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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oder meiner Mutter oder demjenigen, mit dem er angefangen hat - es ist immer derselbe. Immer der can tak, der
große Gott, der Wächter. Fort. Spüren Sie es nicht?«
»Ich spüre gar nichts.«
Sei kein Idiot, sagte Terry in seinem Kopf.
»Sei kein Idiot«, sagte David und sah ihn durchdringend
an. Die Flasche Jolt hielt er locker in den Händen.
Johnny beugte sich über ihn. »Liest du meine Gedanken?«
fragte er beinahe liebenswürdig. »Wenn ja, dann wäre ich
dankbar, wenn du dich sofort aus meinem Kopf verziehst,
Sonnyboy.«
»Ich versuche nur, Sie zum Zuhören zu bringen«, sagte David.
»Alle anderen werden zuhören, wenn Sie es tun! Er braucht
seine can tahs oder can taks nicht gegen uns ins Feld zu schicken,
wenn wir keine gemeinsame Front bilden - wenn es ein kaputtes Fenster gibt, dann kommt er rein und reißt uns in Stücke!«
»Hör auf«, sagte Johnny, »komm mir nicht mit der Gewissensmasche. Nichts von dem hier ist meine Schuld.«
»Das hab ich nicht gesagt. Hören Sie nur zu, okay?« David
hörte sich fast flehentlich an. »Das können Sie, wir haben die
Zeit, weil er fort ist. Die Wohnwagen, die er auf die Straße gestellt hat, sind auch fort. Verstehen Sie nicht? Er will, daß wir
gehen.«
»Großartig. Tun wir ihm den Gefallen!«
»Hören wir uns an, was David zu sagen hat«, sagte Steve.
Johnny wirbelte zu ihm herum. »Sie scheinen vergessen zu
haben, wer Sie bezahlt, Steve.« Er verabscheute die Worte,
kaum daß er sie ausgesprochen hatte, versuchte aber nicht, sie
zurückzunehmen. Der Wunsch, von hier zu verschwinden,
sich ans Steuer des Ryder zu setzen und einfach ein paar Meilen zu fahren - überallhin, nur nicht nach Süden -, war jetzt so
stark, daß er fast einer Panik gleichkam.
»Sie haben gesagt, ich soll Sie nicht mehr Boß nennen. Ich
nehme Sie beim Wort.«
»Außerdem, was ist mit Mary?« fragte Cynthia. »Er sagt,
daß sie noch lebt!«
Johnny drehte sich zu ihr herum - ging regelrecht auf sie los. »Sie können gern Ihre Koffer packen und mit David bei Transgod Airlines reisen, aber ich glaube, ich passe.«
»Wir hören ihn an«, sagte Ralph mit leiser Stimme.
Johnny sah ihn erstaunt an. Wenn er von jemandem Hilfe
erwartet hatte, dann vom Vater des Jungen. Ich habe nur noch
ihn, hatte Ralph im Foyer des American West gesagt. Er ist alles, was von meiner Familie übrig ist.
Johnny sah die anderen an und stellte zu seinem Mißfallen
fest, daß sie einer Meinung waren; nur er stand abseits, und
Steve hatte die Schlüssel zum Bus in der Tasche. Und doch sah
der Junge vor allem ihn an. Ihn. Wie die Leute ihn, John Edward Marinville, meistens ansahen, seit er im unglaublich
zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren seinen ersten Roman veröffentlicht hatte. Er glaubte, er hätte sich daran gewöhnt, was möglicherweise auch stimmte, aber diesmal war
es etwas anderes. Er hatte eine Ahnung, daß keiner der anderen - die Lehrer, die Leser, die Kritiker, die Lektoren, die Zechkumpane, die Frauen - je von ihm verlangt hatte, was dieser
Junge zu verlangen schien, und das war nicht nur, daß er
zuhören sollte; Johnny hatte eine Ahnung, als wäre das
Zuhören bloß der Anfang.
Aber die Augen sahen ihn nicht nur an. Sie flehten förmlich. Vergiß es, Junge, dachte er. Wenn Leute wie du fahren, scheint
der Bus immer einen Unfall zu haben.
Wenn David nicht wäre, dann hätte dein persönlicher Bus wohl
schon einen Unfall gehabt, sagte Terry aus ihrer Meckerecke in
seinem Kopf. Ich glaube, du wärst tot und würdest irgendwo an
einem Haken hängen. Hör ihn an, Johnny. Um Himmels willen, hör
ihn an!
Mit deutlich leiserer Stimme sagte Johnny: »Entragian ist
fort. Dessen bist du dir ganz sicher.«
»Ja«, sagte David. »Und die Tiere. Die Kojoten und Wölfe es müssen Hunderte gewesen sein
- haben die Wohnwagen
von der Straße geschoben. Über die Böschung gekippt. Jetzt
haben sich die meisten ins mi him verzogen, in den Kreis
des Beobachters.« Er trank aus der Flasche Jolt. Seine Hand
zitterte leicht. Er sah alle der Reihe nach an, aber zuletzt fiel
sein Blick wieder auf Johnny. »Er will, was Sie wollen. Daß wir
gehen.«
»Warum hat er uns dann überhaupt erst hergebracht?«
»Das hat er nicht.«
»Was?«
»Er glaubt es, aber er hat es nicht getan.«
»Ich habe keine Ahnung, was du -«
»Gott hat uns hergebracht«, sagte David. »Damit wir ihn
aufhalten.«
2
    In dem Schweigen, das danach eintrat, stellte Steve fest, daß er
nach dem Wind draußen horchte. Es wehte keiner. Er dachte,
daß er in

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