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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wenn du Gott bist, oder von Gott kommst, dann wirst du das tun.«
Die Stimme gab keine Antwort. Vielleicht wollte ihr Besitzer sie nicht beschützen. Vielleicht konnte er es nicht.
Zitternd streckte Mary die Hand zum Tisch aus. Die
schwarzen Witwen und kleineren Spinnen
- braune Einsiedlerspinnen - stoben in alle Richtungen davon. Die Skorpione
schlössen sich ihnen an. Einer fiel tatsächlich vom Tisch herunter. Panik auf der Titanic.
Gut. Sehr gut. Aber nicht gut genug. Sie mußte hier raus. Mary leuchtete mit der Taschenlampe in der Dunkelheit
herum, bis sie die Tür gefunden hatte. Sie ging auf Beinen hin,
die sich taub und hölzern anfühlten, und bemühte sich, nicht
auf die überall herumkrabbelnden Spinnen zu treten. Der
Türknauf ließ sich drehen, aber die Tür ging nur einen oder
zwei Zentimeter weit auf. Als sie fest daran zog, konnte sie
draußen eine Art Vorhängeschloß klappern hören. Besonders
überrascht war sie nicht.
Sie leuchtete wieder herum, sah ein Poster - SOLLEN DIE
ARSCHLÖCHER DOCH IM DUNKELN ERFRIEREN
-, die
rostige Spüle, den Tresen mit Kaffeemaschine und Mikrowellenherd darauf, Waschmaschine und Trockner. Dann den
Bürobereich mit einem Schreibtisch, ein paar alten Aktenschränken und einer Stechuhr an der Wand, ein Regal mit
Stechkarten, einen Kanonenofen, eine Werkzeugkiste, ein
paar Spitzhacken und Schaufeln in rostiger Eintracht, einen
Kalender, auf dem eine Blondine im Bikini zu sehen war.
Dann war sie wieder bei der Tür angelangt. Keine Fenster;
kein einziges. Sie leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden und dachte kurz an die Schaufeln, aber die Dielen waren
fest mit den Blechwänden verbunden, und sie bezweifelte, ob
das Ding in Ellen Carvers Körper ihr genügend Zeit lassen
würde, einen Weg ins Freie zu graben.
    Versuch es mit dem Trockner, Mare.
Das war sie selbst, sie mußte es sein, aber der Teufel sollte sie
holen, wenn es sich nach ihr anhörte … und ein Gedanke
schien es auch nicht gerade zu sein.
Nicht, daß der geeignete Zeitpunkt gewesen wäre, sich
über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Sie ging zu dem Trockner hinüber, wobei sie nicht mehr so genau darauf achtete, wo
sie hintrat, und mehrere Spinnen zerquetschte. Hier drüben
schien der Fäulnisgeruch stärker zu sein, durchdringender, und
das kam ihr seltsam vor, wo die Toten doch auf der anderen
Seite des Raums waren, aber
Eine Klapperschlange stieß den Deckel des Trockners hoch
und begann herauszukriechen. Es war, als sähe man sich dem
häßlichsten Springteufel der Welt gegenüber. Die Schlange
drehte den Kopf hin und her. Die schwarzen Predigeraugen
waren ernst auf Mary gerichtet. Mary wich einen Schritt
zurück und zwang sich, wieder vorwärts zu gehen und die
Hand danach auszustrecken. Sie konnte sich irren, was die
Spinnen und Schlangen betraf, das wußte sie. Na und, sollte
der große Bursche hier sie doch beißen. Wäre es schlimmer, so
zu sterben, als wie Entragian zu enden und alles zu töten, was
sich einem in den Weg stellte, bis ihr Körper wie eine Bombe
explodierte?
Das Maul der Schlange klaffte weit auseinander und ließ
gekrümmte Giftzähne erkennen, die aussahen wie Nadeln
aus Elfenbein. Sie zischte Mary an.
»Leck mich, Freundchen«, sagte Mary. Sie packte die
Schlange, zog sie aus dem Trockner - sie war gut und gerne
einen Meter zwanzig lang - und warf sie durch den Raum.
Dann schlug sie den Deckel mit dem Griff des Trockners
der Taschenlampe zu, weil sie nicht sehen wollte, was sonst
noch darin sein mochte, und zog ihn von der Wand weg.
Der Abluftschlauch aus Plastik löste sich mit einem Plop
aus dem Loch in der Wand. Dutzende Spinnen stoben unter dem Trockner hervor und verschwanden in alle Richtungen.
Mary bückte sich und betrachtete das Loch. Es hatte einen
Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern, zu eng, um
durchzukriechen, aber die Ränder waren völlig verrostet, und
sie dachte…
Sie durchquerte den Raum erneut, trat auf einen Skorpion knirrsch und stieß ungeduldig mit dem Fuß nach einer Ratte,
die sich hinter den Toten versteckt hatte … höchstwahrscheinlich zu Leichenschmauszwecken. Sie nahm sich
eine der Spitzhacken, ging zu dem Abluftloch zurück und
schob den Trockner noch ein Stück beiseite, damit sie Platz
hatte. Der Verwesungsgeruch war jetzt noch stärker, aber das
merkte sie kaum. Sie zwängte das kurze Ende der Spitzhacke
in die Öffnung, zog nach oben und jauchzte vor Freude leise
auf, als sie eine fast vierzig Zentimeter lange Furche in das rostige

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