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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vorschriftsmäßige Unterhose sehen konnte
(groß, pfirsichfarben, aus Seide), aber das fiel David kaum
auf. Er suchte nach etwas anderem und seufzte erleichtert,
als er es sah. An einer gutgepolsterten Hüfte hing Reeds
Dienstrevolver. An der anderen ein Schlüsselring in einer
Gürtelschlaufe. David biß sich auf die Lippen und war irgendwie überzeugt, daß der tote Cop die Hand ausstrecken (O Scheiße, die Mumie ist hinter uns her)
und ihn packen würde, während er den Schlüsselring aus der
Gürtelschlaufe zog. Zuerst bekam er den Clip nicht auf, doch
schließlich gelang es ihm, den Ring herauszuziehen. Er suchte
rasch die Schlüssel ab und betete, daß er finden würde, was er
suchte… und fand es. Ein rechteckiger Schlüssel, der fast keine
Ähnlichkeit mit einem Schlüssel hatte. Ein schwarzer Magnetstreifen verlief darauf. Der Schlüssel zu den Zellen oben.
Hoffte er.
David steckte den Schlüsselring in die Tasche, warf wieder
einen vorsichtigen Blick auf Reeds offene Hose und löste die Lasche über der Dienstwaffe. Er nahm den Revolver mit beiden
Händen heraus und spürte das immense Gewicht und die latente Gewalt, die in ihm steckte. Ein Revolver, keine Automatik,
wo die Patronen im Griff vergraben waren. David drehte die
Mündung zu sich, damit er in den Zylinder sehen konnte, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß seine Finger außerhalb des
Abzugsbügels blieben. In jedem sichtbaren Loch steckte eine
Kugel, also waren wahrscheinlich alle geladen. Möglicherweise
war die erste Kammer leer - im Kino machten die Cops das
manchmal, damit sie nicht aus Versehen auf sich selbst schössen-, aber er ging davon aus, daß das keine Rolle spielen würde,
wenn er mindestens zweimal rasch nacheinander abdrückte.
Er drehte die Waffe wieder herum, inspizierte sie vom Kolben
angefangen auf der Suche nach einer Sicherung. Da er keine finden konnte, zog er ganz behutsam den Abzug durch. Als er sah,
wie der Hahn den Kopf hob, ließ er den Abzug hastig wieder
los. Er wollte die Waffe nicht hier unten abfeuern. Er wußte
nicht, wie schlau Kojoten waren, vermutete aber, wenn sie von
irgend etwas Ahnung hatten, dann wahrscheinlich von Waffen.
Er ging ins eigentliche Büro zurück. Der Wind heulte und
schleuderte Sand gegen das Fenster. Die Fensterscheiben hatten die dunkle Färbung von Blutergüssen. Bald würden sie
schwarz sein. Er sah zu dem häßlichen grünen Vorhang und
dem Umriß darunter. Ich liebe dich, Törtchen, dachte er, dann
ging er auf den Flur hinaus. Dort blieb er einen Moment stehen, schloß die Augen, holte tief Luft und hielt die Waffe mit
der Mündung nach unten an der Seite.
»Gott, ich habe noch nie in meinem Leben mit einer Waffe
geschossen«, sagte er. »Bitte, hilf mir, damit ich mit dieser
schießen kann. Um Jesu Christi willen, amen.«
Nachdem er das gesagt hatte, ging David die Treppe hinauf.
Kapitel 3
1
    Mary Jackson saß auf ihrer Pritsche, betrachtete ihre gefalteten Hände und erging sich in giftigen Gedanken an ihre
Schwägerin. Deirdre Finney mit ihrem hübschen, blassen Gesicht, dem süßen, bekifften Lächeln und den präraffaelitischen Locken. Deirdre, die kein Fleisch aß (»ist irgendwie
grausam, nicht?«), aber kiffte, o ja, Deirdre ging seit Jahren fest
mit diesem Schurken Panama Red. Deirdre mit ihren Mr.-Smiley-Smile-Aufklebern. Deirdre, die dafür verantwortlich war,
daß ihr Bruder sterben mußte und ihre Schwägerin in der Gefängniszelle eines Wüstenkaffs saß, bei der es sich in Wahrheit
um die Todeszelle handelte, und alles, weil sie verdammt
noch mal zu durchgeknallt war, um sich zu erinnern, daß sie
ihr restliches Dope unter dem Ersatzreifen versteckt hatte. Das ist nicht fair, entgegnete ein rationalerer Teil ihres Verstands. Es lag an dem Nummernschild, nicht an dem Dope. Darum
hat Entragian euch angehalten. In gewisser Weise war es so, als
hätte der Engel des Todes eine Tür ohne die richtige Markierung
daran gesehen. Deirdres Tüte Stoff war nur ein Bonus. Wenn der
nicht dagewesen wäre, hätte er etwas anderes gefunden. Oder gar
nichts. Als ihr ihm aufgefallen seid, war es gelaufen, so ist das. Und
das weißt du auch.
Aber sie wollte es nicht wissen; es war zu schrecklich, wenn
sie es so sah, als eine Art unheimlicher Naturkatastrophe. Da
war es schon besser, Peters verblödeter Schwester die Schuld
zu geben und sich auszumalen, wie sie Deirdre auf mannigfaltige schmerzhafte, aber nicht tödliche Weise quälte.
Züchtigung mit dem Stock - wie sie in

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