Desperation
Haltung auf, schluckte und verzog das Gesicht.
»Sie muß mich geschüttelt haben wie Würfel.«
»Kommt hin«, sagte Steve. Er sah David aufmerksam an.
»Du erinnerst dich, was Audrey getan hat?«
»Nein«, sagte David. »Aber man hat’s mir erzählt.«
Johnny warf Ralph einen Blick zu, doch der zuckte unmerklich die Schultern Fragen Sie mich nicht.
»Haben wir Wasser? Mein Hals brennt.«
»Wir haben das Kino wie der Blitz verlassen und nichts mitgenommen außer den Waffen«, sagte Cynthia. »Aber wir haben das da.« Sie zeigte auf einen Kasten Jolt Cola, in dem
schon einige Flaschen fehlten. »Steve hält sie für Mr. Marinville bereit.«
»Ich bin süchtig danach, seit ich aufgehört habe zu trinken«,
sagte Johnny. »Muß Jolt sein, Gott weiß, warum. Es ist warm,
aber -«
David nahm eins, trank in tiefen Zügen und zuckte zusammen, als die Kohlensäure in seiner Kehle brannte, trank
deswegen aber nicht langsamer. Als er die Flasche zu zwei
Dritteln geleert hatte, legte er den Kopf an die Wand des Busses, machte die Augen zu und rülpste lautstark.
Johnny grinste. »Sechzig Punkte!«
David schlug die Augen auf und grinste zurück.
Johnny hielt ihm das Fläschchen Aspirin hin, das er im
Owl’s hatte mitgehen lassen. »Möchtest du zwei? Sie sind alt,
scheinen aber ihre Wirkung zu tun.«
David überlegte, dann nahm er zwei und schluckte sie mit
dem restlichen Jolt.
»Wir machen, daß wir fortkommen«, sagte Johnny. »Wir
versuchen es erst im Norden - es stehen ein paar Wohnwagen
auf der Straße, aber Steve meint, er kann auf der Seite des
Campingplatzes um sie herumfahren. Wenn das nicht geht,
müssen wir rauf zur Grube fahren und die Zufahrt nehmen,
die vom Fuhrpark zum Highway 50 führt. Wir beide, du und
ich, sitzen vorne mit -«
»Nein.«
Johnny zog die Brauen hoch. »Pardon?«
»Wir müssen zu der Mine rauf, das stimmt schon, aber
nicht, um die Stadt zu verlassen.« Davids Stimme klang
heiser, als hätte er geweint. »Wir müssen in die Grube hinunter.«
Johnny sah Steve an, der nur die Achseln zuckte und sich
wieder dem Jungen zuwandte. »Was soll das heißen, David?«
fragte Steve. »Deine Mutter? Es wäre nämlich besser für sie,
von uns anderen ganz zu schweigen, wenn wir -«
»Nein, darum nicht … Dad?« Der Junge ergriff die Hand
seines Vaters. Es war eine seltsam erwachsene Geste des Trostes. »Mom ist tot.«
Ralph senkte den Kopf. »Nun, das wissen wir nicht mit Sicherheit, David, und wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben,
aber ich halte es für wahrscheinlich.«
»Ich weiß es mit Sicherheit. Ich stelle keine Vermutungen
an.« In den sich kreuzenden Lichtstrahlen der Taschenlampen
sah Davids Gesicht gequält aus. Sein Blick fiel zuletzt auf
Johnny. »Wir müssen etwas erledigen. Sie wissen es, oder
nicht? Darum haben Sie gewartet, bis ich aufgewacht bin.«
»Nein, David. Ganz und gar nicht. Wir wollten nur das
Risiko nicht eingehen und dich bewegen, bevor wir sicher
waren, daß es dir gut geht.« Doch im Grunde seines Herzens
kam ihm das wie eine Lüge vor. Eine vage, flatternde Nervosität überkam ihn. So fühlte er sich in den letzten paar Tagen,
bevor er ein neues Buch anfing, wenn ihm klar wurde, daß
sich das Unvermeidliche nicht weiter hinausschieben ließ,
daß er bald wieder auf dem Hochseil sein, seine Balancestange umklammern und auf seinem albernen kleinen Einrad
fahren würde.
Aber dies war schlimmer. Bei weitem. Er verspürte den
Wunsch, dem Jungen den Kolben der Rossi auf den Kopf zu
schlagen, um ihn zum Schweigen zu bringen, bevor er noch
mehr sagen konnte. Mach uns keinen Strich durch die Rechnung,
Junge, dachte er. Nicht jetzt, wo wir ein winziges Lichtpünktchen
am Ende des Tunnels sehen können.
David sah seinen Vater an. Er hielt immer noch Ralphs
Hand. »Sie ist tot, hat aber keinen Frieden gefunden. Das kann
sie nicht, solange Tak in ihrem Körper wohnt.«
»Wer ist Tak?« fragte Cynthia.
»Einer der Wintergreen-Zwillinge«, sagte Johnny fröhlich.
»Der andere ist Tik.«
David sah ihn lange und ruhig an, bis Johnny den Blick
senkte. Er haßte sich dafür, konnte aber nicht anders.
»Tak ist ein Gott«, sagte David. »Oder ein Dämon. Oder
möglicherweise gar nichts, nur ein Name, eine sinnlose Silbe aber ein gefährliches Nichts, wie eine Stimme im Wind. Spielt
keine Rolle. Wichtig ist, daß meine Mom ihren Frieden haben
sollte. Dann kann sie bei meiner Schwester sein, im… nun, wo
immer wir hingehen, wenn wir gestorben sind.«
»Junge, wichtig ist, daß wir von hier
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