Destiny (Beachrats: Teil 7)
Beach zog, führte ich mein Blog allerdings nur unregelmäßig. In manchen Zeiten schrieb ich täglich einen Beitrag, ab und zu sogar mehrmals täglich. Es gab aber auch Phasen, in denen ich zwei oder drei Wochen lang keinen einzigen Eintrag schrieb. Nach Clays Tod war ich dann nicht imstande, etwas zu schreiben. Als ich in Kevins und Ricks Haus in Newport Beach einzog, kam die Lust jedoch zurück.
»Wisst ihr, was ein Blog ist?«, fragte ich sie einmal.
»Nein, was ist das?«, fragte Rick.
»Das Wort Blog ist die Kurzform für Weblog und ein Weblog ist eine Art Online-Tagebuch, in dem man schreibt, was dir und den Leuten in deiner Umgebung so passiert. Oft sind in Blogs auch Links zu Nachrichten oder anderen Blogs zu finden.«
»Wer liest so etwas?«, fragte Kevin.
»Jeder, den es interessiert«, antwortete ich. »Manche Blogs sind wirklich faszinierend und man lernt den Autor dabei auch ziemlich gut kennen.«
»Ich glaube, das sollte ich mir einmal anschauen«, sagte Kevin.
»Ich frage aus dem Grund, weil ich seit etwa einem Jahr selbst ein Blog habe«, erklärte ich. »Nach Clays Tod konnte ich mich nicht damit beschäftigen, aber ich würde gerne wieder anfangen.«
»Cool«, sagte Rick nur.
»Hättet ihr etwas dagegen?«, wollte ich wissen. »Ich schätze, ich würde eine Menge über die Familie schreiben.«
Beide zuckten mehr oder weniger nur mit den Schultern.
»Das ist eine ziemlich tolle Gruppe, die wir hier haben«, sagte ich. »Ich würde gerne der Welt von uns erzählen.«
»Würdest du echte Namen verwenden?«, fragte Rick.
»Nun, keine Nachnamen, aber echte Vornamen, ja.«
»Könntest du es jederzeit wieder aus dem Netz nehmen?«
»Ja, natürlich«, sagte ich ohne zu überlegen.
»Schreib ein paar Einträge und zeig sie uns dann«, schlug Rick vor.
An diesem Abend fing ich wieder an zu schreiben. Mein Blog war natürlich noch immer online und meine ersten neuen Einträge waren eine Zusammenfassung der Monate, die seit meinem letzten Eintrag vergangen waren.
Ich begann, als ich noch Clays Partner war und die Zusammenfassung endete mit meiner Ankunft in Newport Beach. Danach begann ich über die alltäglichen Ereignisse in unserem Leben zu schreiben.
Als Rick und Kevin sich die Einträge ansahen, waren sie der Meinung, dass es nicht schaden würde und dass ich ruhig weiterhin echte Vornamen benutzen könnte.
Kurz nachdem wir die Jungs aus Kentucky kennengelernt hatten, passierte etwas Unglaubliches. Und etwas Wundervolles. Unter jedem Eintrag in meinem Blog gab es einen Platz, an dem die Leser die Beiträge kommentieren konnten. Eines Tages bekam ich einen Kommentar von einem Typen namens Josh. Er hinterließ mir auch seine E-Mail-Adresse, also schrieb ich ihm.
Hi Josh,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Es ist wirklich großartig, in einer schwulen Familie zu leben - vor allem, da mich meine eigene Familie verstoßen hat, weil ich schwul bin. Wenn du mein Blog schon eine Weile liest, weißt du, dass mein erster Partner vor einer Weile gestorben ist und wie mir diese Jungs durch die Depressionen geholfen haben. Ich weiß, dass ich Clay nicht zurückbekommen werde, aber ich habe hier das Gefühl, dass ich ein Zuhause habe und dass ich hierhergehöre. Ich habe mittlerweile auch einen neuen Freund und es ist ziemlich ernst zwischen uns. Wir lieben uns sehr.
Jeff
Es dauerte nur ein paar Tage, bis ich von Josh eine Antwort auf meine E-Mail bekam.
Hi Jeff,
wie es aussieht, haben wir mindestens drei Dinge gemeinsam. Erstens, mein Nachname ist auch Martin. Zweitens, ich komme auch aus Florida - Fort Lauderdale, um genau zu sein. Drittens, meine Familie hat mich ebenfalls verstoßen. Nicht nur das, aber ich habe auch einen jüngeren Bruder, der wie du Jeff heißt. Er ist allerdings hetero. Das sind wirklich merkwürdige Zufälle, meinst du nicht? Pass auf dich auf!
Josh
Als ich das las, schnappte ich nach Luft. Ich konnte es nicht glauben, denn es war einfach zu verblüffend. Ich dachte, dass ich meinen Bruder gefunden hatte. Ich antwortete ihm sofort auf seine E-Mail.
Lieber Josh,
ich wäre gerade beinahe von meinem Stuhl gefallen, als ich deine E-Mail gelesen habe. Meine Eltern sind Fred und Linda Martin. Sie leben in Fort Lauderdale. Ich habe einen schwulen Bruder namens Josh Martin und ich glaube, dass du es bist. Wenn du mein Bruder bist, ruf mich bitte an. In der Signatur dieser E-Mail findest du meine Handynummer. Ich hoffe, dass du mein Bruder bist. Bitte, lass es wahr
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