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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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begehrte. Darum beneidete sie sie. Leider war das Tropenhaus kein geeigneter Raum für Noel, weswegen sie schnell zum Aquarium eilten.
    Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, befanden sie sich im Dunkeln. Die kleinen Becken, die in den Wänden eingelassen waren, leuchteten in einem düsteren Blau und die Gespräche der anderen Besucher waren gedämpft wie in Kirchen oder auf Friedhöfen. Eine seltsame Intimität lag in der Luft.
    Noel und Lea lächelten sich zaghaft an, ehe sie sich den Unterwasserbewohnern direkt neben dem Eingang widmeten.
    »Oh, sind die schön!«, flüsterte sie, während ihre Augen den schnellen Bewegungen der kleinen Fische folgten. Sie schillerten in Rot und Gelb und huschten flink von einem Stein zum anderen. Noel neben ihr nickte stumm und sie wusste, dass er ebenso fasziniert war.»Sind diese Becken nicht viel zu klein für so viele von ihnen?«, fragte er leise, während sie den ersten Gang langsam hinab schritten.
    »Wahrscheinlich schon«, gab sie zu. Ihre Finger klebte an einer Scheibe, durch welche ein schwebendes Seepferdchen sie neugierig zu beobachten schien.
    »Ich wünschte, ich könnte ihnen helfen«, murmelte sie.
    »Ich wünschte, ich könnte alle deine Wünsche erfüllen«, seufzte Noel. Als sie überrascht zu ihm aufsah, betrachtete er ebenfalls das Seepferdchen.
    Lea konnte nicht direkt sagen, woran es lag, aber irgendwas in ihrem Kopf machte in dieser Sekunde
Klick
.
    »Noel, was wünscht du dir
wirklich

    Verdutzt wandte er seinen Blick zu ihr. »Dich glücklich zu machen, das habe ich doch gerade gesagt.«
    Aber sie schüttelte den Kopf und entgegnete: »Nein, alles außer das. Es muss doch etwas geben, was du in diesem Moment gerne tun würdest. Etwas, was
du
möchtest.«
    »Ich   … «, begann er, brach aber ab und runzelte die Stirn. Das Wasser warf leuchtende Spuren auf seine Haut.
    »Also gibt es was?«
    »Nein«, entschied er.
    »Das glaube ich nicht«, schoss sie sofort zurück.
    »Ich   … Nein, es gibt nichts. Ich will nur, dass du glücklich bist«, wiederholte er bestimmt und drehte den Kopf zurück zu den großen bunten Fischen vor ihrer Nase. Aber damit hatte er sie nicht überzeugt. Lea hatte es satt, immer im Mittelpunkt zu stehen. Er musste auch bereit sein, selbst etwas zu verlangen und anzunehmen. Sonst würden sie nie gleichberechtigte   … Partner werden.
    »Okay«, sagte sie deswegen. »Es würde mich glücklich machen, wenn du dir etwas wünschst.«
    Noel verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte, ohne sie anzusehen: »Das ist doch Unsinn, Lea. Ich möchte mir nichts wünschen. Ich bin schließlich
dein
Wunsch.«
    »Dann machen wir einen Deal: Wenn es dir so schwer fällt, etwas zu wollen, dann wirst du es nur einmal in der Woche machen. Eine Art Wunschtag sozusagen.«
    »Ein Wunschtag?«
    »Es würde mich wirklich glücklich machen«, setzte sie nachdrücklich hinzu.
    »Gut, du hast gewonnen.« Er ließ den Kopf hängen, doch auf Leas Gesicht machte sich ein Siegeslächeln breit, das sich einfach nicht wegwischen lassen wollte.
    »Also, was willst du?«
    »I-ich weiß es nicht.«
    »Komm schon. Egal, was dir eben gerade durch den Kopf geht.« Es musste irgendetwas geben; dafür hatte er doch schon so viel dazugelernt in denvergangenen Tagen.
    Ihr Kuchenmann griff sich mit der Hand in den Nacken, fuhr sich ein wenig durch die Haare und sah dann schüchtern zu ihr. Es wirkte fast, als wäre er verlegen.
    War es denn so schlimm?
    Lea wusste nicht, ob ihre Neugier berechtigt war ober ob sie sich lieber Sorgen machen sollte. Nachdem er den Mund nicht aufmachte, hakte sie ein weiteres Mal nach. »Noel, sag es einfach. Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest.«
    »Ich würde gerne   … «, setzte er nochmals an, brach aber mit einem lauten Aufstöhnen ab und fasste sich an die Stirn. Nach vorn gebeugt, krallte er sich mit den Fingern der anderen Hand in die Steinmauer, seine Augen waren fest zusammengekniffen, die Lippen aufeinander gepresst – sein ganzes Gesicht innerhalb einer Sekunde schmerzverzerrt.
    »Noel!«, keuchte Lea entsetzt, griff nach seinem Arm und zog ihn auf die kleine Bank, die nur wenige Meter entfernt stand. Es schien wieder ein solcher Anfall wie vor zwei Tagen zu sein – genauso plötzlich, genauso heftig.
    Ängstlich sah sie ihn an; unsicher, ob sie ihn berühren konnte, durfte, wollte oder nicht, doch wie beim ersten Mal entspannten sich seine Gesichtszüge nach wenigen Augenblicken wieder. Er

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