Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Tiere, daß man
eine ganze Arche damit füllen könnte: Wölfe; Kojoten; hüpfende,
kahle Geier; flügelschlagende Eulen mit Augen wie große goldene
Eheringe; Pumas und Wildkatzen und sogar ein paar zerzauste
Hauskatzen. Wilde Hunde sind da, deren Rippen sich grausig detailliert unter ihrem dünnen Fell abzeichnen - er weiß, daß viele
aus der Kommune der Arschlöcher oben in den Bergen geflohen
sind ,und um ihre Füße laufen unbehelligt ganze Scharen von
Spinnen und Ratten mit schwarzen Knopfaugen.
Jedes Tier, das aus dem China-Schacht herauskommt, trägt ein can
tah im Maul. Sie traben, flattern und kriechen die Straße zur Grube
hinauf wie eine Flut unheimlicher Flüchtlinge aus einer unterirdischen Welt. Hinter ihnen sind weitere Tiere zu sehen, die geduldig
dasitzen wie die Kunden in einem Green-Stamp-Erlösungszentrum
- ziehen Sie eine Nummer und warten Sie - zwei Tage vor Weihnachten. Sie warten darauf, bis sie dran sind, ins Dunkle zu gehen.
Tak lacht mit Cary Riptons Stimmbändern. »Was für eine
Schau!« ruft er aus. Dann fährt er zum Büro, sperrt die Tür mit
Cary Riptons Schlüssel auf und tötet Joe Prudum, den
Nachtwächter. Old Joe ist kein toller Nachtwächter; er kommt im
Dunkeln, hat keine Ahnung, daß in der Grube etwas vor sich geht,
und findet es nicht seltsam, daß Cary Ripton am Morgen als erster
auftaucht. Er hat die Waschmaschine in der Ecke laufen, sitzt da,
um seine auf den Kopf gestellte Version eines Abendessens zu sich
zu nehmen, und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen bis zu dem
Moment, als Ripton ihm eine Kugel in den Hals jagt. Nach getaner
Arbeit ruft Ripton im Owl’s Club in der Stadt an. Das Owl’s hat
rund um die Uhr geöffnet (aber wie ein Vampir ist es eigentlich nie
richtig von Leben erfüllt). Dort nimmt Brad Josephson mit seiner
unwiderstehlichen Schokoladenhaut und dem dicken, ausladenden
Bauch an sechs Tagen in der Woche sein Frühstück
ein … und stets zu dieser brutal frühen Stunde. Das paßt ihm jetzt
gut in den Kram; Ripton möchte Brad hier haben, und zwar schnell,
bevor der schwarze Mann von den can tahs verseucht werden kann.
Die can tahs sind in vielerlei Hinsicht nützlich, aber sie verderben
einen Mann oder eine Frau für Taks wichtigere Arbeit. Ripton
weiß, er kann Leute aus Martinez’ Trupp nehmen, wenn es sein
muß, vielleicht sogar Pascal selbst, aber er (nun, strenggenommen
eigentlich Tak) will Brad. Brad wird noch in anderer Hinsicht
nützlich sein.
Wie lange hält ein Körper durch, wenn er gesund ist? fragt
er sich, während er auf das Telefon zugeht. Wie lange, wenn derjenige, den man in den Overdrive schaltet, nicht schon von Anfang an einen saftigen Fall von Krebs hat?
Er weiß es nicht, glaubt aber, daß er bald Gelegenheit haben wird,
es herauszufinden. »Owl’s«, sagt eine Frauenstimme in sein Ohr die Sonne ist noch nicht aufgegangen, und sie hört sich schon müde
an.
»He, Denise«, sagt er. »Wie hängen sie?«
»Wer will das wissen?« Zutiefst argwöhnisch.
»Cary Ripton, Süße. Erkennst du meine Stimme nicht?«
»Scheinst einen schlimmen Anfall von Morgennuscheln zu haben, Darling. Oder ist eine Grippe im Anzug?«
»Grippe, schätze ich«, sagt er grinsend und wischt sich Blut von
der Unterlippe. Es quillt zwischen seinen Zähnen hervor. Weiter
unten fühlt es sich an, als hätten sich seine Innereien losgerissen
und schwämmen in einem Meer von Blut. »Hör mal, Süße, ist Brad
da?« »Sitzt in der Ecke, wo er immer sitzt, in voller Lebensgröße
und gierig wie immer - vier Eier, Bratkartoffeln, rund ‘n halbes
Pfund gebratener Speck. Ich hoffe, wenn er mal platzt, passiert es
nicht hier drin. Was willst du so früh am Samstagmorgen von
Brad?« »Firmenangelegenheiten.«
»Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, sagt sie. »Du solltest was gegen diese Erkältung tun, Rip - du hörst dich echt verstopft an.« »Ich bin einfach voll von Liebe zu dir«, erzählt er ihr.
»Pah«, sagt sie und legt polternd den Hörer ab. »Brad!« hört er sie
rufen. »Telefon. Für dich! Mr. Wunderbar!« Eine Pause, während
Brad wahrscheinlich fragt, was sie meint. »Das mußt du selber
rausfinden«, sagt sie, und einen Augenblick später ist Brad
Josephson in der Leitung. Er sagt hallo wie ein Mann, der genau
weiß, daß einen Publisher’s Clearinghouse nicht um fünf Uhr
morgens anruft, um zu sagen, daß man den Haupttreffer gelandet
hat.
»Brad, hier spricht Cary Ripton«, sagt er. Er weiß genau, wie

Weitere Kostenlose Bücher