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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war.
»Klar.«
»Brian kann sich nicht an den Unfall erinnern, er kann sich
an gar nichts erinnern, was war, nachdem er am Abend zuvor
die Hausaufgaben in seinem Zimmer gemacht hat, aber er erinnert sich an seinen Namen, seine Anschrift und unsere Namen. Er weiß, wer der Präsident ist, und kann einfache Mathematikaufgaben lösen. Dr. Waslewski sagt, er hätte schon
von solchen Fällen gehört, aber noch nie einen gesehen. Er
nannte es >ein medizinisches Wunder<. Ich weiß nicht, ob das
etwas bedeutet oder nur etwas ist, das er schon immer mal sagen wollte, und es ist mir auch gleich. Ich möchte dir nur danken, David. Debbie auch. Aus tiefstem Herzen.«
»Mir?« fragte David. Eine Hand zupfte an seiner Schulter,
damit er sich umdrehen sollte. Er widersetzte sich ihr.
»Warum danken Sie mir?«.
»Weil du uns Brian wiedergegeben hast«, sagte er. »Du hast
mit ihm geredet; die Wellen sind aufgetaucht, direkt nachdem
du gegangen bist. Er hat dich gehört, Davey. Er hat dich
gehört und ist zurückgekommen.«
»Das war nicht ich«, sagte David. Er drehte sich um. Seine
Eltern bedrängten ihn förmlich mit vor Hoffnung, Staunen
und Verwirrung verzerrten Gesichtern. Seine Mutter weinte.
Was für ein Tag der Tränen das gewesen war! Nur Törtchen,
die normalerweise mindestens sechs von vierundzwanzig
Stunden plärrte, schien ihre fünf Sinne beieinander zu haben.
»Ich weiß, was ich weiß«, sagte Mr. ROSS . »Ich weiß, was ich
weiß, David.«
Er mußte mit seinen Eltern reden, bevor sie ihn so sehr anstarrten, daß sein Hemd Feuer fing … aber vorher mußte er
noch eine Sache wissen. »Wann ist er aufgewacht und hat
nach seinen Goldfischen gefragt? Wie lange war das, nachdem Sie seine Hirnwellen gesehen hatten?«
»Nun, sie haben den Monitor ausgewechselt … das hat
meine Frau dir gesagt … und dann … ich weiß nicht …«Er
verstummte einen Moment, dann sagte er: »Doch, ich weiß es.
Ich entsinne mich, daß ich die Feuerwehrsirene in der Columbus Broad gehört habe, bevor alles angefangen hat. Also muß
es ein paar Minuten nach fünf gewesen sein.«
David hatte genickt, ohne überrascht zu sein. Etwa zu
dem Zeitpunkt hatte ihm die Stimme in seinem Kopf gesagt: Du betest schon. »Kann ich ihn morgen besuchen kommen?«
Da hatte Mr. ROSS gelacht. »David, du kannst ihn um Mitternacht besuchen kommen, wenn du möchtest. Warum nicht?
Dr. Waslewski sagt, wir müssen ihn sowieso öfter aufwecken
und ihm dumme Fragen stellen. Ich weiß, wovor er Angst hat
- daß Brian wieder ins Koma fällt -, aber ich glaube nicht, daß
es dazu kommen wird, du?«
»Nee«, sagte David. »Tschüs, Mr. ROSS .«
Da hatte er den Hörer aufgelegt, und seine Eltern hatten
sich geradezu auf ihn gestürzt. Wie ist es passiert? wollten sie
wissen. Wie ist es passiert, und was hattest du ihrer Ansicht nach
damit zu tun?
    Da verspürte David den Drang
- einen übermächtig starken -, bescheiden den Blick niederzuschlagen und zu sagen: Nun, er ist aufgewacht, mehr weiß ich wirklich nicht. Außer…
nun … Er würde scheinbar widerwillig eine Pause machen
und dann hinzufügen: Mr. und Mrs. ROSS glauben, daß er meine
Stimme gehört und darauf angesprochen haben könnte, aber ihr
wißt
ja, wie durcheinander sie waren. Das würde genügen, um eine
Legende in die Welt zu setzen; ein Teil von ihm wußte das.
Und er wollte es tun.
Ein Teil von ihm wollte es wirklich und wahrhaftig tun.
Aber nicht die seltsame innere
- und zugleich äußere
-
Stimme hinderte ihn daran, sondern ein selbständiger Gedanke, der mehr intuitiv als artikuliert war: Wenn du dich damit brüstest, hört es hier und jetzt auf.
Was hört auf?
Alles, was wichtig ist, antwortete die Stimme der Intuition. Alles, was wichtig ist.
Und er hatte ein Versprechen gegeben - er hatte einem Gott,
den er nicht kannte oder verstand, versprochen, daß er zuerst
auf Anweisungen hören und dann tun würde, was immer dieser Gott von ihm verlangte.
»David, komm schon«, sagte sein Vater und schüttelte ihn an
den Schultern. »Wir sterben vor Neugier.«
»Brian ist wach«, sagte er und wählte die Worte mit Bedacht. »Er kann reden, er erinnert sich. Der Gehirntyp sagt, es
ist ein Wunder. Mr. und Mrs. ROSS glauben, daß ich was damit
zu tun habe, daß er mich hat reden hören und zurückgekommen ist, aber ich weiß, daß es nicht so war. Ich habe seine
Hand gehalten, und er war nicht da. Er war weggetreten, so
weggetreten, wie ich es in meinem Leben noch nie gesehen
habe. Darum habe ich geweint
-

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