Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Also schlinge ich sie um meinen Oberkörper und tue so, als wäre ich völlig fasziniert von der Schönheit der Rundbogentür.
»Miss Rose. Brav und pünktlich wie immer. Sehr schön.«
Es gelingt mir, ein knappes Nicken zustande zu bekommen.
»Also.« Er schließt die Tür auf und knipst die Lichter an. »Dann wollen wir mal reingehen. Bitte, nach Ihnen.«
Ich trete ein. Auch drinnen ist es recht kühl. Winzige Staubkörnchen tanzen im Schein der Lampen.
»Soll ich hoch auf die Bühne gehen?« Ich drehe mich zu ihm um.
»Ja bitte«, antwortet Marc. »Sind Sie bereit, es noch einmal als Jennifer Jones zu versuchen?«
»Ja.« Ich gehe die Stufen zur Bühne hinauf.
»Gut.«
Ich räuspere mich und trete in die Mitte. »Dieselbe Szene wie gestern?«
»Nein«, antwortet Marc. »Wir probieren eine andere. Sie sind mit dem Stück vertraut, nehme ich an?«
Ich nicke. »Ich habe es gestern bis zum Ende gelesen.«
»Okay. Dann suchen Sie sich eine Szene aus.«
»Wie wäre es mit der letzten, wo sie den Saal verlässt und …«
Marc unterbricht mich mit einer knappen Geste. »Zu leicht. Zumindest für Sie. Melancholie kenne ich ja bereits von Ihnen.«
»Okay. Wie wäre es dann mit der Szene, in der sie den Solotänzer verführen will?«
Marc runzelt die Stirn. »Das könnte ein wenig zu schwierig werden. Antonio ist selbst ein Verführer, und Jennifer muss sich gegen ihn behaupten.«
»Aber ich brauche eine Herausforderung, Mr Blackwell. Ich muss es besser machen als beim letzten Mal. Gestern habe ich …«
»Na gut. Ich spiele den Antonio.«
Ich ziehe das Skript aus der Tasche, aber Marc schüttelt den Kopf. »Kein Skript, Sophia. Wir werden spontan spielen. So wie gestern. Sie haben ein Gefühl für die Rolle entwickelt und kennen die Szene. Also lassen Sie sich von Ihrem Instinkt leiten. So wirkt es wesentlich glaubwürdiger.«
»Gehen Sie bei Ihren Filmen genauso vor?«
»Grundsätzlich«, antwortet Marc. »Aber erst nachdem ich das Drehbuch praktisch auswendig kenne. Ich verbringe Wochen damit, mir sämtliche Dialoge einzuprägen. Ich könnte jede Szene aus jedem Film herunterbeten, den ich bisher gedreht habe.«
»Wow, wie beeindruckend.« Ich hebe eine Braue. Zu meiner Verblüffung verziehen sich Marcs Lippen zu einem Lächeln. »Danke schön, Miss Rose. Ihr Lob freut mich sehr.« Sein Lächeln verfliegt. »Sie wirken schon wieder viel zu angespannt.« Er tritt auf mich zu, und ich verkrampfe mich noch mehr. Er nimmt meine Hände und lockert meine Arme.
Mein Oberkörper entspannt sich ein klein wenig, dafür ist mir überdeutlich bewusst, dass seine Finger meine Hände umfassen. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihm in die Augen sehe.
Er lässt meine Hände los und wendet den Blick ab. »Besser?«
Ich nicke. »Danke.«
»Versuchen Sie nicht, sich die Szene ins Gedächtnis zu rufen«, erklärt Marc. »Das brauchen Sie nicht. Ich kenne sie sehr gut und werde Sie führen. Versuchen Sie stattdessen, sich in Jennifer hineinzuversetzen. Fragen Sie sich, wie sie sich fühlen mag. Sie hat gerade erfahren, dass der Regisseur, den sie so verehrt, ein Verhältnis mit einer jungen Ballerina hat und sie deswegen möglicherweise ihren Part verliert. Sie sucht Trost. Und die Gewissheit, dass sie immer noch bekommt, was sie will, wenn sie ihren Körper einsetzt. Was würden Sie an Ihrer Stelle empfinden?«
»Ich wäre wütend«, antworte ich. »Und ich hätte Angst.«
»Okay. Gut. Was noch?«
»Und ich würde mich ohnmächtig fühlen. Ich würde meine Macht zurückhaben wollen. Die Gewissheit, dass ich Macht über einen anderen Menschen ausüben kann.«
»Sehr gut. Und wie würden Sie das mit Ihrem Körper zum Ausdruck bringen?«
Ich stelle mich aufrechter hin, sehe ihm direkt in die Augen und lege eine Hand auf die Hüfte. Meine Augen verengen sich ein klein wenig, und meine Lippen teilen sich.
»Sehr gut. Fangen wir an.«
Ich nicke. »Du bist ein unglaublich talentierter Tänzer, Antonio«, sage ich und streiche mir mit einer aufreizenden Geste übers Haar. »Bestimmt hast du im Laufe der Jahre schon eine Menge erstklassiger Solistinnen kennengelernt.«
»Ein paar«, antwortet Marc mit einem verschlagenen Grinsen.
Wieder einmal kann ich nur staunen, wie schnell sich seine Verwandlung vollzogen hat. Die Jugendlichkeit und maskuline Vitalität dringen ihm förmlich aus sämtlichen Poren.
»So, so?« Ich lächle. »Und wie gut kanntest du die Damen denn?«
»Einige sogar sehr gut«, antwortet
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