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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufzubauen.
Was nun?
Er hatte keine feste Vorstellung, wo er sich befand, nur daß …
»Ich bin westlich von Ely auf dem Highway 50«, sagte er.
Noch mehr Schweiß lief ihm in die Augen und brannte. »Ich
bin nicht sicher, wie weit westlich … mindestens vierzig Meilen, wahrscheinlich mehr. Ein Stück von mir entfernt steht ein
Wohnmobil am Straßenrand, mehr weiß ich nicht. Da ist ein
Cop, kein State Trooper, ein städtischer Cop, glaube ich, aber
ich weiß nicht, aus welcher Stadt… ich konnte es nicht auf der
Tür lesen … ich kenne nicht mal seinen Namen …« Er redete
immer schneller, je näher der Cop kam; gleich würde er stammeln.
Ganz ruhig, er ist immer noch hundert Meter entfernt, du hast
genug Zeit. Um Himmels willen, tu einfach, was sich von selbst ergibt - tu das, wofür man dich bezahlt, was du dein ganzes Leben
lang getan hast. Erzähl von dir!
Aber er hatte es nie tun müssen, weil sein Leben davon abhing. Um Geld zu verdienen, in den richtigen Kreisen bekannt
zu sein, die Stimme gelegentlich zum Brüllen des tapferen alten Löwen anschwellen zu lassen, ja, für all das schon, aber
nie buchstäblich für sein Leben. Und wenn der Cop auf die
Idee kam, hochzuschauen, und ihn sah … er duckte sich, aber
die Antenne des Telefons guckte raus, logisch, sie mußte rausgucken …
»Er hat mein Motorrad genommen. Er hat mir mein Motorrad weggenommen und ist damit in die Wüste gefahren. Er
hat es mit Sand zugedeckt, aber es geht ein ziemlicher Wind
… es liegt etwa eine oder zwei Meilen östlich von dem Wohnmobil, das ich erwähnt habe, in der Wüste, und nördlich von
der Straße. Sie können es sehen, wenn die Sonne noch nicht
untergegangen ist.«
Er schluckte.
»Rufen Sie die Cops, Steve - die State Cops. Sagen Sie ihnen,
ich wurde von einem Cop verschleppt, der blond und riesig
ist - ich meine, der Kerl ist ein beschissener Riese. Haben Sie
das verstanden?«
Aus dem Telefon drang lediglich stürmisches Schweigen,
das ab und zu von knisterndem Rauschen durchschnitten
wurde.
»Steve! Steve, sind Sie noch da?«
Nein. Er war nicht mehr da.
Nur ein Kommunikationsbalken war im Displayfenster des
Telefons zu sehen, und es war niemand mehr dran. Die Verbindung war unterbrochen worden, und er hatte sich so sehr
darauf konzentriert, was er sagte, daß er keine Ahnung hatte,
wann das passiert war und wieviel Steve mitbekommen hatte.
    Johnny, bist du sicher, daß du überhaupt zu ihm durchgekommen
bist?
Das war Terrys Stimme, eine Stimme, die er manchmal
liebte und manchmal haßte. Jetzt haßte er sie. Haßte sie mehr
als jede andere Stimme in seinem Leben, wie es schien. Und
haßte sie noch mehr wegen des Mitleids, das er aus ihr heraushörte.
Bist du sicher, daß du dir das ganze Gespräch nicht nur eingebildet hast?
»Nein, er war da, er war da, der Hurensohn war da«, sagte
Johnny. Er hörte den flehentlichen Unterton in seiner eigenen
Stimme und haßte auch ihn. »Er war da, du Miststück. Mindestens ein paar Sekunden lang.«
Jetzt war der Cop nur noch fünfzig Meter entfernt. Johnny
schob mit dem Ballen der linken Hand die Antenne nach unten, klappte die Sprechmuschel zu und versuchte, das Telefon
wieder in die rechte Brusttasche zu stecken. Die Klappe war
zu. Das Telefon fiel in seinen Schoß, prallte ab und landete auf
dem Boden. Er tastete hektisch danach und spürte zuerst
nichts als zusammengeknülltes Papier
- überwiegend Flugblätter einer Anti-Drogen-Kampagne von etwas, das DARE
hieß
- und mit altem Fett verschmierte Hamburgerverpackungen. Er schloß die Finger um etwas Schmales, nicht
das, was er wollte, aber selbst der kurze Blick, mit dem er es
streifte, bevor er es wieder fallenließ, jagte ihm einen kalten
Schauer über den Rücken. Es war die Plastikhaarspange eines
kleinen Mädchens.
Vergiß die Haarspange, du hast keine Zeit, darüber nachzudenken, was ein kleines Mädchen auf dem Rücksitz dieses Autos zu
suchen hatte. Such dein verdammtes Telefon, er muß fast hier sein Ja. Fast. Johnny konnte die Stiefel des großen Cops trotz des
Windes knirschen und schlurfen hören, der mittlerweile so
heftig geworden war, daß der Streifenwagen mit jeder Bö erbebte.
Er ertastete mit der Hand einen Haufen Styroporbecher, und
dazwischen sein Telefon. Er packte es, steckte es in die Jackentasche und drückte die Lasche zu. Als er sich wieder aufrichtete, kam der Cop um das Auto herum und bückte sich, damit
er durch die Windschutzscheibe sehen konnte. Sein Gesicht
war mehr denn je von der

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