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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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irgendwie einen willkürlichen Eindruck. Und
»In dieser Bergwerkshütte waren auch Lichter an«, sagte
sie. »Außerdem, sieh mal genau hin - die meisten Häuser sind
dunkel. Was meinst du, woran das wohl liegt?« Sie hörte den
sarkastischen Unterton in ihrer Stimme, der ihr nicht gefiel,
aber sie konnte nichts dagegen machen. »Glaubst du, daß die
ganzen Landeier einen Bus gemietet haben, um zum Spiel der
Desperation-Dummlackel gegen die Austin-Arschlöcher zu
fahren? Großes Wüstenturnier? Etwas, worauf sie sich das
ganze J- he, was machst du da?«
Die Frage hätte sie sich sparen können. Er bog auf der Kreuzung nach Westen ab. Eine Windhexe flog gegen den Bus wie
etwas, das einen bei einem 3D-Film von der Leinwand anzuspringen schien. Cynthia schrie auf und hielt einen Arm vor
das Gesicht. Die Windhexe prallte gegen die Windschutzscheibe, rollte schabend über das Dach und verschwand.
»Das ist dumm«, sagte sie. »Und gefährlich.«
Er sah sie kurz an, lächelte und nickte. Sie hätte stinksauer
auf ihn sein sollen, daß er in so einer Situation lächeln konnte,
aber das war sie nicht. Es war schwer, stinksauer auf einen
Mann zu sein, der so strahlen konnte, und sie wußte, das war
eine Hälfte ihres verdammten Problems. Gert Kinshaw bei D
& S hatte immer gesagt, daß diejenigen, die nicht aus der Vergangenheit lernten, immer wieder von ihr verprügelt werden
würden. Sie hielt Steve Ames nicht für den Typ Mann, der
seine Fäuste gegen eine Frau einsetzen würde, aber Männer
taten Frauen nicht nur auf diese Weise weh. Sie taten ihnen
auch weh, indem sie lächelten, so nett lächelten, und sie dazu
brachten, ihnen in den Rachen des Löwen zu folgen. Normalerweise mit einer abgedeckten Kasserolle in den Händen.
»Wenn du weißt, daß es gefährlich ist, warum tust du es
dann, Lubbockmann?«
»Weil wir ein Telefon finden müssen, das funktioniert, und
weil ich meinen Gefühlen nicht traue. Es ist fast dunkel, und
ich habe den schlimmsten Anfall von weichen Knien in der
Geschichte. Ich will ihnen nicht nachgeben und einknicken.
Hör zu, ich will nur in ein paar Häusern nachsehen. Du
kannst im Wagen bleiben.«
»Einen Scheißdreck werd ich … he, schau mal. Da drüben.«
Sie zeigte auf einen Lattenzaun, der umgefahren worden war
und auf dem Rasen vor einem kleinen Holzhaus stand. Im
grellen Licht der Scheinwerfer war es fast unmöglich zu sagen, welche Farbe das Haus hatte, aber die Reifenspuren auf
dem umgestürzten Zaun sah sie ganz genau; man konnte sie
unmöglich übersehen.
»Das könnte ein betrunkener Autofahrer fertiggebracht haben«, sagte er. »Ich hab schon zwei Bars gesehen, und dabei
hab ich nicht mal danach gesucht.« Ihrer Meinung nach war
das dummes Zeug, aber sein texanischer Akzent gefiel ihr immer besser. Noch ein schlechtes Zeichen.
»Komm schon, Steve, hör auf zu träumen.« Das Geheul von
Kojoten ertönte in der Nacht und bildete einen Kontrapunkt
zum Wind. Sie rutschte wieder an seine Seite. »Herrgott, wie
ich das hasse. Was haben die bloß?«
»Ich weiß nicht.«
Er kroch mit nicht mehr als zehn Meilen pro Stunde dahin,
weil er imstande sein wollte, zu bremsen, bevor die Reifen etwas überrollten, das möglicherweise im Scheinwerferlicht
auftauchte. Wahrscheinlich war das klug. Noch klüger freilich
wäre es ihrer bescheidenen Meinung nach gewesen, schnell
zu wenden und noch schneller die Fliege zu machen.
»Steve, ich kann’s kaum erwarten, irgendwo hinzukommen, wo’s Plakate, Neonreklamen und schmierige Gebrauchtwagenhändler gibt, die die ganze Nacht offen haben.«
»Ich hab verstanden«, sagte er, und sie dachte: Hast du nicht.
Wenn jemand sagt, »Ich hab verstanden«, hat er es fast nie. »Laß mich einfach hier nachsehen - in diesem einen Haus und dann verlassen wir dieses Kaff«, sagte er und bog in die
Einfahrt eines kleinen, auf Ranch getrimmten Hauses ein, das
auf der linken Straßenseite lag. Sie waren schätzungsweise
eine Viertelmeile von der Kreuzung nach Westen gefahren;
Cynthia konnte durch den Sandsturm immer noch die blinkende Ampel sehen.
In dem Haus, das Steve ausgesucht hatte, brannten Lichter;
grelle Lichter, deren Schein durch die Jalousien vor dem
Wohnzimmerfenster drang, und gelbliche, weniger grelle, die
zu den drei Rechtecken herausschienen, welche als ansteigende Diagonale in die Haustür eingelassen waren.
Er zog das Taschentuch vor Mund und Nase, machte die
Fahrertür auf und hielt sie fest, als der Wind sie ihm aus der
Hand reißen wollte. »Bleib

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