Desperation
Metallvorkommen erschöpft
sind, wird plötzlich das Unrentable wieder rentabel. Diese
übergroßen Plastiktüten sind Sammelplanen
- das Material,
das sie wollen, fällt darauf, und sie kratzen es einfach ab. Die
Erde wird regelrecht ausgelaugt, man kann es drehen und
wenden, wie man will, darauf läuft es hinaus. Sie werden den
Boden bearbeiten, bis das alles
- ein Berg, der einmal gut
zweieinhalbtausend Meter hoch war, nur noch Staub im Wind
ist.«
»Was sind das für große Stufen, die an den Wänden der
Grube hinabführen?«
»Terrassen. Sie dienen um die ganze Mine herum als Ringstraßen für schwere Maschinen, aber ihr Hauptzweck besteht
darin, die Gefahr eines Erdrutschs zu minimieren.«
»Sieht aus, als hätte das dahinten nicht besonders gut funktioniert.« David zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
»Da vorne auch nicht.« Sie näherten sich einer zweiten Stelle,
wo der Anblick riesiger Stufen ins Erdreich hinab von einer
Geröllhalde verwischt wurde.
»Das ist ein Bergsturz.« Der Vietcong-Wachposten schwebte
über dem Erdrutsch auf der Stelle. Darunter sah David ein Geflecht von schwarzem Zeug, das auf den ersten Blick wie
schwarze Spinnweben aussah. Als sie näher kamen, konnte er
erkennen, daß es sich bei den dickeren Strängen des Netzes
um PVC-Rohren handelte. Die dünneren… er hatte keine Ahnung, was sie waren.
»Vor kurzem haben sie von Sprenklern auf Leitungen
umgestellt.« Sein Führer sagte es im Tonfall eines Mannes, der
mehr rezitiert als spricht. David hatte ein Deja-vu-Erlebnis,
dann wurde ihm auch der Grund dafür klar: Der Mann wiederholte, was Audrey Wyler schon gesagt hatte. »Ein paar Adler sind gestorben.«
»Ein paar?« sagte David und übernahm Mr. Billingsleys
Part.
»Na gut, alles in allem etwa vierzig. Keine große Sache; es
gibt mehr als genug Adler in Nevada. Siehst du, wodurch sie
die Sprenkler ersetzt haben, David? Die großen Röhren sind
Verteilerköpfe can taks, könnte man sagen.«
»Große Götter.«
»Ja! Und die kleinen hohlen Stränge, die sich wie ein Gitter
dazwischen erstrecken, das sind Tröpfler. Can tahs. Verdünnte
Schwefelsäure kommt aus ihnen heraus. Das löst das Erz heraus… und macht die Erde kaputt. Festhalten, David, wir machen eine Kurve.«
Der Vietcong-Wachposten neigte sich ebenfalls
- wie ein
fliegender Teppich -, und David hielt sich an der Kante fest,
um nicht hinunterzurollen. Er wollte nicht auf diesen grauenhaft verwüsteten Boden fallen, wo nichts wuchs und Bäche
brackiger schwarzer Flüssigkeit bergab zu den Plastikplanen
auf dem Grund flössen.
Sie senkten sich wieder in die Grube hinab und flogen über
die rostige Nissen-Hütte mit dem Ofenrohr, das Pulvermagazin und den Fuhrpark am Ende der Straße hinweg. Am Hang
über dem klaffenden Loch befand sich ein Areal, über das
kleinere Löcher wie Pockennarben verteilt waren. David
schätzte, daß es mindestens fünfzig sein mußten, wenn nicht
mehr. Aus jedem ragte ein Stab mit gelber Spitze heraus.
»Sieht wie die größte Maulwurfkolonie der Welt aus.«
»Das ist ein Sprenggelände, und das da sind Sprenglöcher«,
belehrte ihn sein neuer Mentor. »Genau hier wird das Erz abgebaut. Jedes dieser Löcher hat einen Durchmesser von einem
Meter und ist rund zehn Meter tief. Wenn man bereit ist, zu
sprengen, läßt man einen Dynamitstab mit Zündhütchen darauf in das Loch hinunter. Das ist der Zünder. Dann kippt man
ein paar Schubkarren voll ANMO darüber
- Ammoniumnitrat und Motoröl. Die Arschlöcher, die das Federal Building
in Oklahoma City in die Luft gejagt haben, haben ANMO benutzt. Das gibt es in Form von Kügelchen, die wie weiße Luftgewehrkugeln aussehen.«
Der Mann mit der Yankee-Kappe zeigte auf das Pulvermagazin.
»Da ist jede Menge ANMO drin. Kein Dynamit - sie haben
den letzten Rest an dem Tag verbraucht, als all das hier angefangen hat -, aber jede Menge ANMO.«
»Ich verstehe nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
»Egal, hör einfach zu. Siehst du die Sprenglöcher?«
»Ja. Sie sehen wie Augen aus.«
»Ganz recht, Löcher wie Augen. Sie sind in den Porphyr
eingelassen, der hier kristallin ist. Wenn das ANMO explodiert, sprengt es das Gestein. Das durch Sprengung gewonnene Material enthält das Erz. Soweit alles klar?«
»Ja, ich glaub schon.«
»Das Material wird per Lkw dort rüber zum Auslaugen geschafft, die Verteilerköpfe und Tröpfelleitungen werden darüber gelegt – can tah, can tak -, und der Ätzvorgang beginnt. Voila, da hast du es, nasse Aufbereitung
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