DGB 09 - Mechanicum
derartige Bemerkung konnte er nicht unwidersprochen hinnehmen.
Cavalerio erhob sich von seinem
Platz in der Princeps-Galerie und warf ein: »Sie meinten doch sicher die Streitkräfte
des Imperators, oder nicht?«
Von allen Seiten drehte man
sich zu ihm um, während er ein wenig ungelenk die stählernen Stufen
hinunterging.
Camulos sah ihm zu, wie er
näher kam, und straffte die Schultern, als mache er sich auf eine Schlägerei
gefasst. »Der Kriegsmeister ist der Stellvertreter des Imperators, und damit
sind beide ein und dasselbe.«
»Nein«, widersprach Cavalerio
und hatte den Boden erreicht.
»Das ist keineswegs der Fall.«
»Die Kammer erteilt dem
Princeps Cavalerio, dem Stormlord der Legio Tempestus, das Wort«, verkündete Verticorda
und benutzte dabei den Kriegsnamen, den seine Legio ihm in der Anfangszeit
seines Kommandos gegeben hatte.
Cavalerio verbeugte sich
respektvoll vor dem Lordkomman-danten und dann vor dem Deus Tempestus , ehe
er sich Princeps Camulos zuwandte. Dessen breite Schultern und erdrückende
Ausstrahlung ließen ihn selbst winzig wirken.
»Verraten Sie mir bitte, warum
es nicht ein und dasselbe sein sollte«, forderte Camulos ihn auf.
»Die Armeen, denen wir dienen,
sind die des Imperators, aber nicht die des Kriegsmeisters«, stellte er klar. »Ungeachtet
der Tatsache, dass Horus Lupercal sie befehligt, ist jeder Mann, jede Frau und
jede Maschine, die im Großen Kreuzzug kämpft, ein Diener des Imperators.«
»Sie betreiben Haarspalterei«,
spie Camulos aus und wandte sich von ihm ab.
»Nein«, konterte Cavalerio.
»Das tue ich nicht. Ich weiß, Ihre Legio hat einen großen Teil ihrer
Schlagkraft der 63. Expedition und damit dem Kriegsmeister unterstellt. So
etwas halte ich für gefährlich.«
Prompt drehte sich Camulos zu
ihm um. »Gefährlich? Dass wir dem ruhmreichen Krieger Treue schwören, der die
militärische Macht des Imperiums befehligt, während sich der Imperator in die
Verliese unter seinem Palast zurückzieht? Dem Helden Treue zu schwören, der die
Aufgabe zu Ende führen wird, für die der Imperator zu beschäftigt ist? Das
nennen Sie gefährlich?«
»Der Kriegsmeister ist ein
begnadeter Krieger«, stimmte Cavalerio zu. »Aber es wäre ein Fehler zu glauben,
dass dies seine Armeen sind. Unsere oberste Loyalität muss dem Imperator
gelten, und nur ein Blinder ist nicht in der Lage zu sehen, wie sehr diese
Teilung dem Mars schadet.«
»Was reden Sie da, Cavalerio?«,
konterte Camulos.
»Das wissen Sie ganz genau.
Nichts wird gesagt, und nichts wird je aufgezeichnet, aber wir alle wissen,
dass Grenzen gezogen werden. Die Spaltung in den Reihen der Adepten des Mars
wird immer deutlicher und erbitterter. Längst vergessene Unterschiede werden
hervorgeholt, uralte Streitigkeiten flammen auf einmal wieder auf. Der Angriff
auf den Reaktor von Adept Maximal ist nur das jüngste Beispiel für eine lange
Reihe von Gewalt-ausbrüchen, die an die Oberfläche kommen und sich über den
roten Sand ergießen. Glaubensfraktionen werden mobilisiert, und unsere Welt
steht kurz davor, sich selbst in Stücke zu reißen. Und wofür? Für einen semantischen
Unterschied im Glauben? Ist so etwas das Blutvergießen wert, das es zweifellos
nach sich ziehen wird?«
»Manchmal ist Krieg nötig«,
sagte Camulos. »War es nicht der Primarch Alpharius, der gesagt hat, dass Krieg
nichts weiter ist als die Hygiene der Galaxis?«
»Wer weiß? Ihm werden diese
Worte zugeschrieben, aber welches Gewicht kommt ihnen hier auf dem Mars zu? Ein
Krieg, der hier ausgetragen wird, dient nicht irgendwelcher Hygiene, sondern
geschieht aus fehlgeleitetem Glauben und theologischen Unter-schieden. Solche
Dinge sind für das Imperium Anathema, und ich werde mich nicht in einen
Glaubenskrieg religiöser Fanatiker hineinziehen lassen.«
»Fanatiker?«, wiederholte
Camulos mit übertriebenem Entsetzen.
»Meinen Sie damit die
Senioradepten des Mars? Und das aus dem Mund eines angesehenen Princeps.«
Cavalerio ließ die spitze
Bemerkung von sich abprallen und wandte sich an die versammelten Princeps und Krieger
der Titanen-Orden. »Jeden Tag erreichen Petitionen die Legios und die
Kriegerorden, die von Schmieden in ganz Tharsis stammen und in denen man uns
anfleht, unsere Maschinen zum Einsatz zu bringen. Und wofür? Weil man anderer
Meinung ist als andere? Es ist Wahnsinn, der dafür sorgen wird, dass wir alle
in den Flammen eines völlig unnötigen Krieges verbrennen werden, und ich für
meinen Teil werde für
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