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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fliegen.
    Aber schon war, wie ein Keulenschlag, die Realität da. Bloch informierte ›Avitour‹ über den Kurswechsel.
    »Roger!« bestätigte Gundolf. »Eine gute Idee! Und vertrauen Sie darauf: Wir lassen uns eine ausgezeichnete Lösung einfallen. Die Polizei, zum Beispiel, arbeitet auf Hochtouren!«
    »Prima!« sagte Bloch. »Trifft die Lösung ein, bevor unser Sprit zu Ende geht?«
    »Bestimmt!« sagte Gundolf.
    »Prima!« sagte Bloch.
    »Verdammtes Terroristenpack!« sagte Mahlberg.
    »Angst, Frau Gundolf?«
    Margot hatte Zeit für Dollinger gefunden.
    »Wir absolvieren das alles wie die Astronauten: unterkühlt. Ohne Gefühlsbeteiligung. A la: Wir haben hier ein kleines Problem. Wenn es nicht in vier komma sieben Sekunden gelöst wird, gehn wir in die Luft!«
    »Ehrlich gesagt: Ich weiß auch nicht, wie es unter meiner coolness aussieht.«
    »Ich ja: Der Schweiß steht Ihnen auf der Stirn!« Jetzt, sechs Jahre nach ihrem letzten Flug, hatte sich Margot zum ersten Mal wieder als Stewardeß in die Kabine begeben, hatte als Aushilfskraft für sechs Monate einen Auffrischungskursus und die staatlich vorgeschriebenen Not- und Rettungsübungen absolviert und war gleich nach dem ersten verheißungsvollen Start in eine Notsituation geraten.
    Die ersten beiden Stunden hatte sie Galleymaus gespielt und nichts getan, als die Bestellungen auszuführen, die ihre Kolleginnen ihr durchgaben:
    »Einen doppelten Whisky für den Alten auf 7 b!«
    »Zwei Martinis, aber dry sollen sie sein – als ob wir süße hätten …«
    »Einen dreistöckigen Rémy Martin; dabei ist der Mensch jetzt schon hinüber!«
    Eigentlich wäre es ihre Aufgabe als Purserette gewesen, in der Kabine zu servieren und Small Talk zu machen. Sie hatte sich der Aufgabe noch vor dem Start entzogen, nach sechs Jahren war sie alles andere als vertraut mit dem routinemäßigen Ablauf. Schon beim Rollen am Boden fühlte sie sich unsicher, die Geräusche, das Schaukeln im Fahrwerk, die weiträumigen Kabinenabschnitte – alles war Neuland, das sie verunsicherte. Sie machte ›Avitour‹ den Vorwurf, sie sofort als Purserette statt als Auspuffmieze eingesetzt zu haben. Lieber hätte sie sich als Nummer Ganz zuletzt in der hintersten Galley verkrochen; schon die ungewohnte Beschleunigung, der steile Anstellwinkel beim Start bereiteten ihr Unbehagen.
    Aber ›Avitour‹ war durch den erhöhten Bedarf an Stewardessen in Personalnöte geraten. Die Großraumjets erforderten das Doppelte an Kabinenbesatzung wie die vorige Jetgeneration der Boeing 707 oder DC-8 . Da es besonders an erfahrenen Altgedienten mangelte, griff man dankbar zu, als sie sich bewarb.
    Seit der Bombenwarnung war mit Margot eine Verwandlung vorgegangen. Vorher hatte sie gespürt, daß sechs Jahre nicht spurlos an ihr vorbeigegangen waren: Sie war weniger sorglos als früher, mißtrauischer gegen jedes ungewohnte Geräusch an Bord, sie wurde sich des erhöhten Risikos bewußt, das Fliegen mit sich brachte. Jetzt hatte sie nicht nur für ihre Passagiere zu sorgen – dahinter sah sie die Gesichter ihrer beiden Kinder und ihres Mannes auftauchen, die Anspruch auf sie hatten.
    Aber nachdem sie die Kabine durchsucht, die Passagiere beruhigt hatten, spürte sie, wie sie dort gebraucht wurde. Mit ihren Nöten und Ängsten vertrauten sich die Fluggäste lieber einer erfahrenen Frau an als dem, was sie gern als Pipimädchen bezeichneten. Und während sie von Reihe zu Reihe ging, spürte sie, wie die Angst von ihr wich: Da waren Menschen, denen war das Element Luft weitaus fremder als ihr. Sie konnte helfen – das lenkte ab.
    »Ich habe Angst!« sagte Dollinger. »Ich gebe es ehrlich zu. Aber Männer haben ohnehin eher Angst als Frauen, wenn es hart auf hart geht.«
    »Vielleicht, weil sie mehr Phantasie haben!« schränkte Margot ein und goß ihm einen doppelten Bourbon nach.
    »Wir haben viel Zeit. Zeit arbeitet immer gegen die, die etwas erreichen wollen. Auf Otto Lilienthal ist eine Art Krisenstab zusammengetreten. Der wird sich was einfallen lassen!«
    »Hoffentlich weiß das die Bombe!« sagte Dollinger.
    Ihm fiel ein, was ihn schon lange Zeit unbewußt bedrängte: die Erinnerung an den Spaziergang mit Jason, der amerikanische Buick, die Munitionsbunker. »Haben Sie eigentlich schon mal mit Ihrem Mann in der Zentrale gesprochen?«
    Margot schüttelte den Kopf. Sie scheute sich davor. Außerdem wollte sie die Cockpitcrew nicht belästigen.
    »Wir haben natürlich Kontakt mit ihr.«
    Und plötzlich

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