Destiny (Beachrats: Teil 7)
nicht. Ich freute mich wirklich für Ron, weil er nach Hause gehen würde und ich freute mich für Chuck, weil er Tony gefunden hatte. Es war für mich nur schwer, mich daran zu gewöhnen.
»Freust du dich über deinen Schulabschluss?«, fragte ich Alex später, als wir alleine waren.
»Ja, ich schätze schon«, sagte er, wenig begeistert.
»Wie meinst du das, du schätzt schon? Ich dachte, dass du dich wie blöd darüber freuen würdest.«
»Ein paar meiner Freunde sind so froh, dass sie es kaum erwarten können. Aber in einer Woche lasse ich alles hinter mir, was ich bisher gekannt habe. Ich bin immer nur ein Junge gewesen, Jus. Ein Schuljunge. In einer Woche ist das alles vorbei. Es ist nicht so, dass ich dann plötzlich eine Menge Freiheit oder so etwas hätte. Das habe ich jetzt bereits. Ich weiß nicht, was mich dann erwartet und es macht mir irgendwie Angst.«
Ich legte ihm einen Arm um die Schulter und zum ersten Mal machte er keinen scherzhaften Kommentar darüber. Er versuchte auch nicht, meinen Arm abzuschütteln.
»Veränderungen tun weh, oder?«, fragte ich leise.
»Viel mehr, als ich jemals für möglich gehalten habe«, gab er zu. »Vor ein paar Tagen haben Philip und ich darüber gesprochen. Ihm geht es genauso wie mir. Ich weiß, dass ich für das, was auch immer auf mich zukommen wird, bereit sein werde. Vor allem mit David, dir und Brian an meiner Seite. Aber es macht mir trotzdem Angst.«
»Ich habe letztens mit Rick über Veränderungen gesprochen und darüber, wie sehr ich sie hasse.«
»Was hat er gesagt?«
»Er hat mich gefragt, ob ich einen Psychologen deswegen aufsuchen möchte. Das war ungefähr das zehnte Mal, dass er oder Kevin mich so etwas gefragt haben. Ich brauche aber keinen verdammten Psychologen. Ich brauche einfach nur meine Jungs um mich. Es freut mich aber zu hören, dass dich die Veränderungen auch stören. Vielleicht bin ich doch nicht so abnormal.«
»Es stört mich wirklich sehr. Ron geht weg. Ich meine, ich stehe ihm nicht besonders nahe, aber ich sorge mich um ihn. Verstehst du? Du und ich, wir zwei haben ihn im Krankenhaus kennengelernt. Erinnerst du dich?«
»Natürlich erinnere ich mich daran«, sagte ich und lächelte.
»Er wird ein Loch in dieser Familie hinterlassen. Und Chuck? Er wird Tony eines Tages heiraten. Wollen wir wetten? Ich glaube, die beiden wissen nur noch nicht, wie sehr sie sich lieben. Aber ich weiß es. Auch Chuck wird weg sein, bevor der Sommer zu Ende ist. Das garantiere ich dir.«
»Genau das Gleiche habe ich auch gedacht«, sagte ich und seufzte noch einmal.
»Ich freue mich für sie, versteh mich nicht falsch. Aber es scheint so, als würden wir das Haus ein oder zwei Mal im Jahr leer fegen. Du lernst einen Kerl kennen, magst ihn. Oder du liebst ihn vielleicht sogar. Und dann ist er weg. Am Schlimmsten war es für mich bei Chris Uhle. Ich liebe diesen Jungen wirklich. Natürlich nicht so wie David, klar. Aber trotzdem. Es geht ihm jetzt auch gut. Wusstest du schon, dass er Auto fährt?«
»Nein, das wusste ich nicht«, sagte ich erstaunt. »Du verarschst mich jetzt nicht, oder?«
»Ich verarsche dich vielleicht bei vielen Dingen, aber ganz bestimmt nicht bei Chris. Ja, Mann, er fährt jetzt. Außerdem geht er auf Krücken und er hat eine Freundin und alles. Justin, sie waren zusammen auf einem Schulball und sie haben miteinander getanzt. Er hat mir ihr Foto geschickt und sie ist wirklich ein hübsches Mädchen.«
»Werden wir Chris diesen Sommer sehen?«, fragte ich.
»Ja, ich glaube, er und Tim kommen für ein paar Wochen her. Soweit ich weiß, wird er am 4. Juli hier sein.«
»Das ist der Tag, an dem unser Baby geboren wird.«
»Das wäre echt cool«, stimmte er zu.
»Es wird der Tag sein«, sagte ich. »Das spüre ich.«
»Egal, welcher Tag es sein wird, ich werde meinen Arsch sofort nach New Orleans bewegen.«
»Ja. Und der Rest von uns wird bei dir sein. Aber weißt du was, Alex? Auch das ist eine Veränderung und zwar eine wirklich gute.«
Alex war ein paar Sekunden lang ruhig. Er knabberte mit den Schneidezähnen am Nagel seines Zeigefingers herum. Er tat das manchmal, wenn er nachdachte.
»Ich schätze, Veränderungen sind nicht immer schlecht, oder?«, fragte er schließlich.
»Ich glaube, du hast recht«, gab ich zu.
Kapitel 4: Brian
Im letzten Monat des Schuljahres schrieb ich drei Prüfungen. Ich belegte die Fortgeschrittenen-Kurse in Biologie und Europäischer Geschichte, also war es logisch, dass ich
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