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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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bereits fürchtete, dass derjenige, dem diese Stimme gehörte, ihn
ignorieren würde.
    Gerade wollte er erneut
klopfen, da begann sich der Roll-Laden zu öffnen. Ostian trat einen Schritt zurück
und war mit einem Mal nervös. Er wusste nicht, wer sich auf der anderen Seite
zeigen würde.
    Schließlich war der Spalt breit
genug, um jemanden zu sehen. Es war eine Frau, doch ihr Erscheinungsbild entsprach
jemandem, der in Rinnsteinen nach dem verlorenen Kleingeld anderer Leute
suchte. Ihr langes Haar war fettig und zerzaust, das Gesicht wirkte hager, und ihre
Kleidung war verschmutzt und zerlumpt.
    »Wer sind ...?«, begann er,
doch weiter kam er nicht. Ihm wurde bewusst, dass es sich bei dieser armseligen
Kreatur um Serena d'Angelus handelte.
    »Thron!«, rief er, machte einen
Schritt auf sie zu und packte sie an den Schultern. »Was ist dir zugestoßen,
Serena?«
    Sein Blick fiel auf ihre Arme,
die mit Schnittwunden und Narben übersät waren. Getrocknetes Blut klebte an den
jüngeren Verletzungen, und selbst er konnte erkennen, dass sich viele dieser
Schnitte entzündet hatten.
    Sie betrachtete ihn mit
stumpfen Augen, und er drängte sie förmlich zurück in ihr Atelier, dessen verheerender
Anblick ihn schockierte. Was war aus dieser ordnungsliebenden, fast schon
peniblen Künstlerin geworden, die jeden Bereich in ihrem Leben durchorganisiert
und strukturiert hatte? Farbdosen lagen auf dem Boden verstreut, zerrissene
Leinwände häuften sich wie auf einer Müllhalde. Mitten im Raum standen noch ein
paar Staffeleien aufrecht, doch was die Bilder zeigten, konnte er nicht sehen,
da sie von ihm abgewandt waren.
    Rote Flecken übersäten die
Wände, in einer Ecke stand ein großes Plastikfass. Selbst auf diese Entfernung
konnte Ostian den stechenden Verwesungsgestank wahrnehmen.
    »Serena, was in aller Welt ist
hier passiert?«
    Sie schaute ihn an, als sähe
sie ihn zum ersten Mal, und erwiderte: »Nichts.«
    »Nun, irgendetwas muss ja
passiert sein«, beharrte er und bemerkte, dass ihr Desinteresse ihn noch
wütender machte. »Ich meine, du musst dich doch nur mal umsehen: überall Farbe,
zerschlagene Bilder ... und dann dieser Gestank. Was ist das? Es riecht, als
wäre hier etwas gestorben.«
    Mit einem Schulterzucken
entgegnete sie: »Ich war zu beschäftigt, um sauberzumachen.«
    »Das ist Blödsinn«, widersprach
er. »Ich war schon immer viel unordentlicher als du, aber in meinem Atelier
sieht es nicht annähernd so schlimm aus wie hier. Jetzt sag schon, was hier los
ist.«
    Er bahnte sich einen Weg durch
das Durcheinander, machte einen Bogen um eine große rotbraune Lache in der
Mitte des Raums und steuerte weiter auf das Plastikfass zu.
    Bevor er es erreicht hatte,
spürte er, dass sich jemand dicht hinter ihm befand. Er drehte sich um und sah
Serena, wie sie eine Hand nach ihm ausstreckte und die andere in den Falten
ihres Kleids versteckte, als wollte sie etwas vor ihm verbergen.
    »Nicht«, sagte sie. »Bitte. Ich
will nicht ...«
    »Was willst du nicht?«
    »Tu es bitte nicht«, erwiderte
sie, und er sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    »Was ist in dem Fass?«, fragte
Ostian.
    »Das ist Graviersäure. Ich ...
ich probiere etwas Neues aus.«
    »Etwas Neues?«, wiederholte er.
»Wenn du von Acryl auf Öl umsteigst, dann ist das etwas Neues. Das hier dagegen
... also ich weiß nicht, was es ist, aber wenn du mich fragst, dann ist es
irgendetwas Krankes.«
    »Bitte, Ostian«, schluchzte
sie. »Geh bitte.«
    »Ich soll gehen? Erst will ich
wissen, was dir zugestoßen ist!«
    »Ostian, du musst gehen«,
flehte sie ihn an.
    »Ich weiß nicht, wozu ich sonst
fähig bin.«
    »Was redest du da, Serena?«,
fragte er und fasste sie wieder an den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, was mit
dir los ist, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin. Ich bin ein Idiot
und hätte längst etwas sagen sollen, aber ich wusste nicht, wie ich es
anstellen sollte. Ich wusste, du leidest darunter, dass du glaubst, dein Talent
sei nicht groß genug. Aber da irrst du dich. Du bist gut. Du besitzt eine
seltene Gabe, und das musst du dir bewusst machen, denn das hier ... das ist
nicht gesund.«
    Sie sank in seine Arme, und er
spürte, wie ihm die Tränen kamen, als ihr Körper von heftigen Schluchzern
durchgeschüttelt wurde.
    Sie tat ihm so schrecklich leid,
auch wenn er als Mann mit seiner ganz anderen Denkweise nicht verstand, was
genau ihr zu schaffen machte. Serena d'Angelus war eine der begabtesten Künstlerinnen,
die

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