das ihr das dichte Haar aus

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