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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dieses unheimliche
Gefühl, als ob
»Steve, mein netter neuer Freund«, sagte Cynthia mit leiser
Stimme und sah von dem kleinen Stück des Tanks, das sie freigelegt hatte, zu ihm auf, »wahrscheinlich denken Sie, daß es
megablöd ist, sowas, wie es dämliche Bräute immer in lausigen Filmen sagen, aber ich hab das Gefühl, wir werden beobachtet.«
»Ich glaube nicht, daß Sie blöd sind«, sagte er und schaufelte etwas mehr Sand von dem Tank weg. Kein Blut. Gott sei
Dank. Was nicht heißen mußte, daß nicht irgendwo an dem
verdammten Ding Blut klebte. Oder eine Leiche darunter
begraben lag. »Ich hab dasselbe Gefühl.«
»Können wir hier weg?« fragte sie
- fast flehentlich. Sie
wischte sich mit einem Arm Schweiß von der Stirn. »Bitte?«
»Ja.« Er stand auf, und sie gingen zurück. Als sie die Hand
ausstreckte, nahm er sie mit Vergnügen.
»Herrgott, das Gefühl ist so stark«, sagte sie. »Bei Ihnen
auch?«
»Ja. Ich glaube, es bedeutet nur, daß wir ziemliche Angst haben, aber … ja, es ist ziemlich stark. Wie -«
Ein auf- und abschwellendes Heulen ertönte in der Ferne.
Cynthia umklammerte seine Hand schmerzhaft, und Steve
war dankbar, daß sie die Nägel abgekaut hatte.
»Was ist das?« wimmerte sie. »Mein Gott, was ist das?«
»Ein Kojote«, sagte er. »Wie in einem Western. Die werden
uns nichts tun. Drücken Sie nicht so zu, Cynthia, Sie bringen
mich um.«
Sie lockerte ihren Griff, packte aber sofort wieder fester zu,
als ein weiteres Heulen sich harmonisch um das erste wand,
als würde ein guter Tenor die zweite Stimme singen.
»Sie sind nicht mal in der Nähe«, sagte er und mußte an sich
halten, ihr die Hand nicht wegzuziehen. Sie war viel kräftiger,
als sie aussah, und sie tat ihm weh. »Wirklich, Mädchen,
wahrscheinlich sind sie im nächsten County - entspannen Sie
sich.«
Sie ließ mit der Hand ein bißchen locker, aber als sie ihm das
glänzende Gesicht zuwandte, zeigte es eine fast bemitleidenswert ängstliche Miene. »Okay, sie sind nicht in der Nähe, sie
sind wahrscheinlich im nächsten County, wahrscheinlich geben sie das Heulen per Telefon von jenseits der kalifornischen
Staatsgrenze durch, aber ich mag nichts, das beißt. Ich hab Angst vor Sachen, die beißen. Können wir zu Ihrem Bus
zurückgehen?«
»Ja.«
Beim Gehen streifte ihre Hüfte an seiner, aber als das nächste Heulen ertönte, drückte sie seine Hand nicht mehr ganz so
fest- es kam eindeutig aus großer Entfernung, und es wurde
nicht sofort beantwortet. Sie kamen zu dem Bus. Cynthia stieg
auf der Beifahrerseite ein und warf ihm einen raschen, nervösen Blick über die Schulter zu, als sie sich hochzog. Steve ging
vorne um den Bus herum und bemerkte dabei, daß das Gefühl, beobachtet zu werden, nachgelassen hatte. Er hatte immer noch Angst, aber jetzt wieder vornehmlich um den Boß wenn John Edward Marinville tot war, würde das weltweit
für Schlagzeilen sorgen, und Steven Ames würde zweifellos
eine Rolle darin spielen. Und zwar keine gute. Steven Ames
würde der Retter in der Not sein, der versagt hatte, das Netz,
das nicht da war, als Big Daddy schließlich doch vom Trapez
fiel.
»Das Gefühl, beobachtet zu werden … das waren wahrscheinlich die Kojoten«, sagte sie. »Oder?«
»Vielleicht.«
»Was jetzt?« fragte Cynthia.
Er holte tief Luft und griff nach dem Handy. »Zeit für die
Cops«, sagte er und wählte 911.
Er bekam zu hören, womit er so gut wie gerechnet hatte:
eine dieser Stimmen vom Band, die ihm sagte, daß es ihr leid
tat, aber sein Anruf im Augenblick leider nicht durchgestellt
werden könne. Der Boß war durchgekommen
- jedenfalls
kurz -, aber das war reiner Zufall gewesen. Steve klappte mit
einer wütenden Bewegung des Handgelenks die Sprechmuschel zu, warf das Telefon auf das Armaturenbrett zurück und
ließ den Motor an. Er stellte mißvergnügt fest, daß der Wüstenboden einen deutlichen Purpurfarbton angenommen
hatte. Scheiße. Sie hatten mehr Zeit in dem verlassenen Wohnmobil und auf den Knien vor der Mühle des Bosses verbracht,
als er gedacht hatte.
»Nichts, hm?« Sie sah ihn teilnahmsvoll an.
»Nichts. Suchen wir diese Stadt, von der Sie gesprochen haben. Wie hieß sie?«
»Desperation. Sie liegt östlich von hier.«
Er legte den ersten Gang ein. »Sie sagen mir, wo’s langgeht,
ja?«
»Klar«, sagte sie und berührte ihn am Arm. »Wir holen
Hilfe. Selbst in so einer kleinen Stadt muß es mindestens einen Cop geben.«
Er fuhr zu dem einsamen Wohnmobil, bevor er sich wieder
nach Osten

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